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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Regenbogenkaskaden.
    Plötzlich strahlte der Diamant auf. Der
Uhrwerksmechanismus tickte schneller, die Maschine erwachte zum Leben. Selbst
Paithan sah ein, daß es Zeit wurde, sich in Sicherheit zu bringen. Er und Rega
liefen das letzte Stück, schlitterten über den spiegelglatten Boden und
stürmten aus der Tür, gerade als das merkwürdige Summen wieder anfing. Paithan
zog schmetternd die Tür ins Schloß. Das gleißende Regenbogenlicht drang durch
die Ritzen und erhellte den Gang.
    Die beiden lehnten an der Wand und schnappten
nach Luft. Paithan starrte sehnsüchtig auf die geschlossene Tür.
    »Ich wüßte zu gerne, was da drin vor sich geht!
Dann könnte ich vielleicht herausfinden, wie man die Maschine bedient!«
    »Etwas hast du wenigstens gesehen«, tröstete ihn
Rega. Sie fühlte sich erheblich besser. Nun, da die hingebungsvoll umworbene
Maschine ihrem glühenden Verehrer sozusagen die kalte Schulter gezeigt hatte,
konnte Rega es sich wieder leisten, großzügig zu sein. »Das Summen ist ganz
nett, findest du nicht?«
    »Das sind Worte«, meinte Paithan stirnrunzelnd.
»Als riefe sie…«
    »Solange sie dich nicht ruft«, sagte Rega leise
und faßte nach seiner Hand. »Setz dich einen Moment zu mir, Paithan. Reden wir
ein bißchen.«
    Paithan rutschte seufzend an der Wand hinunter.
Rega schmiegte sich an ihn. Er blickte sie liebevoll an und legte ihr den Arm
um die Schultern.
    Sie gaben ein ungewöhnliches Paar ab, in der
äußeren Umgebung so gegensätzlich wie in fast allem anderen. Er war ein Elf.
Sie war ein Mensch. Er war groß und hager, mit weißer Haut und einem
länglichen, spitzen Gesicht. Sie war klein und handfest, mit brauner Haut und
braunem Haar, das ihr glatt über den Rücken fiel. Beide waren jung – er mit
hundert Jahren, sie mit etwas über zwanzig. Er war ein Weltenbummler und
Schürzenjäger; sie verdiente sich ihr Geld mit Gaunereien und Schmuggel und
leistete sich nur kurze, flüchtige Affären. Das einzige, was sie gemeinsam
hatten, war ihre Liebe füreinander – eine Liebe, die Tytanen und angebliche
Erretter überlebt hatte, Drachen, Hunde und geistesschwache alte Zauberer.
    »Ich habe dich in letzter Zeit vernachlässigt«,
sagte Paithan und legte seine Wange auf ihren Scheitel. »Entschuldige.«
    »Du bist mir aus dem Weg gegangen.«
    »Nicht dir im besonderen. Ich bin jedem aus dem
Weg gegangen.«
    Sie wartete darauf, daß er weitersprach. Als er
schwieg, zog sie den Kopf unter seinem Kinn hervor und sah ihm ins Gesicht.
    »Aus einem bestimmten Grund? Ich weiß, die
Maschine…«
    »Verflucht, Orn soll die Maschine holen«,
knurrte Paithan. »Natürlich fasziniert sie mich. Ich dachte, vielleicht
könnte ich sie dazu bringen, daß sie funktioniert, obgleich ich gar nicht
sicher bin, zu was sie gut ist. Wahrscheinlich habe ich geglaubt, sie könnte
uns helfen. Aber das kann sie nicht. Und wenn sie noch so viel oder so laut
summt, niemand wird sie hören.«
    Rega verstand nicht, was er meinte. »Sieh mal,
Paithan, ich weiß, Roland kann manchmal unausstehlich sein…«
    »Roland hat nichts damit zu tun«, unterbrach er
sie ungeduldig. »Genau genommen, was an Roland nicht stimmt, ist größtenteils
Aleatha. Der Grund ist – nun…« Er zögerte und platzte dann heraus: »Ich habe
noch ein Lager mit Nahrungsmittelvorräten entdeckt.«
    »Wirklich?« Rega klatschte in die Hände. »O
Paithan, das ist phantastisch!«
    »Wenn du meinst«, murmelte er.
    »Aber natürlich! Jetzt brauchen wir keine Angst
haben zu verhungern! Es sind doch genug Lebensmittel, oder nicht?«
    »Aber ja. Ausreichend für die Lebensspanne eines
Menschen, sogar eines Elfen. Vielleicht sogar eines Zwerges. Besonders, wenn es
keine weiteren Mäuler zu stopfen gibt. Und die wird es nicht geben.«
    »Tut mir leid, Paithan, aber ich finde, das sind
wundervolle Neuigkeiten, und ich begreife nicht, weshalb du dich so aufregst…«
    »Nein?« Sein Ton war fast brutal. »Keine
weiteren Mäuler zu stopfen. Es ist aus, Rega. Wir sind die Letzten. Das Ende.
Was macht es aus, wie lange wir leben, ob wir verhungern oder steinalt werden.
Wir werden keine Kinder haben. 33 Wenn wir sterben, sterben mit
uns die letzten Menschen und Elfen und Zwerge auf Pryan. Und nach uns wird es
keine mehr geben. Nie mehr.«
    Rega starrte ihn erschüttert an. »Aber – das
kann nicht sein. Diese Welt ist so groß. Es müssen noch mehr von uns
übriggeblieben sein – irgendwo.«
    Paithan

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