Irsud
Ärztin nach Euch sehen, Damiktana? Oder nach ihm?”
Aleytys starrte die Ärztin voller Abscheu an, diese Ärztin, die ihr das Ei eingepflanzt hatte, die Erinnerung an diese fleischerne Zeitbombe, eingestellt, in einem Jahr zu explodieren … In weniger als einem Jahr. „Ich glaube nicht”, sagte sie.
„Vor nicht einmal einer Stunde hing Euer und sein Leben an einem seidenen Faden, es fehlte nicht viel, und ihr wärt gestorben.
Ich wäre sehr daran interessiert, Eure Erklärung für dieses Genesungswunder zu hören.”
Die Augenbrauen leicht angehoben, starrte Aleytys auf die Angreifer, die wie Klafterholz aufgestapelt waren. „Die Antworten werdet Ihr viel wahrscheinlicher von dort bekommen”, sagte sie leise.
„Vielleicht.” Die Kipu deutete zum Lift hinüber. „Wie dem auch sei: Es wird besser unter vier Augen diskutiert.”
„Nein.” Als sich das magere Gesicht der Kipu unter einem schweren Stirnrunzeln verzog, lächelte Aleytys wieder. „Ich bin schmutzig und müde. Alles, was wir zu reden haben mögen, muß bis zum Morgen warten.” Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin sicher, Ihr werdet jene dort bis dahin ausgepreßt haben. Räumt hier auf, Rab’Kipu. Wenn Wachen notwendig sind, und nach dem, was geschehen ist, kann ich dies nicht abstreiten, laß sie dort draußen.”
Sie winkte zu der Glaswand hin.
Die Kipu blickte sie einen Augenblick lang finster an, nickte dann. Barsch befahl sie eine doppelte Handvoll Wächterinnen in den Garten hinaus und weitere zwölf in den Korridor; die anderen zwölf behielt sie zurück, um sie die Körper der Angreiferinnen in die nächsthöhere Etage hinauftragen zu lassen.
Innerhalb von Minuten war der Raum leer und still, die auf dem Boden verstreuten, süßlich stinkenden Blutschmierer die einzigen Erinnerungen an den heftigen Kampf. Die Kipu schritt ruhig zum Lift. Im Eingang, eine schwarze Silhouette vor dem fahlgelben Licht, das den kleinen, quadratischen Raum beleuchtete, drehte sie sich um und blickte Aleytys aus Augen heraus an, die bis auf flüchtige Glitzer reflektierten Lichts unsichtbar waren. „Wir werden uns morgen unterhalten, Damiktana. Haltet Eure Geschichte bereit, aber legt ein bißchen Wahrheit hinein.”
Die Kipu trat in die Aufzugskabine, und die Tür schloß sich hinter ihr. Aleytys berührte Burash leicht an der Schulter. „Alles in Ordnung mit dir?”
Er streckte die Hand aus, sagte: „Sieh nur. Ich zittere wie ein Blatt nach einem Wintersturm.”
„Und sonst?”
„Müde, schwer angeschlagen, wund wie ein verfaulter Zahn, aber ja, ich bin wohlauf. Ich lebe.” Er ließ sich in einer eckigen Bewegung auf das Bett fallen und zog sie zu sich herunter. „Wie steht es mit dir?”
„In etwa genauso.” Sie schob die Finger durch das Haar, zuckte zusammen, als sie sich in Knoten verfingen und an der zarten Kopfhaut zupften. „Das war knapp. Ich wüßte gern, warum …”
„Du hast selbst auf dich aufmerksam gemacht, Leyta.” Seine Finger glitten sanft über ihre Handflächen, während er sprach.
„Die Stadtköniginnen sind ein habgieriger Haufen Flußschweine.
Du meinst, sie hätten die Gerüchte nicht vernommen? Verlaß dich darauf, daß Gapp und Asshrud die Nachrichten zu ihren Lieblingen hinausbekommen. Was hast du erwartet?”
„Sie haben versucht, mich umzubringen. Was für einen Vorteil würde ihnen mein Tod bringen?”
„Frag dich selbst. Liebt auch nur eine einzige von ihnen die Kipu? Alles, was die Macht der Kipu verringert, vergrößert die der Stadtköniginnen. Natürlich … Als ich geschlafen habe, -wollten sie dich nicht entführen?”
„Du hast recht. Aber dich hätten sie umgebracht.”
„Warum nicht. Was bin ich schon?”
„Ah. Und wir wurden betäubt.”
„Was habe ich gesagt? Gapp und Asshrud. Der kommende Monat dürfte interessant werden.”
„Ahai Madar!” Sie ruckte hoch und schlug eine Faust auf den Oberschenkel.
Burash sah verblüfft drein. Er fuhr herum, seine Fühler vibrierten vor Neugier, die Farben blitzten rein im schwachen Licht. „Was ist los?”
„Nakivas. Mit Wächterinnen auf der Mauer …”
„Zwischen euch beiden.” Er lachte. „Du wirst dir etwas einfallen lassen.” Er beugte sich vor und schnüffelte an ihrer Haut. „Du stinkst, Leyta. Ich ebenfalls.” Er glitt aus dem Bett. „Sollen wir den Schmutz abwaschen?”
16
Wasser. Schaukelnd, sich endlos wiegend; Wasser, das ihren Körper streichelte, sich hob und senkte, ewig, unveränderlich, sie trieb
Weitere Kostenlose Bücher