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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ihm. »Tut mir leid, daß ich dich in diese Lage gebracht habe, mein
Freund.«
    Der Hund trabte ruhelos auf dem Wehrgang hin und
her und beschwerte sich winselnd, daß er nichts sehen konnte. Manchmal blieb er
stehen, lauschte mit gespitzten Ohren und knurrte grollend, wenn das herausfordernde
Heulen eines Dämonenwolfs oder das siegesgewisse Zischen einer der
Drachenschlangen von der Ebene herauftönte. Marit stand neben Haplo, sie
hielten sich an den Händen. Immer wieder schauten sie sich an und lächelten,
fanden einer Trost und Mut in den Augen des anderen.
    Alfred, der sie beobachtete, fühlte sich
ebenfalls getröstet. Zum erstenmal, seit er Haplo begegnet war, schien dieser
mit sich im Einklang zu sein, versöhnt mit seinem Schicksal. Fast, nicht ganz –
der Hund war noch bei ihm. Was immer Haplo zurück ins Labyrinth gebracht haben
mochte, hatte ihn nach Hause geführt. Und er war zufrieden, hier zu sein, hier
zu sterben.
    Mein Freund, hatte er gesagt.
    Alfred hörte es trotz des Getöses der
anrückenden Truppen. Die Worte erfüllten ihn mit einem Gefühl der Wärme.
    »Bin ich das?« fragte er verlegen.
    »Was?«
    Das Gespräch war fortgesetzt worden, wenigstens
zwischen Haplo, Marit und Hugh Mordhand, während Alfred der Stimme von jenseits
des Abgrunds gelauscht hatte.
    »Dein – was du gesagt hast. Freund.«
    »Das habe ich gesagt?« Haplo zuckte mit den
Schultern. »Ich muß den Hund gemeint haben.« Doch er lächelte.
    »Nein, hast du nicht, oder?« Alfred hatte vor
freudiger Erregung rote Ohren.
    Haplo schwieg. Die grausigen Horden unter ihnen
kreischten und brüllten, schleuderten wüste Drohungen zu den Verteidigern
hinauf. Haplos Schweigen hüllte Alfred ein wie eine wärmende Decke. Er hörte
die Stimmen des Todes nicht, nur Haplos Stimme, als er sprach.
    »Ja, Alfred, du bist mein Freund.« Haplo
streckte die Hand aus – sehnig, stark, auf dem Rücken mit blauen Runen
tätowiert. Alfred streckte ihm seine hin – weiß, mager, knochig, kalt und klamm
vor Angst.
    Erzfeinde, die sich über den Abgrund von Haß hinweg
die Hände reichten. In diesem Augenblick richtete Alfred den Blick nach innen
und erkannte sich selbst. Und hatte keine Angst mehr.
    Ein weiterer schriller Fanfarenstoß, und die
Schlacht begann.
    Die Patryn hatten die Brücken über den Fluß
entweder zerstört oder zu tödlichen Fallen umgewandelt, trotzdem geriet der
Vormarsch nur kurz ins Stocken. Die schmale Felsenbrücke, die zu überqueren
Alfred einige qualvolle Momente bereitet hatte, stürzte unter Blitz und Donner
ein und riß eine Abteilung der feindlichen Streitmacht mit in die Tiefe.
    Aber noch bevor die letzten Trümmer in den schäumenden
Fluten versunken waren, schleppten sechs Behemoths mit gewaltigen Stoßzähnen
dicke Baumstämme zum Ufer. Drachen – echte Drachen 40 des Labyrinths – trugen die Stämme empor und legten sie quer über die
Schlucht. Die Legionen drängten hinüber. Wenn einer der vielen ausglitt und
stürzte, überließ man ihn seinem Schicksal.
    Weiter oben überspannten gemauerte Brücken den
Flußlauf. Diese ließen die Patryn stehen, aber die eingemeißelten Runen
erregten in denen, die hinüber wollten, unüberwindliche Furcht, so daß die
vordersten kehrtmachten und von Panik ergriffen zurückdrängten, wobei sie die
hinteren Reihen niedertrampelten.
    Die Patryn auf den Mauern schöpften Hoffnung,
weil es aussah, als würde der Hauptteil der Streitmacht die Stadt nicht
erreichen. Der Jubel erstarb, als die gigantischen Schlangen sich aufbäumten
und das Haupt wie einen Rammbock gegen den Unterbau der Brücken schnellen
ließen, ein Teil, der nicht von Magie geschützt war. Die Sigel an den Seiten
loderten hell, aber Risse durchzogen das Runengefüge, schwächte die Magie,
zerstörte sie stellenweise ganz. Die feindlichen Befehlshaber spornten die
Truppen brüllend an, der Rückzug kam zum Stehen, die Horden des Labyrinths
stürmten über die beschädigten Brücken, die unter den Massen erbebten, aber
hielten.
    Am frühen Nachmittag war der Himmel über Abri
schwarz von den Schwingen der Drachen und Greife, Riesenfledermäuse und
Harpyen, die sich aus der Luft auf die Verteidiger stürzten. Scharen von
Chaodyn, Dämonenwölfen und Tigermännern brandeten gegen die Mauern.
Belagerungstürme wurden herangerollt, Sturmleitern angelegt. Rammböcke dröhnten
gegen das Eisentor.
    Die Patryn ließen Magie auf ihre Belagerer niederregnen

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