Irrwege
und albern auf wie eh und je.
»Paithan ist mit dieser blöden Maschine
beschäftigt«, erzählte Aleatha Drugar auf dem Weg zum Amphitheater. »Rega ist
damit beschäftigt, Paithan von der Maschine loszueisen, und Roland – wen
interessiert schon, was Roland tut.« Sie rümpfte die Nase. »Sollen sie sich
doch mit dem gräßlichen, häßlichen Fürst Xar herumtreiben. Du und ich, wir
haben wirklich interessante Freunde, nicht wahr, Drugar?«
Drugar stimmte zu. Er stimmte allem zu, was sie
sagte, und war mehr als bereit, sie in den Irrgarten zu führen, wann immer
sie den Wunsch äußerte.
Sie waren gleich am nächsten Morgen wiedergekommen,
als das Licht schien, aber, wie Drugar vorhergesagt hatte, die Phantome
erschienen nicht. Aleatha und der Zwerg warteten lange, aber nichts geschah.
Der Strahlenkranz in dem Amphitheater lag verlassen in der Sonne.
Aleatha wanderte gelangweilt herum und
betrachtete den Mosaikboden.
»Sieh nur, Drugar«, sagte sie und kniete sich
hin. »Ist das nicht das gleiche Muster wie am Stadttor?«
Drugar bückte sich. Ja, es war das gleiche
Muster. Und in der Mitte eine freie Stelle, ebenfalls genau wie am Tor.
Er griff nach dem Amulett an seinem Hals. Er
hatte damals die Obsidianscheibe mit dem Zeichen darauf in die freie Stelle am
Tor eingepaßt, und das Tor öffnete sich. Seine Finger wurden kalt, seine Hand
fing an zu zittern. Drugar wich zurück und schaute Aleatha an, ob sie es
gemerkt hatte, ob ihr derselbe Gedanke gekommen war.
Doch Aleatha hatte bereits das Interesse
verloren. Die Leute waren nicht hier. Der Ort war – für sie – langweilig. Sie
wollte weg, und Drugar war durchaus bereit, sie zu begleiten.
Am Nachmittag jedoch kamen sie zurück. Das Licht
der Sternenmaschine strahlte hell. Die Schattengestalten lustwandelten wieder
in dem Amphitheater. Aleatha saß auf der Bank und beobachtete sie mit einer Mischung
aus Faszination und Entzücken.
»Sie reden«, verkündete sie. »Ich kann sehen,
wie ihre Lippen sich bewegen. Sie unterstreichen die Worte mit den Händen. Sie
leben, bestimmt. Aber wo? Worüber unterhalten sie sich? Ich kann an gar nichts
anderes mehr denken!«
Drugar drehte das Amulett zwischen den Fingern
und sagte nichts.
Aber ihre Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf.
Am folgenden Nachmittag besuchten beide wieder den Irrgarten und am
darauffolgenden auch. Der Zwerg begann die Schattengestalten auf dieselbe
Weise zu betrachten wie Aleatha – als wirkliche Personen. Einzelheiten fielen
ihm auf, er glaubte, einige der Zwerge vom Tag zuvor wiederzuerkennen. Elfen
und Menschen sahen für ihn alle gleich aus, er konnte sie nicht auseinanderhalten,
aber die Zwerge – einen ganz besonders – war er sicher, schon gesehen zu haben.
Dieser Zwerg war ein Bierhändler. Drugar
erkannte es an den Knoten der Zunft in seinem geflochtenen Bart und an dem
silbernen Becher. Dieser Becher, den er an einem Samtband um den Hals trug,
diente dazu, Kunden eine Kostprobe seines Gebräus anzubieten. Die Geschäfte
schienen gutzugehen, nach seinem Auftreten und seiner Kleidung zu schließen.
Elfen und Menschen grüßten ihn respektvoll, verneigten sich leicht und nickten.
Einige von den Menschen ließen sich sogar auf ein Knie nieder, wenn sie mit ihm
sprachen – eine Höflichkeit, von der Drugar sich nie im Leben hätte träumen
lassen, daß ein Mensch sich im wahrsten Sinne des Wortes dazu herablassen
könnte.
Doch schließlich hatte er nie in seinem Leben
viel mit Elfen und Menschen zu tun gehabt; etwas, wofür er stets dankbar
gewesen war.
»Ihn dort habe ich Lord Gorgo genannt«,
plauderte Aleatha. Da die Phantome sich weigerten, mit ihr zu sprechen,
besorgte sie selbst die Unterhaltung. Sie gab ihnen Namen und spekulierte über
ihre Beziehungen untereinander. Es machte ihr Spaß, dicht neben einer der
Schattengestalten zu stehen und ungeniert mit dem Zwerg über den Betreffenden
zu schwatzen.
»Ich kannte früher einen Lord Gorgo. Er hatte
genau solche Froschaugen wie dieser Ärmste. Wenigstens versteht er sich zu
kleiden. Viel besser als Gorgo, der hatte überhaupt keinen Geschmack. Diese
Frau, die bei ihm ist. Eine unmögliche Person. Wie sie sich an ihm festklammert.
Tiefe Dekolletes scheinen bei ihnen fashionabel zu sein, aber wenn ich ihre Brüste hätte, ginge ich hochgeschlossen bis zum Kinn. Sehr attraktive Menschenmänner
haben sie, das muß man sagen. Gehen umher, als wären sie die Herren. Diese
Weitere Kostenlose Bücher