Irrwege
kann es
nicht erlauben. Ihr seid abgeschnitten da draußen…«
»Wenn wir kein Glück haben, kommt es auf
dasselbe raus«, entgegnete Haplo grimmig. »Entweder wir sterben dort, oder wir
sterben hier. Und da draußen haben wir eine Chance.«
»Ich gehe mit dir«, sagte Marit.
»Ich auch.« Hugh Mordhand dürstete danach, dem
Feind Auge in Auge gegenüberzustehen. Er hatte versucht zu kämpfen, aber jeder
Speer, den er warf, verfehlte das Ziel; statt der Pfeile hätte er Blumen verschießen
können, für all den Schaden, den sie anrichteten.
»Du kannst nicht töten«, erinnerte ihn Haplo.
Mordhand grinste. »Das wissen die aber nicht.«
»Da hast du recht«, gab Haplo zu. »Aber
vielleicht solltest du hierbleiben, Alfred beschützen…«
»Nein.« Alfred streckte abwehrend die Hände aus.
»Sir Hugh wird gebraucht. Ihr werdet alle gebraucht. Ich kann auf mich selbst
aufpassen.«
»Bist du sicher?« Haplo musterte ihn
eindringlich.
Alfred wurde rot. Haplo wollte nicht wissen, ob
Alfred sicher war, allein auf sich aufpassen zu können, er meinte etwas
anderes. Haplo war immer fähig gewesen, ihn zu durchschauen. Nun, unter
Freunden war das wohl so.
»Ganz sicher«, antwortete Alfred lächelnd.
»Dann viel Glück, Coren.« Haplo wandte sich ab.
Begleitet von dem Hund und Hugh Mordhand, stiegen er und Marit zum Tor
hinunter.
»Auch dir viel Glück, mein Freund«, sagte Alfred
leise.
Er schloß die Augen und begab sich in die
tiefsten Tiefen seines Selbst hinunter, wo er noch nie gewesen war, jedenfalls
nicht mit Bewußtsein, und suchte zwischen dem Gerumpel und dem Trödel nach den
Worten einer Beschwörung.
Kari und ihre Gruppe von Jägern hatten sich
freiwillig erboten, mit Haplo zu gehen. Sie bewaffneten sich mit Klingen aus
Stahl, die sie Haplos Anweisungen gemäß mit Runeninschriften versahen.
»Der Kopf der Schlangen ist der einzige
verwundbare Punkt, von dem ich weiß«, erklärte er ihnen. »Am besten zielt man
zwischen die Augen.«
Unnötig hinzuzufügen, was alle selbst wußten,
daß man nur mit Glück überhaupt so nahe an die Ungeheuer herankommen konnte,
ohne zerschmettert, zerquetscht oder von den gähnenden Rachen verschlungen zu
werden.
Vier Ungeheuer attackierten die Stadt, Sang-drax
eingeschlossen.
»Er gehört uns«, sagte Haplo und tauschte einen
Blick mit Marit, die zustimmend nickte. Der Hund umkreiste aufgeregt bellend
das Trüppchen der Wagemutigen.
Noch hielten die Mauern stand, aber nicht mehr
lange. Sie waren von oben bis unten von Sprüngen durchzogen, das Licht der
Runen verblaßte, stellenweise war es erloschen. Der Feind nutzte die Breschen
in dem magischen Panzer, um die Leitern anzulegen und hinauf zuschwärmen. Die
Schlangen stürzten hin und wieder ihre eigenen Verbündeten aus schwindelnder
Höhe zu Boden, aber das bekümmerte sie wenig. Andere kamen, um den Platz der
Gefallenen einzunehmen.
Haplo und seine Leute standen am Tor.
»Geht mit unserem Segen«, sagte Vasu und gab mit
erhobener Hand das Zeichen.
Patryn, Hüter des Tores, legten die flachen
Hände auf die Runen. Die Sigel leuchteten auf, erloschen, die Torflügel
schwangen nach innen. Haplo und seine Leute schlüpften durch den schmalen
Spalt. Ein Rudel Dämonenwölfe erspähte die Öffnung und stürzte heulend darauf
zu. Die Patryn machten sie nieder, die letzten gerieten zwischen die sich
schließenden Flügel und wurden zerquetscht.
Haplo und seine Gefährten waren nun ausgeschlossen,
es gab keinen Weg mehr zurück. Haplo selbst hatte befohlen, daß man die Tore
erst wieder öffnen sollte, wenn die Schlangen tot waren.
Die Runen auf den Schwertern und an ihren
Körpern leuchteten hell. Haplo gab das Kommando, und die Gruppen teilten sich,
um jede der Schlangen einzeln anzugreifen und von der Mauer wegzulocken.
Voller Hohn wandten die Ungeheuer sich den
armseligen kleinen Störenfrieden zu, um sie kurzerhand aus dem Weg zu schaffen
und mit ihrem Zerstörungswerk fortzufahren. Nur Sang-drax erkannte die Gefahr,
doch seine Warnung blieb unbeachtet.
Eine der Schlangen, die sich nur von
lächerlichen Plagegeistern attackiert sah, stieß auf sie nieder, in der
Absicht, sie mit den Kiefern zu packen und über die Mauer dorthin
zurückzuschleudern, woher sie gekommen waren.
Kari, flankiert von dreien ihrer Leute, hielt
kaltblütig dem Fleisch gewordenen Grauen stand, das sich auf sie herabsenkte.
Das Schwert in beiden Händen, wartete sie, bis der
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