Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
handelte, sprach, tat alles ohne Rückgriff auf den eigenen Willen, ohne den Grund oder den Zweck ihrer Handlungen, ihrer Worte zu kennen …
    Aleytys war erschöpft und erleichtert, als sie die Treppe von der roten Etage weg hochstieg.
    Schwarze Fliesen … schwarze Uniformjacken … harte, sehnige Kampffrauen. Kasernen. Einfach, aber bequem. An den Wänden wie Kojen befestigte Betten. Ordentlich festgesteckte Laken.
    Polierte, glänzende Spinde. Makellos sauberer Boden. Helle, luftige Räume. Und im Kolosseum …
    Aleytys saß auf einem der allgegenwärtigen Thronsessel und sah den Vorführungen der Kriegerinnen zu, die Kipu saß starr aufrecht und heimlich amüsiert, immer noch amüsiert, neben ihr.
    Zwei schwarze Nayids umkreisten sich vor ihr in tigerhafter Wachsamkeit, eifrig aufeinander konzentriert, täuschend und vorstoßend, sie sprangen vor und wichen zurück, ein fantastisches Ballett der Gewalt, die Reaktionen erfolgten beängstigend schnell, so schnell, daß ihr Körper in mitempfindender Reaktion auf ausgeteilte und erhaltene Schläge schmerzte, während sie daran dachte, wie Burash ihre Hand nahm und mit seinen Fingerspitzen darüberstreichelte. „Eine Sabutim könnte dich in Fetzen reißen.” Jetzt sah sie, daß dies die Wahrheit war, und sie wußte, daß die Kipu diese Vorstellung mit exakt dieser Wirkung im Sinn inszeniert hatte. Sie blickte zur Seite und fühlte, wie sie sich vor Zorn anspannte.
    „Aleytys.” Von Harskaris bernsteingelber Aura umhüllt, ließ dieses eine Wort Warnlichter durch ihren ganzen Geist blitzen.
    „Freyka.” Schwarze Augen blickten - vor Ungeduld verfinstert zu ihr her.
    Aleytys schluckte ihren Zorn hinunter, konzentrierte ihre Blikke auf das Spiel und flüsterte nach innen: „Swardheld, wie gut sind sie? Könntest du es mit ihnen aufnehmen?”
    Die schwarzen Augen blinzelten, schienen verschlagen aufzuglühen. „Ah. In meinem eigenen Körper, Freyka, gäbe es keine Probleme.”
    „In meinem?”
    „Eine Sache von Geschwindigkeit, Kraft, Atem. Du bist ein zierliches kleines Ding. Hübsch, um das Bett eines Mannes zu zieren. Aber ein Kämpfer? Ich lache. Doch mit ein wenig Training … Ich gebe zu, daß du mich manchmal überraschst. Ein wenig Training …”
    „Training?”
    „Schnelligkeit. Kraft. Atem. Und Geschicklichkeit. Du hast das nötige Potential. Gute Knochen, gesunde Muskeln. Braucht nur ein wenig Verfeinerung.” Ein polterndes Lachen erschütterte ihren Schädel. „Hast nie in deinem Leben ein Aufpäppeln mitgemacht. Es erwartet dich eine unangenehme Überraschung, Freyka.”
    „Huh.” Sie beobachtete, wie eine der Kämpfenden die andere mit einem plötzlichen Wirbel von Schlägen in die Niederlage trieb. Sie stand auf, nahm den Orden, den ihr die Kipu reichte, und übergab ihn gleichgültig der Siegerin. „Gut gekämpft, Sabut”, murmelte sie. „Höchst unterhaltsam.”
    Grüne Fliesen. Wuchtige Türen mit massiven, komplizierten Schlössern. Stumm und gewichtig schwangen sie auf. Waffen, ordentlich auf Regalen gestapelt, ein Raum nach dem anderen, luftdichte Kartons, Stapel auf Stapel, Energiezellen, Geschosse, Bomben, Säuregas … die Erfindungsgabe des Menschen eingesetzt, um Menschen zu vernichten. Aleytys betrachtete die Stapel, die Regale, und Swardhelf flüsterte in ihren Ohren und benannte und erklärte im gleichen Atemzug, wie die Kipu benannte - die Doppelwirkung erschöpfte ihren Verstand zu einem schwarzen Morast der Verzweiflung, bis Arme und Beine so schwer wie Blei wogen. Sie ging mühsam weiter, als würde sie durch Gelatine waten … Dieser Ort stank nach Tod.
    Grüne Fliesen. Die Farbe des Lebens. Grüne Blumenranken um Todesmaschinen herum in den Boden eingelegt. Und durch bewehrte Schießscharten reckten phallische Kanonen potente Nasen über die Stadt hinaus. Die Luft in diesen Räumen fühlte sich tot an. Als wären die Türen schwere Grabespforten, die die toten Knochen von Menschen einschlossen.
    Schweigend, bedrückt, erklomm Aleytys das letzte Treppenrund. Oben fühlten sich die Wände gewichtig und metallisch an, der Durchgang endete vor einer Bronzetür. Nachdem Sukall vor der Kipu salutiert hatte, preßte sie einen elektronischen Schlüssel auf den Sensor, die Kipu drückte gleichzeitig einen zweiten Schlüssel nahe der Oberkante der massiven Türplatte an.
    Mit einem leisen, zögernden Seufzen glitt die Tür auf. Aleytys fühlte ihr Gewicht, trotzdem überraschte sie die tatsächliche Dicke, ein voller Meter

Weitere Kostenlose Bücher