Irrwege
aufsahen (ausgenommen Limbeck,
der in seliger Kurzsichtigkeit um sich schaute und ihn überhaupt nicht
bemerkte). Mit einem herablassenden Blick warf er sich malerisch den Zipfel des
Umhangs über die Schulter und schritt an ihnen vorbei.
Ein zweites Elfenschiff senkte sich herab, an
Bord die von Prinz Rees’ahn ausgewählten Repräsentanten des Elfenvolks. Das
Empfangskomitee vergaß Hugh, der sich über Steine und zwischen Wasserlachen
einen Weg zur Farbick suchte, die er im selben Moment erreichte, als mit
Urgewalt der nächste Regenguß auf Wombe herabstürzte.
Scharen von Elfen, Menschen und Zwergen waren in
der riesigen Halle versammelt, der Sage nach der Geburtsort des Allüberall. Es
wurde geschmaust und getrunken, und man begegnete sich mit der abwartenden
Höflichkeit langjähriger Feinde, die plötzlich Freunde sein sollen. Wieder
suchte Hugh in der Menge nach Haplo, wieder ohne Erfolg.
Auch gut. Dies war nicht die Zeit und nicht der
Ort.
Hugh Mordhand erwählte ein Eisenfaß, in dem ein
Feuer brannte, zu seinem Stützpunkt. Er trocknete seine Kleider, trank ein
Glas Wein und begrüßte mit weit ausgebreiteten Armen seine Mitmenschen, so daß
die guten Leute überzeugt waren, ihn von irgendwoher zu kennen.
Wenn jemand auf Umwegen herauszufinden versuchte,
wer er war, setzte Hugh eine gekränkte Miene auf und erklärte vage, daß er zur
Gesellschaft des Herrn dort drüben gehörte, Baron (Hatschi! – Gesundheit! –
Danke sehr!), bei dem Dingsbums (unbestimmtes Wedeln mit der Hand).
Ein höflicher Kratzfuß in die Richtung des
besagten Edelmanns. Der Baron, der einen offenbar begüterten, eleganten Herrn
artig grüßen sah, erwiderte selbstredend die Verneigung. Der Frager war’s
zufrieden.
Der Assassine ließ sich auf längere
Unterhaltungen nicht ein, achtete aber darauf, mit jedem ein paar Worte zu
wechseln, und am Ende einer mehrstündigen, gesellschaftlichen Tour de Force
wäre jeder Mensch in der Farbick, auch ein blaß und elend aussehender Trian,
bereit gewesen zu schwören, daß er oder sie seit Ewigkeiten mit dem reich
gekleideten, charmanten Herrn auf freundschaftlichem Fuß verkehrte.
Wie war doch nur der Name…
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Kapitel 13
Wombe,
Drevlin,
Niederreich
Der Tag der Inbetriebnahme der großen Maschine
brach an. Die Honoratioren fanden sich in der Farbick ein und bildeten einen
Kreis um das Standbild des Mangers. Der Chefmechaniker der Zwerge, Limbeck
Schraubendreher, sollte die Ehre haben, die Tür im Sockel der Statue zu öffnen
und als erster in die Stollen hinabzusteigen, die zum Herzen und Gehirn des
Allüberall führten.
Dies war Limbecks Augenblick des Triumphs. Er
hielt das kostbare Sartanbuch 23 in der Hand (nicht, daß er es
gebraucht hätte, Limbeck wußte jede Zeile auswendig; überhaupt war es für ihn
nur ein verschwommener Fleck, um etwas zu erkennen, mußte er im wahrsten Sinne
des Wortes die Nase hineinstecken), begleitet von Jarre (inzwischen Madam
Schraubendreher) und gefolgt von einer Heerschar wichtiger Persönlichkeiten,
näherte Limbeck Schraubendreher sich dem Standbild. Der Zwerg, der diese
erstaunliche Entwicklung ins Rollen gebracht hatte, weil er sich nicht
verbieten ließ, Warum? zu fragen, legte beide Hände gegen den Sockel und
stemmte sich dagegen.
Die Gestalt eines in einen Kapuzenumhang
gehüllten Sartan drehte sich, ein Schacht kam zum Vorschein, Stufen, die ins
Dunkle führten. Limbeck zögerte einen Moment und schaute in die Tiefe.
»Immer nur Schritt für Schritt«, instruierte ihn
Jarre mit gedämpfter Stimme. Sie war sich der erwartungsvollen Blicke bewußt,
die auf ihnen ruhten. »Hübsch langsam und halt dich an mir fest, dann wirst du
schon nicht fallen.«
»Wie?« Limbeck blinzelte. »Oh, das ist es nicht.
Ich sehe gut. Diese blauen Lichter 24 , weißt du, sind recht
hilfreich. Es sind nur – Erinnerungen.« Limbeck seufzte, seine Augen wurden
feucht, und die blauen Lichter verliefen vor seinen Augen zu formlosen
Klecksen. »So viel ist geschehen und das meiste hier in der Farbick. Hier stand
ich vor Gericht, als ich damals herausfand, daß der Manger versuchte, uns
mitzuteilen, wie die Maschine funktioniert, und dann der Kampf mit den Kupferern…«
»… als Alfred die Treppe hinunterfiel und ich da
unten mit ihm gefangen war, und auf der Suche nach einem Weg hinaus fanden wir
die Angehörigen seines Volkes, und sie waren alle tot.« Jarre drückte Limbecks
Hand. »Ja, ich
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