Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
Garten. Von wo er stand, konnte Haplo die Stelle
sehen, wo sich der Pfad zum erstenmal gabelte, zwei Wege strebten nach links
und rechts auseinander, schlängelten sich zwischen Felsgebilden hindurch, die
nicht natürlich entstanden waren, sondern erschaffen aus Magie und Furcht und
Haß.
    Es gab immer nur einen richtigen Weg. Alle
anderen führten ins Verderben. Und sie standen ganz am Anfang.
    »Ich habe in meinem Leben etliche Höhlen
gesehen«, fuhr Mordhand fort, »aber so etwas nicht. Ich bin den Pfad
entlanggegangen bis zu der ersten Gabelung und habe mir angesehen, wie es von
da aus weitergeht.« Er rieb sich das Kinn. Das Haar auf dem Kopf und im Gesicht
fing an nachzuwachsen, blauschwarze Stoppeln, die wahrscheinlich furchtbar
juckten. »Ich hielt es für klüger umzukehren, bevor ich mich verlaufe.«
    »Sich zu verlaufen wäre die geringste deiner
Sorgen gewesen«, sagte Haplo. »Sich hier für die falsche Abzweigung zu
entscheiden bedeutet den Tod. Das Labyrinth ist mehr als ein Irrgarten. Es ist
ein Gefängnis. Und mein Kind ist darin gefangen.«
    Hugh Mordhand nahm die Pfeife aus dem Mund und
starrte Haplo an. »Ich will verdammt sein.«
    Alfred stand hinter den dreien, das verkörperte
schlechte Gewissen. Haplo drehte sich zu ihm herum.
    »Willst du ihn über die Raffinessen des
Labyrinths aufklären oder soll ich?«
    Alfred blickte kurz auf, einen wehen Ausdruck in
den Augen. Haplo sah den Schmerz, kannte den Grund dafür, doch es berührte ihn
nicht. Alfred war nicht mehr Alfred. Er war der Feind. Unwichtig, daß sie alle
zusammen in dieser Bredouille steckten. Haplo brauchte jemanden, den er hassen
konnte, brauchte seinen Haß als eine Mauer, die ihm Halt bot. Damit er nicht
hinfiel und womöglich nie wieder die Kraft fand aufzustehen.
    Der Hund hatte derweil in die Höhle gewittert
und mit deutlichem Mißfallen die Gerüche studiert. Er schüttelte sich heftig,
trottete zu Alfred hinüber, rieb sich am Bein des Sartan und schaute treuherzig
zu ihm auf. Sein buschiger Schweif strich langsam von einer Seite zur anderen.
    »Ich kann mir denken, wie du dich fühlst«, sagte
Alfred. Er streckte die Hand aus und tätschelte dem Tier zaghaft den Kopf. »Es
tut mir leid.«
    Haplos Mauer aus Haß begann zu bröckeln, Angst
kroch über die Trümmer hinweg. Er biß die Zähne zusammen. »Verflucht, Alfred,
hör auf, dich zu entschuldigen. Ich habe dir schon einmal gesagt, es ist nicht
deine Schuld!« Das Echo hallte von den Felswänden zurück.
    Deine Schuld… deine Schuld… deine Schuld…
    »Ich weiß. Ich höre auf damit. Es tut mm…«
Alfred kniff die Lippen zusammen, sah Haplo kläglich an und schwieg.
    Mordhand schaute von einem zum anderen. »Mir ist
verflucht egal, wer schuld hat. Jemand soll erklären, was hier vor sich geht.«
    Haplo zuckte die Schultern. »Vor langer Zeit
herrschte Krieg zwischen seinem Volk und dem meinen. Wir unterlagen, sie waren
die Gewinner…«
    »Nein«, berichtigte Alfred traurig. »Es gab
keine Gewinner.«
    »Ansichtssache. Aber wie auch immer, sie
sperrten uns in dieses Gefängnis, dann zogen sie aus, um endlich die
Alleinherrschaft anzutreten, aber viel Glück war ihnen nicht beschieden. Die
vier schönen neuen Welten wurden ihnen entweder zum Grab oder zum Kerker.
Entspricht diese Darstellung der Ereignisse in etwa deinen Vorstellungen,
Alfred?«
    Der Sartan gab keine Antwort.
    »Dieses Gefängnis nennt man das Labyrinth. Ich
wurde hier geboren. Sie wurde hier geboren.« Er zeigte auf Marit. »Unsere
Tochter kam hier zur Welt. Lebt hier.«
    »Falls sie lebt«, flüsterte Marit.
    Sie hatte ihre Selbstbeherrschung
wiedergewonnen, wenigstens zitterte sie nicht mehr. Aber sie gönnte keinem von
ihren Leidensgenossen einen Blick. An die Felswand gelehnt, hielt sie die Arme
fest um den Leib geschlungen, als hätte sie Angst, sich sonst zu verlieren.
    »Es ist ein Ort des Schreckens, regiert von
einer grausamen Magie, die nicht nur Freude daran hat zu töten, sondern ihre
Opfer zu quälen, zu peinigen, bis der Tod als Freund naht. 35 Uns beiden gelang es mit Hilfe unseres Fürsten Xar zu entkommen. Aber viele
sind gescheitert und erreichten nie das Letzte Tor. Generationen unseres
Volkes wurden geboren, haben gelebt und sind gestorben im Labyrinth.
    Und es gibt niemanden mehr«, schloß Haplo ruhig,
»der den ganzen Weg zurückgelegt hat, vom Ersten Tor bis zum Letzten.«
    Die Miene des Assassinen verfinsterte sich. »Was

Weitere Kostenlose Bücher