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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Elfen behandeln ihre Sklaven außerordentlich freizügig. O Drugar, sieh nur, da
ist der Zwerg mit dem silbernen Becher. Wir haben ihn gestern schon gesehen. Er
unterhält sich mit Lord Gorgo! Und da kommt ein Mensch und stellt sich zu
ihnen. Ich denke, ich werde ihn Rolf nennen. Wir hatten einmal einen Sklaven
mit Namen Rolf, der…«
    Aber Drugar hörte nicht mehr zu. Er umfaßte das
Amulett an seinem Hals, stand von der Bank auf und mischte sich zum erstenmal
unter die Gestalten, die so lebendig wirkten und doch Phantome waren; die so
viel redeten und doch stumm blieben.
    »Drugar! Schön, daß du auch kommst!« Aleatha
lachte und wirbelte herum, ihre Röcke flogen. »Ist das nicht lustig?« Sie
vollführte ein paar Tanzschritte, dann blieb sie stehen und zog einen
Schmollmund. »Aber es wäre lustiger, wenn sie wirklich wären. O Drugar,
manchmal wünschte ich, du hättest mich nie hergebracht! Es gefällt mir, aber
gleichzeitig bekomme ich solches Heimweh… Drugar, was tust du?«
    Der Zwerg schenkte ihr keine Beachtung. Er nahm
das Amulett vom Hals, kniete in der Mitte des Strahlenkranzes nieder und legte
die Obsidianscheibe mit dem Runenzeichen auf die freie Stelle, genau wie
seinerzeit am Stadttor.
    Er hörte Aleatha schreien, aber wie aus weiter
Ferne…
    Eine Hand schlug ihm auf den Rücken.
    »Ihr, guter Herr!« Eine dröhnende Stimme in der
Elfensprache. Ein silberner Becher wurde vor Drugars Nase geschwenkt. »Ihr
seid ein Fremder in unserer schönen Stadt, nehme ich an. Nun, Meister, wie
war’s mit einem Schluck vom besten Ale in ganz Pryan?«
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Kapitel 38
Im Labyrinth
    Als Haplo am nächsten Morgen erwachte, geheilt
und ausgeruht, blieb er noch eine Weile ruhig liegen und lauschte den Geräuschen
des Labyrinths. Seit er denken konnte, haßte er diesen Ort, der ihm alles
genommen hatte, was er liebte. Doch er hatte ihm auch viel gegeben, erst jetzt
kam ihm das zu Bewußtsein. Erst jetzt war er fähig, sich das einzugestehen.
    Die Siedler, die ihn – einen kleinen Jungen –
aufgenommen hatten, nachdem seine Eltern getötet worden waren. Er konnte sich
an keinen ihrer Namen erinnern, doch er sah ihre Gesichter vor sich, in dem
fahlen Grau eines Morgens im Labyrinth. Wie lange hatte er nicht mehr an sie
gedacht? Seit dem Tag, an dem er ein Läufer geworden war. Er hatte sie
vergessen, wie man ihn – glaubte er – vergessen würde. Jetzt wußte er es besser.
    Die Männer, die den verängstigten kleinen Jungen
fanden, dachten vielleicht hin und wieder noch an ihn. Die alte Frau, die ihm
ein Zuhause gegeben hatte, mußte sich fragen, was aus ihrem Schützling geworden
war. Der junge Mann, der ihn die Kunst lehrte, die Sigel auf Waffen zu
übertragen, mochte interessiert sein zu erfahren, daß seine Lehren sich als nützlich
erwiesen hatten. Haplo hätte viel dafür gegeben, sie zu finden, ihnen zu
danken.
    »Man hat mich gelehrt zu hassen.« Er rieb die
Wangen des Hundes, der mit dem Kopf auf seiner Brust friedlich schlummerte,
und hörte dabei auf das Rascheln der kleinen Tiere, die Vogelrufe, die sich
unauslöschlich seinem Gedächtnis eingeprägt hatten. »Man hat mich nie gelehrt
zu lieben.«
    Er setzte sich auf und weckte den Hund, der
gähnte, sich reckte und davonstürmte, um futtersuchende Eichhörnchen zu
belästigen.
    Marit lag ein Stück abseits, weder bei Haplo und
seinen Freunden noch bei den anderen Patryn. Sie schlief in derselben Haltung
wie damals, zu einer Kugel zusammengerollt. Er erinnerte sich daran, wie er
neben ihr geschlafen hatte, an sie geschmiegt, schützend die Arme um sie
geschlungen. Er mußte daran denken, wie es wohl gewesen wäre, mit ihr und dem
Kind zu schlafen, die Kleine zwischen ihnen, geborgen, umsorgt, geliebt.
    Zu seiner Überraschung stiegen ihm die Tränen in
die Augen, zornig wischte er sie weg.
    Ein Zweig knackte.
    Bevor Haplo sich herumdrehen konnte, war Hugh
Mordhand aufgesprungen und stand Kari gegenüber.
    »Schon gut, Hugh«, sagte Haplo beschwichtigend
und stand auf. »Sie hat uns wissen lassen, daß sie kommt.«
    Das stimmte. Kari war mit Absicht auf den Zweig
getreten, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wolle sich unbemerkt
anschleichen.
    »Diese, die du Nichtige nennst, benötigen sie
keinen Schlaf?« fragte sie Haplo. »Meine Leute melden, dein Freund hätte die
ganze Nacht gewacht.«
    »Sie besitzen keine Runenmagie, die sie
schützt«, erklärte Haplo. Er hoffte, daß sie nicht gekränkt

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