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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ihre ausgestellten Öffnungen der Sonne entg e gen.
    Der Gang, in dem es wie als Vorspiel für den nahen Abend schattig war, führte zu einer sonnigen Veranda. Hier standen Töpfe mit roter Rosmarinweide und rotem Baldrian.
    Das Haus war ein Bungalow im spanischen Stil. Es war b e scheiden, aber elegant, und sorgsam gepflegt.
    Auf die rote Haustür hatte man die schwarze Silhouette eines mit erhobenen Flügeln in die Lüfte steigenden Vogels gemalt.
    Noch während Billy klopfte, ging die Tür auf, als wäre er dringend erwartet worden.
    »Tag, Billy«, sagte Ivy Elgin, ohne überrascht zu wirken. Durchs Guckloch in der Tür hatte sie ihn nicht sehen können, denn es gab keines.
    Ivy war barfuß. Sie trug bequeme beige Shorts und ein weites rotes T-Shirt, das völlig unauffällig war. Egal, selbst wenn sie sich mit einem Umhang samt Kapuze verhüllt hätte, wären die Männer auf sie geflogen wie Motten zum Licht.
    »Ich war nicht sicher, ob du da bist«, sagte Billy.
    »Mittwochs hab ich frei.« Ivy trat einen Schritt zurück.
    Zögernd blieb Billy auf der sonnigen Seite der Schwelle stehen. »Ich weiß«, sagte er, »aber du unternimmst doch sicher mal was.«
    »Momentan schäle ich in der Küche Pistazien.«
    Sie drehte sich um und ging den Flur entlang, als wäre Billy schon tausendmal da gewesen. Dabei war dies sein erstes Mal.
    Von schweren Vorhängen gefiltertes Sonnenlicht und eine Stehlampe mit saphirblauem Seidenschirm und Quasten schufen im Wohnzimmer mehr Schatten als Licht.
    Billy sah Dielen aus dunklem Fichtenholz, mit mitternacht s blauem Mohair bezogene Polstermöbel und einen Perserteppich. Die Bilder an den Wänden schienen aus den Dreißigerjahren zu stammen.
    Seine Schritte erzeugten ein Geräusch auf dem Holzboden, die von Ivy hingegen nicht. Sie durchquerte das Zimmer, als breitete sich zwischen ihren Fußsohlen und den Dielen ein Luftpolster aus. So schritten Wasserjungfern über einen Teich, ohne auch nur eine winzige Spur auf der Oberfläche zu hinterlassen.
    Die Küche im hinteren Teil des Hauses war etwa so groß wie das Wohnzimmer und diente auch zum Essen.
    Die Holztäfelung, die mit Streben unterteilten Glastüren der Schränke und die weißen, mit schwarzen Rauten abgesetzten Bodenfliesen erinnerten Billy an den französischen Charme von New Orleans.
    Die beiden Fenster zur hinteren Veranda standen offen, um Luft hereinzulassen. In einem saß ein großer schwarzer Vogel.
    Das Tier verhielt sich so still, dass Billy es zuerst für ausg e stopft hielt. Dann legte es den Kopf schief.
    Ohne dass Ivy etwas sagte, fühlte Billy sich aufgefordert, am Tisch Platz zu nehmen, und noch während er sich setzte, stellte sie ihm ein Glas mit Eiswürfeln hin. Auf dem Tisch stand ein Krug kalter Tee, aus dem sie ihm einschenkte.
    Das Stillleben auf dem rot-weiß-karierten Öltuch bestand ferner aus einem weiteren Glas Tee, einem Teller mit frischen Kirschen, einem Backblech mit einem großen Haufen ung e schälter Pistazien und einer Schüssel, die bereits halb voller Kerne war.
    »Hübsch hast du’s hier«, sagte Billy.
    »Es ist das Haus meiner Großmutter.« Ivy nahm drei Kirschen vom Teller. »Bei der bin ich aufgewachsen.«
    Ivy sprach leise wie immer. Selbst in der Kneipe hob sie nie die Stimme und wurde doch immer gehört.
    Da Billy für gewöhnlich nicht neugierig war, staunte er über sich selbst, als er mit ebenso leiser Stimme fragte: »Was war mit deiner Mutter?«
    »Die ist bei meiner Geburt gestorben«, sagte Ivy, während sie die Kirschen vor dem Vogel auf dem Fensterbrett aufreihte. »Mein Vater ist einfach weggezogen.«
    Der Tee war mit Pfirsichnektar gesüßt und mit einer Spur Minze gewürzt.
    Ivy setzte sich wieder an den Tisch und fing an, Pistazien zu schälen. Der Vogel wiederum beäugte Billy, ohne sich um die Kirschen zu scheren.
    »Ist der zahm?«, fragte Billy.
    »Wir verstehen uns einfach gut. Meistens bleibt er im Fenster sitzen, und wenn er doch näher kommt, respektiert er die Sauberkeitsregeln, die hier im Haus herrschen.«
    »Wie heißt er?«
    »Das hat er mir noch nicht gesagt. Aber das wird er schon noch tun.«
    Noch nie im Leben hatte Billy sich gleichzeitig so völlig entspannt und leicht desorientiert gefühlt. Wäre dem nicht so gewesen, so hätte er sich wohl nicht schon wieder eine mer k würdige Frage stellen hören: »Was war zuerst da, der echte Vogel oder der auf der Haustür?«
    »Die sind zusammen gekommen«, sagte Ivy. Die Antwort war nicht weniger

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