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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Zusammenhang mit der Tatsache, dass zu jener Zeit, im frühen 4. Jahrhundert, in immer größerer Zahl Pilger ins Heilige Land kamen. Feierte man dessen Geburt zusammen mit seinem Tod an Ostern, so fielen die beiden wichtigsten christlichen Feste kalendarisch in eins und lockten zu dieser Jahreszeit schwer zu bewältigende Touristenströme an die heiligen Stätten.
    Ob diese Herleitung des Weihnachtsfestes die letzte und unwidersprochen bleiben wird, darf bezweifelt werden – zumal derart weltliche Gründe religiösen Gemütern allzu profan erscheinen dürften. Weiterhin gilt, was ein Autor schon vor sechzig Jahren feststellte: »Bis heute weiß man weder, wann die beiden Christusfeste entstanden, noch, wie sie entstanden. Hypothesen zu beiden Fragen sind interessant, aber nicht abschließend.« Im Ergebnis muss man konstatieren, dass Festtage und die historisch-kalendarische Grundlage, auf die sie Bezug nehmen, häufig nicht übereinstimmen – und dass alles gegen die verbreitete Meinung spricht, Jesus sei am 25. Dezember zur Welt gekommen.

Nach der Varusschlacht haben sich die Römer aus Germanien zurückgezogen – IRRTUM!
    Selten wurde einem Mann so übel mitgespielt. Nicht nur kam Arminius, Germane und römischer Bürger, trotz seines triumphalen Sieges über die römischen Truppen des Feldherrn Varus 9 n. Chr. später schmählich durch die eigenen, undankbaren Leute zu Tode, die seine Macht fürchteten. Auch die Nachwelt machte aus ihm, nach jahrhundertelangem Vergessen, was ihr gerade passte: Befreier und Einer Germaniens, erster Deutscher, Vorkämpfer gegen das römische Joch, ideeller Ahnherr des Reichsgründers Kaiser Wilhelm I. In Ermangelung eines anderen als des römischen Namens taufte man ihn kurzerhand Hermann. Die Schlacht wurde fälschlich nach dem Teutoburger Wald benannt, obwohl sie da gar nicht stattfand, sondern höchstwahrscheinlich bei Kalkriese in der Nähe von Osnabrück. Bombastische Nationaldenkmäler wurden ihm gesetzt, dabei hätte er weder mit dem Begriff »Nation« noch mit dem Wort »deutsch« etwas anfangen können.
    Nun, so ergeht es historischen Figuren, die posthum zu Nationalhelden verklärt werden; viele Nationen haben derartige Helden, deren tatsächliche Wirkungsgeschichte mit dem späteren Image nicht mehr allzu viel gemein hat. Dafür taugen sie vortrefflich zur Selbstvergewisserung und lassen sich vor die Karren besserer und schlechterer Absichten spannen – jedenfalls solange das Publikum die unbekümmerte Verzerrung der Wahrheit mitmacht.
    Abgesehen von Hermanns fragwürdiger Entstellung zum deutschen Urvater und Nationalhelden: Die fragliche Schlacht hat durchaus stattgefunden und sie war durchaus bedeutend, auch wenn die Germanen mangels innerer Einigkeit nichts Rechtes daraus zu machen verstanden. Aber die Blamage der Römer war riesig und die Verunsicherung bis nach Rom spürbar, wo Augustus angeblich unrasiert durch die Gegend trottete und immer wieder murmelte, Varus möge ihm seine Legionen wiedergeben.
    Arminius war als Führer einer cheruskischen Hilfstruppe in römischen Diensten eigentlich Rom gegenüber zur Loyalität verpflichtet. Trotzdem verbündete er sich mit benachbarten Stämmen und lauerte dem Statthalter Varus, mit drei Legionen auf dem Rückweg vom Sommerlager, in klug gewähltem Gelände auf: Unwegsam war es da und so eng, dass die römischen Truppen sich gar nicht richtig zu ihrer Kampfformation aufstellen konnten, außerdem verwandelte Regen den Boden in elenden Morast. Hinterhältig in eine Falle gelockt, kämpften die Römer vier Tage und drei Nächte, bis sie vernichtend geschlagen waren. Nur wenige der rund 20000 Soldaten überlebten das Gemetzel, kaum ein Legionär entkam, der unglückliche Varus richtete sich selbst.
    In Rom überlegte man nach der Schreckensnachricht, was zu tun war. Und einer verbreiteten Meinung zufolge wurde der Beschluss gefasst, von allem militärischen Engagement rechts des Rheins künftig Abstand zu nehmen. Aber das stimmt nicht, denn die Römer zogen in der Folgezeit keineswegs den Schwanz ein und verzichteten auf weitere Unternehmungen auf germanischem Gebiet. Auch ein historischer Wendepunkt war die Schlacht nicht – weder für die Zeitgenossen noch in der historischen Beurteilung.
    Unter Julius Caesar galt die Rheinlinie als Grenze zwischen Imperium und Barbaren und ihre Sicherung als vorrangig, um die frisch unterworfene, zuvor aufmüpfige Provinz Gallien zu sichern. Die Strategie war also

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