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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Schmiedeeisen (eine Rarität auf
Pryan, wo man hoch über dem Boden in den Wipfeln der Bäume lebte) führte zu
einem Taxusbogen über einem gepflasterten Weg. Jeder Stein auf dem Pfad war
mit einem der magischen Symbole markiert. Paithan hatte sie gewarnt, daß die
Symbole ihr etwas anhaben könnten. Aleatha wußte es besser. Sie war oft genug
hin und her gegangen, bevor sie wußte, was es damit auf sich hatte. Und nichts
war passiert.
    Hinter dem Tor führte der Pfad zwischen die
Hecken, die wie lebende Mauern links und rechts emporragten. Blumen erfüllten
die Dämmerung mit süßem Duft.
    Es ging ein kurzes Stück geradeaus, dann gabelte
sich der Weg; beide Abzweigungen führten tiefer in das Labyrinth hinein.
Weiter als bis zur Gabelung war sie noch nie gegangen. Aleatha mochte impulsiv
und leichtfertig sein, aber sie war nicht dumm.
    An der Gabelung stand eine Marmorbank am Ufer eines
kleinen Teichs. Hier pflegte Aleatha im kühlen Schatten zu sitzen und dem
Gesang der Vögel zu lauschen, bewunderte ihr Spiegelbild in der stillen Wasserfläche
und spekulierte müßig, wie es wäre, tiefer in den Irrgarten einzudringen.
Vermutlich langweilig und der Mühe nicht wert, hatte sie entschieden, nach
einem Blick auf den Plan der Anlage in Paithans Buch. Sie war furchtbar
enttäuscht gewesen, feststellen zu müssen, daß die Pfade zu nichts
Aufregenderem führten als einer gepflasterten kreisrunden Fläche, umgeben von
terrassenförmig angeordneten Sitzreihen.
    Als sie sich auf der leeren Straße (so
bedrückend leer!) dem Irrgarten näherte, stahl sich ein Lächeln auf Aleathas
Gesicht. Roland war da, lief verdrossen hin und her und warf scheele, finstere
Blicke ins Gebüsch.
    Sie raschelte laut mit den Röcken; bei dem
Geräusch straffte Roland sich, schob die Hände in die Hosentaschen und begann
lässig umherzuschlendern, wobei er interessiert die Hecken besichtigte, als
wäre er eben erst gekommen.
    Aleatha unterdrückte ein Lachen. Sie hatte den
ganzen Tag über an ihn gedacht. Wie sehr sie ihn nicht leiden mochte.
Ihn verabscheute, genaugenommen. Daß er ungehobelt war, arrogant und – nun ja,
eben ein Mensch. Den Gedanken auf dem Fuße folgte natürlich die Erinnerung an
die eine Nacht, in der sie sich geliebt hatten. Es waren natürlich
außergewöhnliche Umstände gewesen. Keiner hatte schuld. Beide erholten sich
noch von der Angst, um ein Haar von einem Drachen gefressen zu werden. Roland
war verletzt, sie hatte nur versucht, ihn aufzumuntern.
    Und warum konnte sie diese Nacht nicht
vergessen, seine starken Arme und weichen Lippen und wie er sie geliebt hatte,
so, wie noch kein Mann sie lieben durfte…
    Erst am nächsten Tag fiel ihr wieder ein, daß er
ein Mensch war, und sie verbot ihm kategorisch, sie jemals wieder zu berühren.
Ihm war es offenbar nur recht gewesen, wenn man dem glauben durfte, was er ihr
zur Antwort gab.
    Doch es bereitete ihr ein boshaftes Vergnügen,
ihn zu necken – die einzige Unterhaltung, die sich bot. Und er schien
ebensolche Freude daran zu finden, ihr Kontra zu geben.
    Aleatha trat von der Straße auf den Fußweg.
Roland, an die Hecke gelümmelt, schaute ihr entgegen und lächelte ein nach
ihrer Meinung niederträchtiges Lächeln.
    »Ah, wie ich sehe, bist du gekommen«, sagte er
und unterstellte ihr damit, sie wäre seinetwegen gekommen. Außerdem nahm er
ihr den Wind aus den Segeln, denn so hatte sie ihn begrüßen wollen, um
sich von Anfang an einen Trumpf zu sichern. Prompt begann sie vor Wut zu
kochen.
    Und wenn Aleatha vor Wut kochte, war sie liebenswürdiger
und charmanter denn je.
    »Nanu, Roland«, sagte sie mit täuschend echt gespielter
Überraschung. »Bist du das etwa?«
    »Wer zum Henker denn sonst? Lord Dumdum vielleicht?«
    Aleatha wurde rot. Lord Durndrun war ihr
Verlobter gewesen, ein Elf, und wenn sie ihn auch nicht geliebt hatte und nur
seines Geldes wegen heiraten wollte, er war tot, und dieser Mensch hatte kein
Recht, sich über ihn zu mokieren und – ach, zum Teufel.
    »Ich war nicht ganz sicher«, meinte sie
zuckersüß und warf das Haar über die nackte Schulter zurück (weil sie Gewicht
verloren hatte, saß das Kleid nicht mehr richtig; ständig rutschte der Ärmel
herunter und entblößte eine weiße Schulter von einzigartiger Lieblichkeit).
»Wer weiß, was für schleimige Dinge aus der Tiefe heraufkriechen mögen?«
    Rolands Blick hing an ihrer Schulter. Sie
gestattete ihm zu schauen und zu

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