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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Seid der Held in Eurem eigenen Leben. Überlaßt es nicht einem anderen, diese
Rolle zu spielen.«
    »Der Held in meinem eigenen Leben«, wiederholte
Alfred leise. Faßt mußte er lachen. Es war so grotesk.
    Die beiden Männer saßen in freundschaftlichem
Schweigen zusammen. Draußen verblaßte die Schwärze der Nacht zu Grau. Die
Morgendämmerung zog herauf, mit ihr nahte der Zeitpunkt der Schlacht.
    »Zwei Seelen wohnen in Eurer Brust, Alfred«,
meinte Vasu schließlich. »Zwischen beiden existiert ein Abgrund. Irgendwie
müßt Ihr ihn überbrücken. Die beiden Seelen müssen eins werden.«
    Alfred Montbank – ältlich, kahlköpfig,
tolpatschig, ein Hasenfuß.
    Coren – Lebensspender, ein Held, der Erwählte.
    Diese beiden konnten nie zusammenkommen; sie waren
zu lange getrennt gewesen.
    Alfred faltete die Hände im Schoß. »Ich glaube,
ich würde nur von der Brücke fallen, die ich zu schlagen versuche«, sagte er
unglücklich.
    Ein Hörn ertönte: Zu den Waffen.
    Vasu sprang auf. »Kommt Ihr mit?«
    Alfred bemühte sich, mutig und entschlossen
dreinzuschauen. Sein Bein war eingeschlafen, gleich beim ersten Schritt
stolperte er über die Teppichkante.
    »Einer von uns wird kommen«, sagte er und
raffte sich seufzend vom Boden auf.
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Kapitel 46
Abri,
Labyrinth
    In der grauen Helligkeit der Morgendämmerung kam
es den Patryn vor, als ob jeder Feind im Labyrinth gegen sie aufgestanden wäre.
    Bis zu diesem Moment, als sie in ungläubigem
Entsetzen von der Mauerkrone auf die Ebene hinunterschauten, hatten sie die
Befürchtungen des Obmanns für übertrieben gehalten. Nun gut, es waren ein paar
Fremde in der Stadt aufgetaucht, aber sie hatten kein Unheil angerichtet. Und
was die Heerscharen betraf, die sich angeblich sammelten – man rechnete mit ein
paar Rudeln Dämonenwölfe, höchstenfalls einer Legion schwer zu tötender
Chaodyn. 39 Wie konnte eine so gewaltige Streitmacht wie die, von der der Obmann sprach,
sich unbemerkt sammeln? Im Wald und in der Umgebung hatte man nicht mehr
Gefahren angetroffen als sonst.
    Doch über Nacht hatte sich alles dort draußen in
einen brodelnden Hexenkessel des Todes verwandelt.
    Dämonenwölfe, Chaodyn, Tigermänner, Snogs und
Horden anderer Ungeheuer, ausgebrütet von der bösen Macht des Labyrinths,
waren am Flußufer aufmarschiert. Ihre Reihen wogten hin und her, bis es
schien, als habe der Fluß des Zorns sich verdoppelt.
    Der Wald dahinter ließ nur ahnen, was sich in
ihm verbarg – das Schwanken der Wipfel war ein Hinweis auf das Gewimmel. Staub
erhob sich dort, wo hohe Bäume gefällt wurden, für Brücken, Rammböcke oder
Sturmleitern.
    Aus den Grasebenen jenseits des Waldes sproß
eine grausige Saat. In der Nacht aus der Erde gewachsen wie Unkraut, das sich
von der Dunkelheit nährt, erstreckten sich die Reihen der Feinde bis zum
Horizont.
    Geführt wurden diese Heerscharen von Kreaturen,
wie man sie im Labyrinth nie zuvor erblickt hatte: gigantische, graugeschuppte
Schlangen, deren abstoßende Leiber einen giftigen Schleim absonderten. Ein
Gestank nach Fäulnis und Verwesung hing greifbar in der Luft. Die Patryn
konnten ihn schmecken, fühlten ihn schmierig auf der Haut.
    Die roten Augen der Schlangen glühten, ihre
zahnlosen Rachen klafften weit, tranken das Entsetzen und die Furcht, die ihr
Anblick erzeugte. Sie labten sich daran, wurden fett und stark und nahezu
unbesiegbar.
    Eins der Scheusale hatte jedoch nur ein Auge.
Damit spähte es in grausamer Vorfreude zu den Zinnen hinauf, als hielte es
nach einem ganz bestimmten Widersacher Ausschau.
    Der Tag brach an, graue Helligkeit aus einer unsichtbaren
Quelle, die weder Hoffnung noch Wärme spendete. Doch an diesem Tag war das
Grau illuminiert von einer Aura aus strahlendem Rot und Blau. Die Runenmagie
der Patryn hatte nie zuvor so hell geleuchtet wie heute, angesichts der
gewaltigen Streitmacht, die das Labyrinth gegen sie aufgeboten hatte.
    Die Sigel auf der Mauer um die Stadt strahlten
so grell, daß viele von denen, die am Flußufer das Zeichen zum Angriff
erwarteten, gezwungen waren, die Augen mit der Hand zu beschirmen. Die
Tätowierungen am Körper der Patryn schimmerten, als wäre jeder einzelne eine
lodernde Flamme.
    Nur einer stand fast unsichtbar zwischen all den
Lichtgestalten, einsam und fast gelähmt vor Grauen. »Das ist hoffnungslos!«
Alfred spähte über die Zinnen, er war kreidebleich.
    »Ja, es ist hoffnungslos«, bestätigte Haplo
neben

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