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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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solides Metall. Die kühle, milde Luft des Nachmittags fauchte mit verführerischem Locken durch die gähnende Öffnung. Aleytys schirmte die Erleichterung ab, wie sie die Ermüdung abgeschirmt hatte, kletterte gelassen hinter der Wächterin auf das Dach hinaus; die Kipu in Tuchfühlung neben sich. Wie Läuse auf dem Rücken eines Schweines, so kauerten die runden, schwarzen Scheiben auf Spinnenbeinen in dichten Gruppen glänzender, Macht suggerierender Maschinen beieinander. Aleytys zählte sie. Fünfzig. Fünfzig Hindernisse vor einem erfolgversprechenden Ausbruch aus diesem erstickenden, kolossalen Gefängnis. Oder - vielleicht - eine leichte Fluchtmöglichkeit … „Shadith”, flüsterte sie. „Schau sie dir an. Könntest du einen fliegen?”
    „Ich müßte die Kontrollen sehen.” Die violetten Augen blinzelten nachdenklich.
    Aleytys rammte die Hände in die Ärmel und wandelte mit bedächtiger Anmut über das Flachdach, stieg dann behende die Rampe empor, und in den Eingangsschacht eines Gleiters.
    Die Kipu sah mit einem Frösteln nervöser Erregung, das sich rasch in Belustigung verwandelte, zu, wie Aleytys im Pilotensitz Platz nahm und die Blicke über die komplizierten Instrumente gleiten ließ.
    „Shadith?”
    Die purpurnen Augen verschmälerten sich unter einem finsteren Blick. Einige Herzschläge später ertönte die Silberstimme in Lachen. „Eine Kleinigkeit. Anfangs vielleicht ein bißchen hart, bis ich wieder das Gefühl dafür habe, aber kein Problem.”
    Aleytys trödelte noch eine kleine Weile in dem Gleiter herum, schritt dann ruhig hinaus und hinunter und begab sich, dicht gefolgt von der Wächterin, zum Rand des Daches und lehnte sich über die Brüstung, um zu ihrem Garten hinunterzusehen, dann über die Stadt hinaus, der Wind zerzauste ihr Haar und zerrte an dem schweren, seidenen Stoff ihrer Robe.
    „Die Straßen sind leer.” Sie sah die Kipu über die Schulter hinweg an.
    Mit einem knappen, freudlosen Lächeln auf dem scharfgeschnittenen Gesicht, murmelte die Kipu: „Habt Ihr vergessen, Damiktana? Seltsam. Umusiriu. Der Tag der Schlange. Die Läden sind geschlossen, und die Leute haben den Tempel aufgesucht und verbrennen Räucherwerk für den Geist von …” Sie kicherte, ein trockenes, schäbiges Geräusch. „Aber das wißt Ihr ja-”
    „Ah. Von der einen oder anderen Sache habe ich das Datum nicht mehr im Kopf.” Sie richtete sich auf und seufzte. „Ich fürchte, ich bin müde, Rab’Kipu. Gibt es einen Lift hinunter?”
    „Nicht vom Dach.” Erneut rieselte Belustigung durch die tiefe Stimme. „Eine Sache der Sicherheit.” Sie entfernte sich von der Brüstung. „Aber es gibt einen Aufzug ab der Kasernenetage.”
    15
    „Leyta!”
    „Aleytys!”
    „Freyka!”
    Die drei Stimmen dröhnten in ihrem Schädel und rissen sie aus einem schweren, unnatürlichen Schlaf. Ihr Mund klaffte auf, wie der eines Idioten; sie schloß ihn wieder, taumelte auf die Füße, schwankte benommen. Sie erwischte den Vorhang, krallte sich fest, um ihr Gleichgewicht zu behalten, und rieb mit der freien Hand über schlafverklebte Augen. „Wa …?” murmelte sie.
    „Sieh zu, daß du den Nebel aus deinem Kopf hinausbekommst, Freyka.” Swardhelds dröhnender Baß zerfetzte die Spinnweben.
    „Du kriegst Gesellschaft.”
    Benommen schüttelte Aleytys den Kopf. „Gesellschaft?” „Ein Überfallkommando.” Sie konnte seine Ungeduld fühlen und bemühte sich, sich zusammenzureißen.
    „Was soll ich tun?” Die Worte kamen undeutlich heraus. „Was glaubst du wohl?” Seine schwarzen Augen funkelten Verwirrung.
    „Hilfe holen. Burash wecken. Von hier verschwinden. Bewege deine Füße, Freyka.”
    Die klare Glastür wurde plötzlich dunkel. Aleytys erstarrte. Sie hörte das leise Wispern: Die Tür glitt nach oben; dann huschten schemenhafte schwarze Gestalten durch die Öffnung, seltsam verschwommen zu sehen, die Konturen unbestimmbar. „Freyka!”
    spornte Swardheld sie erneut an. „Schaff ihn raus!” Aleytys fühlte, wie sie von einem Schock durchrast wurde. „Burash! Lauf!” Sie wiederholte die Worte immer wieder, während sie ihn schüttelte.
    Sie empfand seinen Schlaf als unnatürlich schwer, schließlich begriff sie die Übelkeit, die Langsamkeit der eigenen Reaktionen.
    „Betäubt … das Essen … Burash!” Sie warf sich über das Bett und schüttelte ihn, vergaß in ihrer Not die Gefahr, in der sie schwebte.
    „Burash!” Sie schüttelte ihn heftig. „Wach auf. Wach auf. Versuch

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