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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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»Ich will dir ein Geheimnis anvertrauen. Nicht einmal
Limbeck weiß davon.«
    Haplo schwieg, doch er lächelte ermutigend zu
ihr hinunter.
    »Ich werde dafür sorgen, daß niemand…« Sie
starrte mit gerunzelten Brauen auf Trians Rücken. »… daß niemand die schönen
Toten stört. Daß sie niemand findet. Ich weiß noch nicht, wie ich es anstelle,
aber irgendwas wird mir schon einfallen.« Sie wischte sich mit dem Handrücken
über die Augen. »Die Menschen mit ihren lauten Stimmen und plumpen Händen, wie
sie die heilige Stätte entweihen – das wäre schrecklich. Oder die Elfen mit
ihrem Gezwitscher und dem schrillen Lachen. Oder sogar meine Leute mit ihren
dicken, schweren Stiefeln. Ich sorge dafür, daß sie in Frieden schlummern
können. Alfred würde das auch wollen, meinst du nicht?«
    »Ja«, sagte Haplo. »Alfred würde es auch so
wollen. Aber laß nur.« Er drückte ihre Hand. »Die Sartanmagie wird Vorsorge
treffen. Niemand wird den Raum finden, der ihn nicht finden soll.«
    »Glaubst du? Dann brauche ich mir darum keine Gedanken
zu machen?«
    »Nein. Und jetzt gehst du besser nach vorn.
Limbeck hält nach dir Ausschau.«
    Tatsächlich war die Karawane wieder zum Stehen
gekommen. Im schummrigen Abglanz der Sartanrunen sah man Limbeck mit
vorgerecktem Kopf kurzsichtig nach allen Seiten blinzeln.
    »Jarre?« rief er fragend.
    »Er ist so ein Schlurch«, sagte Jarre liebevoll
und machte sich auf, ihrem Schützling und mittlerweile Angetrauten zur Hilfe
zu eilen. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen. »Kommst du nicht auch?«
fragte sie Haplo. »Geht es dir nicht gut?«
    »Nur eine kleine Schwäche.« Die Lüge ging Haplo
glatt über die Lippen. »Laß die Vergangenheit ruhen, Jarre. Ergreife die
Zukunft mit beiden Händen. Es wird eine goldene Zukunft sein für dich und dein
Volk.«
    »Das will ich tun.« Jarre nickte energisch.
»Schließlich verdanken wir sie dir.« Sie hatte plötzlich das komische Gefühl,
daß sie ihn nie mehr wiedersehen würde.
    »Jarre!« Limbeck wurde unruhig.
    »Du gehst besser zu ihm«, meinte Haplo.
    »Auf Wiedersehen.« Ihre Stimme brach, sie spürte
einen dumpfen Schmerz in der Brust. Flugs bückte sie sich und umhalste den
Hund so stürmisch, daß sie ihn fast erstickte; dann, während sie die Tränen
wegblinzelte, die ihr plötzlich und grundlos in die Augen stiegen, lief sie
nach vorn, zu Limbeck.
    Veränderungen – selbst Veränderungen zum Guten –
waren schwer. Sehr schwer.
    Die Prozession hielt vor einer mit leuchtend
blauen Sartanrunen versehenen Tür. Umwabert von dem geisterhaften Lichtschimmer,
marschierte Limbeck darauf zu und zeichnete gemäß Jarres Anweisungen (sie las
aus dem Sartanbuch vor) mit dem dicken Zeigefinger die Sartanrune auf die Tür,
die den Kreis vervollständigte.
    Die Tür schwang auf.
    Aus dem Raum dahinter drang ein merkwürdiges,
klapperndes Geräusch; es kam näher. Bei den Elfen und den Menschen hielten sich
Neugier und Ängstlichkeit die Waage, man wahrte vorsichtshalber Abstand.
Limbeck jedoch schritt unerschrocken voran, Jarre zur Seite. Der Zauberer Trian
folgte ihnen auf den Fersen.
    Der Raum, den sie betraten, war durchflutet von
blendend weißer Helligkeit. Nach dem Halbdunkel draußen konnten sie im ersten
Moment nichts sehen und mußten sich die Augen mit der Hand beschirmen.
    Ein Mann ganz aus Metall – Silber, Gold und
Messing – kam auf sie zu. Seine Augen waren Edelsteine, er bewegte sich steif.
Sartanrunen bedeckten seinen Körper.
    »Es ist ein Androide«, erklärte Limbeck. Das
Wort, das er von Gram gehört hatte, war ihm wieder eingefallen. Stolz wies er
mit der ausgestreckten Hand auf den Messingmann, als wäre es seine eigene
Schöpfung.
    Trian musterte ehrfürchtig den Roboter, dann die
großen Augen aus Glas an den Wänden, deren jedes wachsam einen bestimmten
Teil der großen Maschine beobachtete. Von dort wanderte sein Blick staunend zu
den Pulten aus glänzendem Metall, bestückt mit Glaskästen und kleinen Rädern,
Hebeln und anderen faszinierenden, geheimnisvollen Objekten.
    Kein Hebel, Gerät oder Rädchen bewegte sich.
Alles verharrte in völliger Reglosigkeit, als wäre das Allüberall
eingeschlummert und wartete darauf, vom Sonnenlicht auf den geschlossenen
Lidern geweckt zu werden.
    »Das Tor ist offen. Welches sind meine Befehle?«
fragte der Messingmann hohl.
    »Er spricht!« Trian war überwältigt.
    »Selbstverständlich kann er sprechen«,

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