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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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dichter an ihn heran. »Du
hattest vorhin ganz recht. Zwei können es schaffen. Ich heiße Marit.« Sie zog
den Ausschnitt ihrer Lederweste zur Seite und zeigte ihre eintätowierte
Herzrune – eine Geste des Vertrauens.
    Er legte das halbfertige Seil hin und entblößte
die linke Brustseite, wo über dem Herzen ein ähnliches Sigel war. »Ich bin
Haplo.«
    »Laß mich dir helfen.«
    Sie zog das dicke Knäuel der Ranken heran und
entwirrte es so, daß er unbehindert weiterknüpfen konnte. Beim Arbeiten
redeten sie, oft berührten sich ihre Hände. Wenig später war es notwendig, daß
sie ganz dicht neben ihm saß, damit er sie in die Kunst des Seilschlagens
einweihen konnte. Bald danach schoben sie das Seil in den Hintergrund der Höhle,
um mehr Platz zu haben…
    Marit zwang sich, die ganze Nacht noch einmal zu
durchleben; es ließ sie völlig kalt. Keine unwillkommenen Regungen, keine
aufgewärmten Reste einstiger Gefühle. Die einzige Berührung, die heute das
Feuer in ihrem Blut entfachte, war die ihres Gemahls. Wie zu erwarten.
Schließlich hatte es andere Höhlen gegeben, andere Nächte, andere Männer. Nicht
ganz wie Haplo vielleicht, aber sogar Xar gab zu, daß Haplo verschieden war
von anderen Männern.
    Es wäre interessant, Haplo wiederzusehen.
Interessant zu sehen, wie er sich verändert hatte.
    Marit glaubte, sich hinauswagen zu können. Sie
hatte gelernt, sich in den langen Röcken zu bewegen, obwohl sie sie scheußlich
fand und sich fragte, wie eine Frau es ertrug, ständig Kleider zu tragen, in
denen man sich nicht frei bewegen konnte.
     
    Der nächste Sturm brach über Drevlin herein.
Marit störte sich nicht an dem prasselnden Regen, den ohrenbetäubenden
Donnerschlägen. Ihr blieb ein Ausflug in dieses Unwetter erspart: Magie brachte
sie zu ihrem Bestimmungsort. Magie brachte sie zu Haplo – nur mußte sie sich
vorsehen, nicht in seiner unmittelbaren Nähe aufzutauchen. 19
     
    Marit hüllte sich in einen langen Umhang und zog
die Kapuze über den Kopf. Nach einem letzten prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild
war sie zufrieden. Haplo würde sie keinesfalls erkennen. Und die Nichtigen –
Marit zuckte mit den Schultern.
    Da sie nie einem Menschen begegnet war, auch keinem
anderen Nichtigen, hatte sie wie die meisten Patryn keine sehr hohe Meinung
von ihnen. Sie sah aus wie eine von ihnen und nahm an, das genügte, um nicht
aufzufallen.
    Ihr kam gar nicht der Gedanke, die Zwerge
könnten sich über das plötzliche Auftauchen einer Menschenfrau in ihrer Mitte
wundern. In ihren Augen waren die Nichtigen alle gleich. Was bedeutete eine
Krähe mehr im Schwärm?
    Marit begann die Sigel in die Luft zu zeichnen,
sprach die Worte und sah zu, wie die Runen aufflammten und verbrannten. Sobald
der Kreis geschlossen war, ging sie hindurch und verschwand.
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Kapitel 11
Wombe,
Drevlin,
Arianus
    Zu einem früheren Zeitpunkt in der langen und –
manche würden sagen – unrühmlichen Geschichte Drevlins hätte der Anblick einer
Menschenfrau in den von Glimmerglampen erleuchteten Hallen der Farbick
beträchtliche Verwunderung, um nicht zu sagen Aufsehen erregt. Seit Anbeginn
der Welt hatte kein solches Wesen seinen Fuß auf den Boden der Farbick gesetzt.
Die Pioniere in dieser Hinsicht, und auch erst seit kurzem, waren Menschenmänner,
Mitglieder einer Schiffsmannschaft, die den Zwergen in der historischen
Schlacht um das Allüberall zur Hilfe gekommen waren.
    Im Fall einer Entdeckung hätte Marit keine
Gefahr gedroht, außer vielleicht unter einer Lawine von Werbistdus, Warums
und Wohers begraben zu werden. Nein, Gefahr drohte den Zwergen, denn Marit
gehörte nicht zu den Patryn, die im Labyrinth die Lektion Geduld gelernt
hatten. Was sie haben wollte, nahm sie sich. Kam ihr ein Hindernis in den Weg,
entfernte sie es. Auf Dauer.
    Glücklicherweise erfolgte Marits Ankunft in
einem jener schicksalshaften Momente, die einerseits genau der richtige und
andererseits genau der falsche Moment sind. Genau richtig für Marit; leider
falsch für Haplo.
    In besagtem Moment befand sich eine Abordnung
von Elfen und Menschen zu Friedensverhandlungen auf Drevlin, und man
versammelte sich in der Farbick. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, konnten
die Hohen und Mächtigen den Staatsakt nicht über die Bühne bringen, ohne von
den weniger Hohen und Mächtigen angestaunt und hofiert zu werden. Deshalb schlenderten
zum erstenmal in der Geschichte von Arianus

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