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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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über sie. Sie seufzte und lehnte sich an seine Schulter, Augen geschlossen, fühlte sich wieder halb zu Hause.
    „Was wirst du tun?” fragte sie verträumt.
    „Nichts.” Er schüttelte seinen Kopf. „Es gibt nichts, was ich tun kann.”
    Aleytys setzte sich aufrecht und starrte ihn an. „Paß auf”, sagte sie scharf. „Kannst du nicht fliehen?”
    „Meinst du, ich sei weniger Gefangener als du?”
    „Madar!” Sie bewegte sich unbehaglich auf der Bank. „Aber …
    selbst wenn sie nicht dein Volk sind - es ist deine Rasse. Du könntest entkommen, in der Stadt untertauchen. Du hast gesagt, es gibt eine Stadt da draußen. Irgend etwas … Ist es nicht einen Versuch wert?”
    Er zuckte mit den Schultern, sagte jedoch nichts, die Blicke aus seinen rätselhaften Insektenaugen auf die langen, eleganten Füße geheftet.
    Sie betrachtete sein Gesicht, schüttelte dann den Kopf. „Du wußtest, daß dies passieren würde, nicht wahr? Sobald die alte Hexe gestorben war, bist du zu mir gekommen. Warum?”
    Er saß einige Herzschläge lang schweigend da, schaute dann unglücklich auf seine Hände. „Ja. Ich wußte es.” Seine Finger schlossen sich zu Fäusten mit weißen Knöcheln. „Ich wollte wissen … ich wollte wissen, was du für eine Person bist. Aleytys … Ich habe keinen Anspruch auf dich, überhaupt keinen. Da war ein Augenblick der Gemeinsamkeit … etwas Kleines … ein Hingeben zwischen zwei müden und einsamen Wesen.” Seine Fühler zuckten und zuckten wieder. „Keiner schuldet dem anderen etwas.” Er öffnete seine Hände und schloß sie wieder. Seine Fühler ruckten jetzt in langen, bewegten Stößen. „Die ersten Augenblicke der Zärtlichkeit, seit ich …” Er brach wieder ab, schluckte, stand auf. „Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden; ohne das konnte ich nicht gehen.” Er streckte eine zitternde Hand aus und berührte ihr Haar.
    Aleytys ergriff die Hand. „Das. Das alles. Es bedeutet, daß es einen Weg gibt und du es mir nicht sagen willst.” Sie zog ihn wieder neben sich. „Sieh mal. Wir beide … du und ich - jeder gehört einer verschiedenen Spezies an. Ich stamme nicht einmal von dieser verdammten Welt. Sie haben ein verdammtes Ding in meinen Rücken gesteckt, das mich davon abhält … Egal. Ich denke, wir machen eine Million Fehler in der Minute hinsichtlich dessen, wie der andere empfindet, was der andere denkt. Ich glaube dir. Trotz alledem. Hörst du mich? Ich glaube dir, weil ich muß. Und ich will.” Sie lächelte plötzlich. „Du bist aus einem ganz bestimmten Grund zu mir gekommen … einem, den du mir noch nicht gesagt hast … und bist aus einem ganz unterschiedlichen anderen Grund bei mir geblieben.”
    Sein beweglicher Mund verbreiterte sich zu einem zittrigen Lächeln. „Gott, ich habe Angst, Leyta. Angst davor, lebendig verbrannt zu werden.” Er zitterte so sehr, daß seine Fühler wie Bäume in einem Sturmwind geschüttelt wurden. „Aber ich will nicht mit dir huren. Um meiner Seele willen, Aleytys, glaube mir. Ich hätte nicht mit dir schlafen können, wenn ich die Freude daran nicht mit dir geteilt hätte.”
    „Ich glaube dir”, wiederholte sie sanft. „Sage mir, wie ich dich retten kann.” Seine Hände ruhten warm in den ihren. Sie konnte spüren, wie sie zitterten.
    Er machte sich los und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Wenn du zur Kipu gehst”, sagte er rasch, „und sie bittest, mich dir zu geben, nehmen sie einen anderen von den Bettgefährten der Königin für das Feuer.” Er sah, wie Verlegenheit ihr Gesicht überschattete, und wandte sich ab, senkte seinen Kopf auf zitternde Hände.
    „Ich mache dir keinen Vorwurf, Leyta.” Seine Stimme kam tief und gedämpft, voller Schmerz.
    Sie schob ihre Finger zerstreut durch das Haar. „Madar! Was für eine Wahl! Verdammt. Was weiß ich von dieser Welt? Ich bin auf einem Operationstisch … Ahai!” Sie zupfte an den dünnen Schulterträgern. „Nach allem, was ich durchgestanden habe, so zu enden.”
    Burash ergriff ihre zitternden Finger und hielt sie, bis sie ruhiger wurde. „Wenigstens wirst du ein Jahr haben, Leyta.”
    Sie schüttelte sich und setzte sich aufrecht. „Sie wird mich nicht bezwingen, diese Kipu, das schwöre ich, Burash. Sie mag mich vielleicht gekauft haben, aber ich werde nie ihre Sklavin sein.
    Nie!”
    Burash preßte seine Hand über seinen Mund. So leise sprechend, daß sie die gedämpften Worte kaum hören konnte, sagte er:
    „Du hast keine Chance,

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