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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Leyta. Selbst wenn du entkommst. Du trägst dein Verderben in dir.”
    „Nein!” Sie sprang auf und begann, auf feuchtem Sand, der unter ihren Füßen knirschte und rieselte, hin und her zu schreiten.
    „Ich werde das erst glauben, wenn ich tot bin”, sagte sie wild.
    „Setz dich, Aleytys.”
    „Was?”
    „Ich sagte: Setz dich. Bekämpfe nicht die Luft. Es ist eine Verschwendung von Zeit und Mühe.” Widerstrebend kam sie zurück und setzte sich neben ihn. „Manchmal fühle ich mich zum Zerplatzen. Es ist nicht fair. Was habe ich getan, daß all diese Dinge mir passieren?” Sie lehnte sich zurück, faltete die Hände hinter dem Kopf. „Vergiß das. Kannst du ein Messer besorgen -ein scharfes?”
    Er versteifte sich. „Du wirst doch nicht …”
    „Nein, Naram.” Sie lachte. „Ich werde mich nicht umbringen, und ich werde ganz bestimmt nicht versuchen, mich mit einem albernen kleinen Kehlenschlitzer aus dieser Falle freizukämpfen.
    Und …” Sie berührte den Schenkel mit tastenden Fingern. „Ich bin nicht so dumm, daß ich daran denke, den Inkubus aus mir herauszuschneiden. Aber ich brauche unbedingt ein Messer.”
    „Ich werde sehen, was ich tun kann.”
    „Keine Eile.” Aleytys lächelte ihm zu. „Ich werde die Kipu heute nachmittag aufsuchen.”
    Er sackte neben ihr zusammen, die Augen geschlossen, die Hand zitternd auf seinem Oberschenkel, der Körper schlaff. „Mir ist schlecht”, sagte er nach einer Weile.
    Sie sah ihn abwägend an, überlegte, ob sie ihm von der Operation erzählen sollte. Es schien nicht ganz die rechte Zeit zu sein.
    „Erzähl mir mehr über dein Volk. Es tut mir leid, ich habe gestern nacht einfach nicht zugehört.”
    Während er seinen Kilt glättete, starrte er nachdenklich auf das Wasser. „Ich wollte nie hier sein.” Er überlegte eine Weile, lehnte sich dann zurück und starrte träumerisch in die Gegend, seine Stimme langsam und belegt unter der Erinnerung.
    „Meine Familie lebte auf dem flachen Land zwischen den Fichten. Wir waren Immeranu-Hirten. Meine Mutter war wohlbekannt. Auf der gesamten Insel stand der Name Dannana für beste Abstammung, festes, straffes Fleisch, langes, seidiges Fell, Geist und Intelligenz. Wir lebten zurückgezogen, aber gut, Käufer kamen in Scharen aus den Städten, im Herbst, und Züchter, wenn der Winter zum Frühling wurde, so daß unser Gut zweimal im Jahr von Geschäftigkeit und Hektik erfüllt war. Ich erinnere mich noch …
    Meine Mutter. Sie war stark, lebhaft, lebendig. So lebendig, daß ihre Stärke wie ein Fluß durch uns alle pulsierte, warm und segensreich. Und sie war zärtlich, sanft wie ein Mann, nicht wie diese Flußschweine. Sie war sich dessen, was sie war, so sicher, daß sie eine männliche Zärtlichkeit zeigen konnte. Mein Vater. Er war begabt.
    Seine Weberzeugnisse und Skizzen ernteten hohes Lob und brachten hohe Preise, und die Dinge, die er aus dem Holz schnitzte, das er selbst getrocknet hatte … Sogar aus der Sternenstraße sind Händler gekommen, die sich dafür interessierten. Es war eine gute Zeit. Ich war glücklich …
    Eines Tages …” - er schüttelte sich - „… hatten Kanuu, Gammal und ich die schwarze Herde draußen. Ich weiß noch, daß es unmittelbar nach dem Fohlen war und die Jungen umherschwankten, sich gegenseitig jagten und gegen Dinge stießen, stürzten und mit schüchtern durchtriebener Haltung ihrer schlaksigen Körper wieder hochkamen. Obwohl der Frühling noch immer jung war, war es in den Flecken des Sonnenlichts ziemlich warm, doch die Kälte verweilte noch in den Schatten. Die Kiefernzweige trugen hellgrüne Nadeln an ihren Spitzen, und ein paar Mohnblumen leuchteten tieforange in dem zarten, frischen Gras, das sich durch den gelben Belag des alten Jahres hochstieß.
    Wenn ich meine Augen schließe, kann ich alles bis ins kleinste Detail sehen …
    Kanuu sah die Gleiter als erste und stieß einen Warnruf aus.
    Wir rannten unter die Bäume, aber es war bereits zu spät.” Er kniff seinen Mund zusammen. „Dieses Weibsstück von Königin hatte wieder Langeweile und schickte Häscher nach jungen Männern aus, schickte sie in den Gleitern, die die Sternenleute ihr verkauften. Sie haßte uns auf Sep noch immer, weil wir sie hinausgeworfen hatten, und die Sternenleute schürten ihren Haß zu ihrem Profit.” Er schloß seine Augen und lehnte sich gegen die Steinlehne der Bank. Einen Moment lang war er still. Aleytys wartete geduldig.
    „Kanuu … Sie haben sie erschossen …

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