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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Überlebens minimal war; fünf weibliche Nayidkrieger, jeder einzelne viel stärker als der Körper, den er manipulierte.
    Er begegnete dem ersten Ansturm mit einem geschmeidigen Tritt, beim Hochkommen fing er einen zweiten mit einem raschen Ellenbogenstoß gegen eine Kehle ab. Ein plötzlicher, stechender Schmerz entriß ihm ein Knurren, ein Messer, dem auszuweichen er keine Zeit mehr gehabt hatte, hieb einen oberflächlichen Schmerz über die Rippen. Als er sich zurückwarf, fuhr eine zweite Klinge in seine Seite. Er ging zu Boden, er stolperte über einen Körper, der hinter ihm zu einem Haufen auf dem Boden zusammengebrochen war.
    Der Atem pfiff rauh aus dem aufklaffenden Mund; er trat aus und brachte eine dritte Angreiferin nieder. Er riß die knochige Gestalt an Aleytys’ Brüste und schwang sie in die Bahn des zusto
    ßenden Messers einer anderen Meuchelmörderin. Eine tödliche Benommenheit nagelte ihn an den Boden, deshalb konzentrierte er seine verbliebene Energie auf die Arme, zog das Messer aus der Seite und kappte einer vierten Angreiferin die Fersensehnen, während sich gleichzeitig seine Lungen in einem Hilfeschrei entleerten.
    Licht ersetzte plötzlich die Dunkelheit, aber das Sekundenbruchteile währende Geblendetsein kostete ihn beinahe das Leben: Die Nayid, die noch auf den Füßen war, warf sich auf ihn und trieb ihr Messer auf seine ungeschützte Kehle herunter.
    Die verspätet eintreffende Wache streckte die Angreiferin mit dem Betäubungsstab nieder, Sekunden, bevor das Messer traf.
    Methodisch schritt sie im Zimmer umher, betäubte jede Angreiferin, deren zuckender Körper sie noch lebendig zeigte. Schließlich zerrte sie den Körper der Nayid von Aleytys herunter, beim Anblick der in dem zarten Körper klaffenden Wunden sog sie scharf den Atem ein. Hastig riß sie das Rufgerät vom Gürtel und alarmierte die Kipu.
    Die ärgerliche Stimme wehte jaulend aus dem kleinen Lautsprecher. „Was gibt es?”
    „Überfall”, kreischte die junge Wächterin. „Fünf…” Sie blickte sich rasch um. „Nein. Sechs. Nachtkriecher. Die Damikta-na lebt, hat aber zwei schwere Wunden abbekommen, braucht rasch einen Arzt. Der Amel Migru scheint tot.”
    „Bewacht die Tür”, fauchte die Kipu. „Ich werde in wenigen Augenblicken mit einem Arzt unten sein, laßt niemand sonst hinein. Niemand! Habt Ihr verstanden?”
    „Im, Rab’Kipu.”
    Die Worte der Wächterin sickerten in Aleytys benommenen Geist. Amel Migru tot, tot, tot … „Nein!”
    Sie hatte die Verneinung hinausschreien wollen, aber das Wort kam nur als gebrochenes Flüstern über die Lippen. Sie versuchte, sich aufzusetzen, aber ihr Körper war zu schwerfällig, eine verrenkt daliegende Marionette mit gekappten Fäden. „Burash …”
    In ihrem Schädel schnitt Harskaris tiefes Flüstern durch den Dunst, der sich um ihre Sinne herum zusammenzog: „Heile dich, Aleytys, heile dich, dann kannst du ihm helfen. Mach schnell.”
    Empfindungslos begriff sie diese Worte und tastete nach ihrem magischen Fluß, nach den schwarzen Wassern, die Kraft in ihre Hände strömen ließen. Es war schwer, ihr schwacher Fühler löste sich auf, und sie glitt auf eine schwarze Dunkelheit zu.
    „Leyta!”
    „Aleytys!”
    „Freyka!”
    Die Stimmen, weit, weit weg, schrill wie Insektensirren, stachelten sie aus ihrem Frieden auf. Sie versuchte, eine Hand zu heben, um sie davonzuwischen, aber ihr Arm war schwer, schwer, vom unvermeidlichen Zug der Erde an den Boden geklebt, warme Erde, gute Erde, Blut und Knochen, aber die Erde wies sie zurück, ein Geplapper von tausend Stimmen perlte auf sie ein, und die drei Summtöne wurden immer lauter, dann stießen sie sie vereint aus der behaglichen Dunkelheit empor.
    „Greif zu, Leyta”, spornte Shadiths Stimme sie an.
    „Wach auf, Kind!” Das sanfte, bernsteingelbe Leuchten wurde hart, kalt, stieß nach ihr, stieß sie aus dem friedlichen Dunst heraus.
    „Freyka!” Swardhelds herrisches Brüllen riß sie aus der sanften, sie umhüllenden Wärme hoch.
    „Halt dich an uns fest, Aleytys!” Harskaris Altstimme wurde weich, lockte sie weiter.
    Sie fühlte, wie sie sie hielten, sah sie nicht nur in ihrem symbolischen Abbild von bernsteingelben purpurnen schwarzen Augen …
    Harskari. Groß, schlank, die Haut glatt, dunkel, die Augen golden und glänzend, das Silberhaar eine leuchtende Masse wehender, seidiger Strähnen, die in einem stummen Wind flatterten, purpurnes und scharlachrotes Marienhaar wischte in silbernen

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