Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
nicht so über Callie. Sie hatte ihre Fehler,
aber sie hielt unsere Familie zusammen. Jetzt ist sie tot, Vater ist tot, und
wir werden auch bald sterben…«
    Aleatha riß sich von ihm los und schlug ihrem
Bruder mit der flachen Hand ins Gesicht. »Halt den Mund, ich will das nicht
hören!«
    Paithan musterte seine Schwester grimmig,
während er sich die brennende Wange rieb. »Du kannst mich schlagen, so viel du
willst, Thea, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Irgendwann gehen unsere
Nahrungsvorräte zu Ende. Und dann…« Er zuckte mit den Schultern.
    »Dann gehen wir eben und holen neue«, sagte Aleatha.
Zwei fiebrige rote Flecken brannten auf ihren Wangen. »Da draußen gibt es jede
Menge Eßbares: Pflanzen, Früchte…«
    »Tytanen«, warf Paithan trocken ein.
    Die gekräuselten weiten Röcke gerafft, die an
den Säumen allmählich unübersehbar ausfransten, rauschte Aleatha davon.
    »Die sind nicht mehr da«, sagte sie über die
Schulter.
    Paithan hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten.
»Das haben die anderen auch gedacht, als sie gegangen sind. Du weißt, was aus
ihnen geworden ist.«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    Paithan holte seine Schwester ein. »Doch. Du
hast sie schreien gehört. Wir alle haben sie gehört.«
    »Ein Trick!« Aleatha warf den Kopf in den
Nacken. »Ein Trick, um uns Angst einzujagen, damit wir ihnen nicht nachkommen.
Die anderen sind wahrscheinlich da draußen, essen und trinken und lachen über
uns…« Trotz aller Forschheit zitterte ihre Stimme. »Die Köchin hat gesagt, es
wäre ein Schiff da draußen. Sie und ihre Kinder haben es gefunden und sind
weggeflogen von hier…«
    Paithan machte den Mund auf, um Einwände zu erheben,
schloß ihn aber wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Aleatha kannte die
Wahrheit. Sie wußte genau, was in jener schrecklichen Nacht geschehen war. Sie
und Roland, Paithan und Rega und Drugar, der Zwerg, hatten oben auf der Treppe
gestanden und besorgt zugesehen, wie die Köchin mit den anderen die Sicherheit
der Zitadelle verließ und im Urwald verschwand. Die Leere und die Atmosphäre
der Verlassenheit trieben sie hinaus. Das und der ewige Unfriede, der Streit
über die schwindenden Nahrungsvorräte. Abneigung und Mißtrauen waren in Haß
und Angst umgeschlagen.
    Lange hatte man nichts von den Tytanen – den
furchteinflößenden Riesen, die Pryan durchstreiften – gehört oder gesehen. Alle
nahmen an (alle, außer Paithan), daß die Kreaturen fort waren, weitergezogen.
    Paithan wußte, daß sie noch da waren, wußte es
aus einem Buch, das er in einer staubigen alten Bibliothek in der Zitadelle
gefunden hatte.
    Das Buch war eine Handschrift in der
Elfensprache – ein ziemlich altertümlicher Dialekt – und reich bebildert, ein
Grund, weshalb Paithan es als Lektüre ausgewählt hatte.
    Auch noch andere Bücher in den Regalen waren in
der Elfensprache abgefaßt, enthielten aber mehr Text als Bilder. Ihm fielen
schon die Augen zu, wenn er sie nur ansah.
    Irgendwelche gottähnlichen Wesen, die sich
›Sartan‹ nannten, hatten – behaupteten sie – die Elfen und Menschen und Zwerge
hierher geführt.
    »Ketzerischer Unsinn«, würde seine Schwester
Callie kategorisch geurteilt haben.
    Die Welt Pryan – Welt des Feuers – war eine von
vier Welten, angeblich.
    Den Teil glaubte Paithan nicht, denn er hatte
einen Plan dieses ›Universums‹ gefunden – viele Bälle, die in der Luft hingen,
als hätte irgendein Jongleur sie hinaufgeworfen und wäre dann zum Mittagessen
gegangen.
    »Für wie einfältig halten die uns?« fragte er
sich.
    Pryan, eine grüne, üppige tropische Welt ohne
Nacht – die Sonnen in der Mitte der Hohlkugel schienen ununterbrochen –, war
dazu bestimmt, wenn man dem Buch glauben wollte, die anderen Welten mit Licht
und Nahrung zu versorgen.
    Was das Licht betraf, wollte Paithan gerne
zugeben, daß er mehr davon hatte, als er gebrauchen konnte. Das mit der Nahrung
war eine andere Sache. Wieder zugegeben, der Dschungel bot reichlich Eßbares,
vorausgesetzt, einer hatte Lust, sich mit den Tytanen darum zu schlagen. Und
wie sollte der Transport vonstatten gehen?
    »Ganz einfach – zielen und werfen«, sagte
Paithan und grinste. Die Vorstellung, das Universum mit Puafrüchten zu
bombardieren, entbehrte nicht der Komik. Wirklich, die Sartan mußten glauben,
sie wären alle miteinander Idioten, um eine solche hanebüchene Geschichte zu
schlucken!
    Diese Sartan hatten die Zitadelle

Weitere Kostenlose Bücher