Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
schaden. Der Krieg von bislang ungekannten Ausmaßen, der ganz Griechenland in Atem hielt, hatte zu einer schändlichen Missachtung der Olympischen Spiele geführt, die immerhin unter dem Schutz des höchsten Gottes standen. Wenige Jahrzehnte zuvor noch hatte man ein panhellenisches Schiedsgericht in Olympia eingerichtet, nun versagte man dem Heiligtum jeden Respekt. Die Kontrahenten zeigten kein Einsehen, am Ende musste Sparta zähneknirschend auf die Teilnahme an den Spielen verzichten – auch ein Spartaner, der sich heimlich unter die anderen Athleten gemischt hatte, kam mit seiner Mimikry nicht durch. Als der Krieg mit dem Triumph Spartas und der Niederlage Athens geendet hatte, zogen die Sieger unter König Agis abermals nach Elis und rächten sich für die Schmach: Die Eleer mussten öffentlich bekunden, seinerzeit im Unrecht gewesen zu sein, und den Spartanern für alle Zeiten die Teilnahme an den Spielen zusichern.
Noch einmal wurde das olympische Waffenstillstandsgebot in der Antike spektakulär gebrochen: 364 v. Chr. hielten die Arkadier, Spartas nördliche Nachbarn, Olympia besetzt und rissen die Leitung der Spiele an sich, wogegen sich die Eleer militärisch wehrten. Ausgerechnet die heiligen Spielstätten wurden zum Schauplatz eines blutigen Kampfes – angeblich, während auf den Rängen Zuschauer sportlichen Wettstreit erwarteten. Nach der militärischen Entscheidung wurde um die sportlichen Siege wie gewohnt gerungen, als wäre nichts geschehen – diese 104. Olympischen Spiele wurden erst im Nachhinein für ungültig erklärt. Da war dann selbst den siegreichen Besatzern Olympias mulmig geworden und sie fürchteten mit Recht um ihr Ansehen. Und doch erweist sich daran, dass die Griechen es mit der Unantastbarkeit eines Olympischen Friedens oder Waffenstillstandes nicht allzu ernst nahmen, wenn Pragmatismus oder Eigennutz im Spiel waren. Insofern unterscheidet sich die Antike von der Moderne gar nicht so sehr.
Aber auch wenn die Vorstellung, die Völker der Welt sollten wenigstens für die Zeit der Spiele in Frieden miteinander leben, nicht den antiken Rückhalt besitzt, der bis heute gern unterstellt wird, ist das Ideal des olympischen Friedens natürlich kein bisschen weniger erstrebenswert. Es ist aber auch gar nicht unbedingt notwendig, sich deswegen auf die antiken Vorläufer unserer Spiele berufen zu können, zumal ein antiker Grieche ohnehin Mühe hätte, Parallelen zum Gewohnten herzustellen. Friede an sich ist stets erstrebenswert und ein Wert an sich, der olympische Gedanke der Neuzeit tut also gut daran, sich dieses moderne Ideal zu bewahren und es anzustreben.
Jesus wurde an Weihnachten geboren – IRRTUM!
Alle Jahre wieder feiert ein Großteil der Erdbevölkerung, und dabei keineswegs nur der christliche, das Datum der Geburt Jesu. Es ist neben Ostern und Pfingsten eins der drei großen Feste des Christentums und darüber hinaus für Kinder, Familienselige und Schenkfreudige in aller Welt ein zentrales Ereignis im Jahr. Als Stifter einer neuen Religion, die Weltgeltung erlangt hat, ist Jesus von Nazareth eine historisch außerordentlich bedeutsame Figur auch über den religiösen Aspekt seines Wirkens hinaus. Folglich ist auch der genaue Zeitpunkt seiner Geburt nicht unerheblich. Die Sache scheint auf den ersten Blick einfach, weil mit dem 25. Dezember ja ein Termin vorliegt, an dem das Ereignis seit Jahrhunderten gefeiert wird – aber hält dieses Datum einer genauen Prüfung stand? Feiern wir Weihnachten zum historisch belegten Termin der Geburt Jesu oder sitzen wir alljährlich einem Irrtum auf, weil Jesus gar nicht an Weihnachten geboren wurde?
Die nächstliegende Autorität, die Heilige Schrift, hat zur Wahrheitsfindung wenig beizutragen: Von einem bestimmten Tag ist in den biblischen Erzählungen von der Geburt des Jesuskindes in Bethlehem nicht die Rede. Ohnehin beschreibt der Evangelist Lukas aus der Stadt Antiochia (heute Antakya im Süden der Türkei) als Einziger die Ereignisse um Jesu Geburt ausführlicher. Seine Darstellung, wohl im letzten Viertel des 1. Jahrhunderts verfasst, wird an Weihnachten weltweit in den Kirchen verlesen. Aber Lukas gibt zum Datum des Tages, der für die Entwicklung einer neuen Weltreligion so wichtig war, keine näheren Hinweise, nicht einmal von kaltem Wetter schreibt er.
Die kalendarischen Angaben aus dem Leben Jesu und seiner Gefährten haben ihre Tücken: Schon das Geburtsjahr Jesu ist nicht mehr zweifelsfrei zu bestimmen, auch
Weitere Kostenlose Bücher