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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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weil er sie entdeckt hatte), und verfluchte Roland,
weil er seinetwegen nicht dabeigewesen war, als es anfing.
    Er war außerdem ziemlich überrascht und ziemlich
beunruhigt, die Nachricht über das sonderbare Verhalten der Maschine von Rega
zu erhalten. Menschen hegten keine große Sympathie für Maschinen. Sie betrachteten
sie mit Argwohn, es kam auch vor, daß sie Geräte, die ihnen irgendwie suspekt
waren, einfach zertrümmerten. Wie sich herausstellte, war Rega noch schlimmer
als die meisten ihrer Landsleute.
    Obwohl sie anfangs Interesse an der Maschine
zeigte und als bewunderndes Publikum diente, während Paithan demonstrierte und
dozierte, hatte sie allmählich eine höchst unvernünftige Abneigung gegen den
wundervollen Apparat entwickelt. Sie beschwerte sich darüber, wieviel Zeit er
damit verbrachte, und warf ihm vor, er sei mehr an diesem albernen Eisenkram
interessiert als an ihr.
    »O Pait, du bist so etwas von dumm«, spottete Aleatha.
»Sie ist eifersüchtig. Wäre diese Maschine eine andere Frau, würde sie ihr die
Haare ausreißen.«
    Paithan glaubte ihr nicht. Rega war zu
verständig, um eifersüchtig zu sein auf eine Art riesengroßes Uhrwerk aus
glänzendem Metall, wenn auch komplizierter als jedes andere Uhrwerk, das er je
gesehen hatte, reich bestückt mit funkelnden Steinen – ›Diamanten‹ – und
Lichtbrechern – ›Prismen‹ – und anderen Wundern. Aber jetzt begann er zu
fürchten, Aleatha könnte recht haben, deshalb beeilte er sich so.
    Vielleicht hatte Rega seine Maschine
zertrümmert.
    Er riß die Tür auf, rannte in den Sternendom
hinein und sofort wieder heraus. Das Licht in dem Raum war unerträglich hell,
so hell, daß er wirklich fürchtete, erblindet zu sein. Vornübergebeugt im
Schatten der Tür, rieb er sich die schmerzenden Augen und versuchte zu
ergründen, was eigentlich los war.
    Doch alles, was ihm zur Verfügung stand, waren
die offensichtlichen Fakten – seine Maschine verströmte helles, regenbogenfarbiges
Licht und drehte sich knirschend, begleitet von Ticken und Summen.
    »Rega?« rief er hinter der Tür hervor.
    »Paithan? O Paithan!«
    Er hörte ein ersticktes Schluchzen.
    »Ja. Wo bist du?«
    »Hier – drin!«
    »Na, dann komm raus«, meinte er einigermaßen unwirsch.
    »Ich kann nicht!« jammerte sie. »Es ist so hell.
Ich kann nichts sehen! Ich habe Angst, mich zu bewegen. Ich – ich habe Angst,
in das Loch zu fallen!«
    »Du kannst nicht in das ›Loch‹ fallen, Rega. Der
Diamant – der Stein – verschließt es.«
    »Nicht mehr! Der Stein hat sich bewegt, Paithan!
Ich hab’s gesehen. Einer dieser Arme hat ihn aufgehoben. In dem Loch schien ein
Feuer zu brennen, und das Licht wurde so hell, daß ich geblendet war, und dann
fing das Glasdach an, sich zu öffnen…«
    »Es ist offen!« stöhnte Paithan. »Wie ist das
vor sich gegangen? Haben die Teile sich übereinandergeschoben? Wie bei einer
riesengroßen Lotusblüte? Wie auf dem Bild?«
    Rega informierte ihn mit sich überschlagender
Stimme, was er mit seinem Bild tun konnte und mit seiner Lotusblüte.
Zum Abschluß des hysterischen Ausbruchs forderte sie ihn ultimativ auf, sie endlich
hier rauszuholen!
    Im selben Moment erlosch das Licht. Das Summen
verstummte. Es war dunkel und still in dem Raum, dunkel und still in der Zitadelle,
dunkel und still in der ganzen Welt – oder so kam es Paithan vor.
    Doch es war nicht wirklich dunkel, nicht wie die
seltsame ›Nacht‹, die sich aus unbekannten Gründen in regelmäßigen Abständen
über die Zitadelle senkte; nicht dunkel, wie es unten dunkel war. Wenn über die
Zitadelle selbst auch Nacht hereinbrach, das Licht von Pryans vier Sonnen
vergoldete weiter den Sternendom an der Spitze des höchsten Turms. Wie eine
Insel ragte er aus einem schwarzen Nebelmeer. Sobald seine Augen sich an das
im Vergleich zu der gleißenden Helligkeit eben gedämpfte Sonnenlicht gewöhnt
hatten, konnte Paithan endlich den Raum betreten.
    Rega stand gegen eine Wand gedrückt und hielt
sich die Hände vor die Augen.
    Paithan schaute sich besorgt um. Er wußte
sofort, daß das Licht nicht für immer erloschen war, es ruhte wahrscheinlich
nur aus. Das Uhrwerk über dem Loch im Boden (er nannte es den ›Brunnen‹)
tickte weiter. Die Deckenplatten schoben sich von den Seiten her zur Mitte. Er
beobachtete den Vorgang gespannt. Das Buch hatte recht gehabt! Die Platten aus
Glas und bedeckt mit unverständlichen Bildern, falteten

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