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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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aus wußten.
    Einige Barone versuchten, Unruhe zu stiften, und
hatten auch Erfolg, vornehmlich, weil die meisten Menschen immer noch den
Elfen mißtrauten und einen Frieden zwischen den Völkern für unmöglich hielten.
Stephen verhielt sich still, wartete ab. Er war klug genug zu wissen, daß Haß
ein Kraut ist, das nicht allein deshalb welkt, weil die Sonne darauf scheint.
Man brauchte Geduld, um es mit Stumpf und Stiel auszutilgen. Mit etwas Glück
und wenn er umsichtig zu Werke ging, erlebte vielleicht seine Tochter, daß das
Kraut verdorrte. Ihm – darüber war Stephen sich im klaren – würde es nicht mehr
vergönnt sein, die Früchte seiner Arbeit zu ernten.
    Dennoch hatte er getan, was er konnte. Er war zufrieden.
Und wenn diese verrückte Maschine der Zwerge funktionierte, um so besser. Wenn
nicht, nun ja, er und Rees’ahn und der Zwerg – wie hieß er noch?
Schraubensonstwas – fanden schon eine brauchbare Lösung.
    Eine plötzliche Unruhe an der Küste erregte
Stephens Aufmerksamkeit. Die königliche Garde hielt dort Wache; jetzt spähten
alle vorsichtig über den Rand der schwebenden Insel, riefen und zeigten auf
etwas.
    »Was zum Henker…« Stephen machte sich auf, um
nachzusehen, was es gab, aber schon kam atemlos ein Bote gelaufen.
    »Euer Majestät!« Ein junger Page, so aufgeregt,
daß er kaum ein Wort herausbrachte. »W-W-Wasser!«
    Stephen brauchte nicht weitergehen, denn er
konnte es sehen – fühlen. Ein Wassertropfen auf seiner Wange. Anne, neben ihm,
griff nach seinem Arm.
    Eine gewaltige Fontäne schoß neben der Insel
empor, stieg hoch, höher in den Himmel. Stephen legte den Kopf in den Nacken,
wäre fast hintenübergefallen bei dem Bemühen zu sehen. Der Springquell stieg
bis zum – ja, fast bis zum Firmament hinauf, fiel dann als warmer
Frühlingsregen auf die Inseln herab.
    Kochend heiß, wenn es von Drevlin aufstieg,
kühlte das Wasser unterwegs ab, besonders stark in der kalten Luft in der Nähe
der Eisschollen, die das Firmament bildeten. Lauwarm rieselte es schließlich
auf die emporgewandten Gesichter der Menschen nieder, die andächtig das
Wunder bestaunten.
    »Das ist – unglaublich!« flüsterte Anne.
    Solarus’ goldene Strahlen drangen durch die
Wolken und splitterten den transparenten Wasservorhang auf in bunt flimmernde
Perlenschnüre. Ringe aus regenbogenfarbigem Dunst umschlossen die Fontäne;
Tropfen glitzerten und funkelten, sammelten sich auf den dickbäuchig nach
innen gewölbten Zeltdächern zu Teichen. Die Kleine jauchzte, bis ein Tropfen
ihr mitten auf das Naschen fiel, da fing sie jämmerlich an zu schreien.
    »Ich bin sicher, daß ich gespürt habe, wie der
Boden sich bewegt!« beharrte Stephen und wrang sich das Wasser aus dem Bart.
    »Aber ja, Liebster«, meinte Anne geduldig. »Ich
bringe lieber die Kleine nach drinnen, bevor sie sich den Tod holt.«
    Stephen blieb draußen und genoß die Flut, bis er
naß war, nasser, am nassesten. Er lachte über die Bauern, die mit Eimern
gelaufen kamen, um jeden Tropfen von dem Naß aufzufangen, das so kostbar war,
daß die Menschen es zur Grundlage ihres Währungssystems gemacht hatten (ein
Bari hatte den Wert von einem Barrel Wasser). Stephen hätte ihnen sagen können,
daß sie ihre Zeit vergeudeten. Der Regen würde fallen und nicht aufhören zu
fallen, solange das Allüberall arbeitete. Und in Anbetracht der unermüdlichen
Emsigkeit der Zwerge hieß das soviel wie für immer.
    Er wanderte Stunden über das ehemalige Schlachtfeld,
das nun ein Symbol des Friedens war, denn hier hatten er und Rees’ahn das
Abkommen unterzeichnet und die Allianz besiegelt. Ein Drache tauchte über der
Küste auf und schwebte heran, seine nassen Schwingen glänzten im Sonnenlicht.
Nachdem er gelandet war, schüttelte er sich kräftig, offensichtlich genoß er
die Dusche.
    Stephen beschirmte die Augen mit der Hand und bemühte
sich, den Reiter zu erkennen. Eine Frau, aus der Kleidung zu schließen. Einige
Männer der Garde eskortierten sie respektvoll.
    Dann erkannte er sie. Lady Iridal!
    Mißmutig runzelte er die Stirn. Was zum Teufel
wollte sie hier? Mußte sie diesen herrlichen Tag verderben? Schon früher hatte
er sich in ihrer Gegenwart verdammt unbehaglich gefühlt, jetzt aber, seit sie
gezwungen gewesen war, ihren eigenen Sohn zu töten, um des Königs Leben zu
retten, graute ihm förmlich vor einer Begegnung. Er warf einen sehnsüchtigen
Blick zum Pavillon, in der Hoffnung,

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