Irsud
Wehen über die schmächtige, elegante, hochaufgerichtete Gestalt.
Shadith. Riesige purpurne Augen, ein üppiger Mund, ein spitzes Gesicht, eine kleine, zierliche Elfe, der Körper mit weiblicheren Rundungen als jener der Zauberin, unpassend in einen düsteren, olivfarbenen Overall gekleidet, das Haar rotgolden, üppig gelockt, ein Heiligenschein um den Kopf, ein Sambar … ein elegant besaitetes Instrument, einer Leier vergleichbar … leicht gegen die Seite gehalten, ruhte in der Krümmung des linken Armes.
Swardheld. Schwarzes Haar, schwarze Augen, ein rötliches, sonnengebräuntes Gesicht, kreuz und quer von alten Narben durchzogen, schroffe, ungleichmäßige Gesichtszüge, ein Körper, sowohl für Schnelligkeit wie auch für Kraft gebaut, langfingrige, feingliedrige Hände, ironische Intelligenz in Lächeln und Augen, ein grobgewebtes Uniformhemd, das bis fast zu den Schenkeln hinunterreichte, ein schwarzes Stahlschwert an einem stark abgenutzten Wehrgehänge.
Aleytys fühlte die Wärme, glitt auf sie zu, die Lippen zu einer besitzergreifenden Begrüßung geöffnet.
„Noch nicht.” Harskari hob eine Hand, die Innenfläche nach außen, und schüttelte den Kopf, das wilde, weiße Haar übersteigerte die Bewegung, unterstrich die Absage.
Shadith, die purpurnen Augen tragisch, schüttelte den Kopf.
„Noch nicht”, sagte sie, und ihre Stimme sang ein Flüstern.
„Noch nicht.” Swardhelds Poltern war weniger deutlich als sonst. Er hielt das Schwert der Länge nach zwischen sich und sie, um sie von ihnen fernzuhalten.
„Der Fluß, Kind. Heile dich. Schau.” Harskari kniete nieder und zog an Aleytys. „Greif zu. Stütze dich auf uns. Wir werden dir helfen.”
Aleytys spürte die Wärme ihrer Hände auf sich, heiße Kraft floß in ihren schmerzenden, bleischweren Körper. Zögernd wandte sie ihren Geist nach außen, weg von den dreien … weg
… weg … der Kraftstrom floß dahin, sprudelte, rief nach ihr, rief …
Der Boden kitzelte ihren Rücken, da die weiche schwarze Wärme lockte; sie schluchzte unter dem Schmerz dieses Verlangens, sprang jedoch vor, tauchte in den Fluß hinein und schrie vor Schmerz, als sich ihre Wunden wie Säure durch den Körper fraßen, aber der Fluß strömte in sie, heilte sie … sie erinnerte sich an das, was sie in der Umnebelung ihrer eigenen Qual vergessen hatte.
„Burash …”
Sie öffnete die Augen. Die Wächterin schritt eilends zur Gartentür, wandte Aleytys den Rücken zu, ging noch immer, all diese
… Sekunden vergingen … die Zeit sprudelte davon … Aleytys fiel auf das Gesicht, riß sich zusammen, stemmte den wunden Körper auf Hände und Knie, sah sich um.
Burash lag einen halben Meter von ihr entfernt, ein Fühler schlaff, gebrochen, erbärmlich, blutverkrustet, ein Messer, das von Blutschaum umrandet aus dem Brustkorb ragte, sprudelndes, schäumendes Blut hob und senkte sich mit dem kaum wahrnehmbaren Heben und Senken seines Brustkorbs.
„Ahai, Madar!” Aleytys kroch an seine Seite und preßte die Finger um den Dolch, war entsetzt über die Schwäche des Lebensfunkens, den sie unter den Handflächen spürte.
Sie sandte das schwarze Wasser tosend durch die Hände, um sein mühsam schlagendes Herz zu stärken und den Puls des Lebens zu festigen, der in seinem Gehirn tick-tack machte.
„Das Messer …” Sie blickte sich um. „Das Messer.” Durch die Fetzen des herunterhängenden Vorhangs sah sie schemenhaft die Schattengestalt der Wächterin. „Komm her”, rief sie eindringlich.
„Ich brauche dich.”
Die Stimme der Wächterin antwortete nach einem Augenblick angespannten Schweigens. „Wartet”, sagte sie.„Wartet auf die Kipu.”
Aleytys schluchzte enttäuscht, aber sie verschwendete ihre Zeit nicht mehr mit erneutem Rufen. Sie wagte nicht, die Hände zu bewegen, funkelte das Messer an. „Ai-Madar, beweg dich! Du!
Beweg dich!” Sie schrie verzweifelt auf. „Harskari, Shadith, Swardheld, ihr habt einmal meinen Körper bewegt, helft mir, helft mir…” Aber das Tosen der Energie, die durch ihren Körper strömte, ertränkte den Ruf. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit war sie völlig allein, völlig von den eigenen Kräften abhängig … Die Stimmen in ihrem Schädel … wie sie sie einmal gehaßt hatte … einst …
vor einem ganzen Leben … vor zwei Welten … Das Leben unter ihren Händen flackerte unregelmäßig … Die Wärme, die Sicherheit, die sie ihr gaben … unzugänglich … und sie knirschte verzweifelt mit den
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