Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
bezweifle, daß er
den Mut aufbringt.« Es war auch zweifelhaft, daß sie den Mut aufbrachte, aber
davon sagte sie nichts. »Keiner hat je gewagt zurückzukehren, mein Gemahl.
Außer Euch.« Andererseits, wenn wir hierbleiben, wird dieser Raum aus Marmor
unser Grab.
    Marit dachte an das Gesicht der Frau in dem Kristallsarg.
Sie ruhte in Frieden. Ihr Tod war leicht gewesen.
    »Welchen Grund gibt Haplo für seine Rückkehr
an?« wollte Xar wissen.
    Marit war um eine Antwort verlegen. Sie zögerte,
spürte, wie Xar in sie drang – ein unangenehmes Gefühl.
    »Das – das Kind, mein Gebieter«, sagte sie
endlich stammelnd. Fast wäre ihr entschlüpft: Unser Kind.
    »Pah! Was für eine lächerliche Ausrede! Er muß
mich für einen Toren halten! Ich durchschaue ihn! Der Ehrgeiz frißt ihn auf,
meinen getreuen Haplo. Es ist ihm gelungen, auf Arianus die Führerschaft an
sich zu reißen. Jetzt planen er und sein Sartanfreund, mich zu stürzen. Er
geht ins Labyrinth, um dort seine eigene Streitmacht zu rekrutieren! Man muß
ihm Einhalt gebieten… Du zweifelst an meinen Worten, Frau?«
    Sie fühlte seinen Unwillen, beinahe Zorn, trotzdem
äußerte sie ihre Meinung. »Ich glaube, er meint es ernst… Jedenfalls hat er nie
erwähnt…«
    »Selbstverständlich nicht.« Xar wischte ihren
wenig überzeugenden Einwand beiseite. »Haplo ist verschlagen und klug. Dennoch
wird er scheitern. Geh mit ihm. Bleib bei ihm, auch wenn der Weg ins Labyrinth
führt. Sei getrost, du wirst nicht lange ausharren müssen. Sang-drax kommt. Mit
meiner Hilfe wird er in der Lage sein, dich und Haplo aufzuspüren und ihn dann
zu mir zu bringen.« Was deine Aufgabe gewesen wäre.
    Marit hörte den Tadel. Sie nahm ihn schweigend
hin, er war verdient. Aber Sang-drax… Vor ihren Augen erstand drohend das Bild
der widerwärtigen Drachen-schlangen von Chelestra. Entschlossen verdrängte sie
die Erinnerung. Xar stellte weitere Fragen.
    »Haplo und der Sartan – worüber unterhalten sie
sich? Berichte mir alles, was gesprochen wurde.«
    »Sie sprachen von Hugh Mordhand, wie es möglich
sein könnte, den Fluch des ewigen Lebens von dem Menschen zu nehmen. Sie
sprachen von Abarrach und einer Kammer dort, dem Sanktuarium…«
    »Wieder diese elende Kammer!« Xar war
ungehalten. »Haplo redet von nichts anderem. Er ist besessen davon! Einmal bot
er mir an, mich hinzuführen. Ich…«
    Eine Pause.
    Eine lange, lange Pause.
    »Ich bin ein Narr gewesen. Er hätte mich hingeführt«, murmelte Xar, so leise, daß seine Gedanken ihre Stirn streiften wie
Schmetterlingsflügel. »Was hat er über diese Kammer erzählt? War von einem
Siebenten Tor die Rede?«
    »Ja, mein Gemahl.« Marit war erstaunt und beeindruckt.
»Woher wißt Ihr das?«
    »Ein Narr, ein blinder Narr«, wiederholte er
bitter und fuhr sogleich beschwörend fort: »Was genau haben sie gesagt, Haplo
und sein Sartanfreund?«
    Marit wiederholte alles, woran sie sich
erinnerte.
    »Ja, das ist es! Ein Fokus magischer Kräfte!
Macht. Was erschaffen werden kann, kann auch zerstört werden.«
    Marit spürte Xars Erregung, sie rieselte durch
ihre Adern wie Feuer.
    »Haben sie erwähnt, wo auf Abarrach sich diese
Kammer befindet? Wie man sie erreicht?«
    »Nein, Gebieter.« Sie war gezwungen, ihn zu
enttäuschen.
    »Ich möchte, daß du alles daransetzt, ihm
genauere Angaben zu entlocken! Finde so viel wie möglich heraus! Wo sie ist.
Wie man hineingelangt!« Er wurde ruhiger. »Doch sei umsichtig, behutsam, damit
keiner von beiden Verdacht schöpft. Natürlich, das ist der geheime Trumpf, den
sie gegen mich ausspielen wollen. Haplo darf niemals argwöhnen…«
    »Was argwöhnen, Gebieter?«
    »Argwöhnen, daß ich von dieser Kammer weiß.
Bleib in Verbindung mit mir, Tochter… Oder vielleicht sollte ich sagen, Gemahlin.«
    Marit wußte nicht, womit sie erneut sein
Wohlwollen verdient hatte, doch er war ihr Gebieter, und seinen Befehlen
gehorchte man, ohne Fragen zu stellen. Und sie war froh, seine schützende Hand
über sich zu wissen, wenn sie im Labyrinth waren. Doch seine nächste Äußerung
warf einen Schatten über ihre aufkeimende Zuversicht.
    »Ich werde Sang-drax wissen lassen, wo du bist.«
    Das war ihr kein Trost, wie Xar glaubte. Eher
das Gegenteil.
    »Ja, Gebieter.«
    »Ich brauche dich selbstverständlich nicht
darauf hinzuweisen – kein Wort von dem, was wir gesprochen haben, zu Haplo.«
    »Nein, Gebieter.«
    Er war fort, und Marit war allein.

Weitere Kostenlose Bücher