Irsud
vergitterten Lichtschächten, die steil zu einem fernen Licht aufstiegen. Drei Reihen schmaler Bretterwände, wie überdimensionale Setzkästen in Quadrate unterteilt, streckten sich von den Wänden aus, in einem jeden Quadrat waren ein paar hölzerne Haken angebracht, auf denen die armseligen Besitztümer der Hiiri aufgehängt waren, ein ärmliches Kleid, oder eine Jacke, eine bestickte Schärpe. Und dieser Geruch. Aleytys zog die Nase kraus. „Ja.” Sie gähnte geziert. „Bewundernswert.
Ah, Kipu, lobt die Küchenmeisterin in meinem Namen, wenn ich bitten darf. Dann laßt uns in angenehmere Umgebung hinaufsteigen. Dieser Geruch …”
Die Kipu schnippte mit den Fingern. Jemand aus dem Gefolge hastete vor, kniete sich vor Aleytys nieder. Sie wählte eine reich verzierte Medaille aus und reichte sie der Kipu. „Für sorgsames Haushalten mit den Vorräten des Mahazh und allgemeinen Verdienst”, murmelte sie.
Die Kipu verströmte ätzenden Humor und zynische Selbstzufriedenheit, war erfreut über ihre Schlauheit und empfand Verachtung für die absurde Freude der errötenden, derbgesichtigen Küchenmeisterin an diesem bedeutungslosen Tand; so intonierte die Kipu, deren volle, sonore Stimme mit berechneter Wirkung in dem verwahrlosten Raum widerhallte: „Ich, Kipumahazh des Aasabualu, ernenne Euch zu einer Geehrten unter den Dienern der Königin.” Sie deutete auf den Boden. „Kniet nieder.”
Die Küchenmeisterin warf sich auf die Knie, und die Kipu streifte ihr das ockerfarbene Band mit der Metallscheibe über den starr aufrecht gehaltenen Kopf. „Steht auf”, sagte sie forsch.
Die Scheibe hing wie ein mit Rosinen besetzter Batzen Blätterteig in der Mitte des flachen Brustkorbs der Küchenmeisterin: Die hervorstehenden Buchstaben der Nayidsprache umliefen die Bienengestalt, die sämtliche Besitztümer der Königin schmückte.
Die Ehrenwache stand starr aufrecht, dann berührten die Wächterinnen gleichzeitig Stirn und Lippen mit den Händen. Die Küchenmeisterin schritt aus dem Raum, zog stinkende Wolken von Stolz hinter sich her, die Wache marschierte klick-klack hinter ihr her. Aleytys folgte ihnen würdevoll; ihrerseits gefolgt von der Kipu.
Augen. Nayid-Augen, die aus versteckter Furcht funkelten.
Hiiri, lebendig vor Neugier und einer wachsenden Vorfreude, kontrapunktiert von einer ihnen eigenen Angst. Sie folgten ihr zur Treppe, ein feuchtes Miasma von Mutmaßung, Furcht, Lust, Stolz, Arroganz, instinktivem Haß … ah, dem Haß einer Rasse auf die andere, ein Haß, der in ferne Tiefen reichte … tief … tief hinunter in die uralten animalischen Instinkte, gedankenlose Reaktionen eines Intellekts, der empfindsam genug geworden war, um andersgeartetes Leben zu berühren und zu sagen: Ich und du, wir beide, haben dieses Leben, das in unseren Adern pocht, und ich und du, wir sind eine Lebensgemeinschaft und teilen Achtung und Liebe, das was wir haben, haben wir, werden wir nicht preisgeben, wir werden einander nicht berauben, wir werden … Wellen von Haß wogten ihr entgegen, instinktiv und bewußt, kein rassistischer Haß, kein abstrakter, kein persönlich bezogener Haß, sondern ein Haß, der zerreißen und zerstören wollte, der sich blutige Fetzen bebenden Fleisches vorstellte, die von hassenden Fingern aus dem lebenden Körper gefetzt wurden, ein pak-kender, langsamer, rasender Tod, den Todbringer und Opfer innig teilten, während ätzendes Empfinden bis ins Innerste der Seele reichte, alle anderen Empfindungen mit einbezog, einschließlich der sexuellen. Sie schmolz vor diesem Haß dahin, Wachs vor einem Feuer, geschmolzene Knochen verwandelten sich in eine zähe Flüssigkeit …
Swardheld toste in ihren Körper, versteifte ihn, hielt ihn aufrecht, hielt die Maske aufrecht, brüllte sie an: „Det svayra! Freyka! Beweg dich. Sieh zu, daß du wieder Mumm in die Knochen kriegst. Wenn du das jetzt hochgehen läßt …” Wie ein eisiger Wind aus den Bergen machte seine kraftvolle Persönlichkeit ihren Verstand klar und vereinte sich mit der Hitze ihres eigenen Zorns auf ihre Schwäche. Das gefühllose Fehlen von Rücksichtnahme seitens der Kipu, die sie unvorbereitet in den Raum eintreten ließ, in dem Asshrud mit ihren kriecherischen Höflingen wartete, trieb die letzten Fetzen Verwirrung aus ihrem Gehirn.
Sie funkelte der Kipu blaugrünes Eis zu, ihr Blick traf auf den rätselhaften Insektenblick, fegte dann an ihr vorbei in den großen Raum hinein.
Augen. Schwarz glitzernde
Weitere Kostenlose Bücher