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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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galoppierten.
    Eine Ewigkeit verging.
    Während sie in die bezaubernden Kapriolen der leicht beeinflußbaren Blasen vertieft dalag, wirbelte das Wasser um ihren Körper, wechselte von warm zu kalt und von kalt zu warm.
    Plötzliche Empfindung von Geschwindigkeit. Die Strömungen warfen sie herum, tauchten sie hierhin, dorthin, wechselten unerwartet … eisig und blutwarm … in die kalte Masse tauchen: Ansporn/Schock/Zentralität … in die warme Masse tauchen: Ent-spannung/Zerstreuung/Hinaustasten … aufs Geratewohl herumwirbelnd, munter und träge, bis ihr Geist vom Schock des Wechseins krank war.
    Kälte schoß durch ihren Körper. Die Füße schlugen hart auf kühle Keramikfliesen, schwach beleuchtet. Ein Korridor, verwirrend vertraut, entfernte sich in einer langen, glatten Kurve vor ihren blinzelnden Augen. Grüne Fliesen unter den Füßen … den stillen Korridor entlanggehen, einen zögernden Geist nach dem Grund für das Gefühl der Vertrautheit durchforschen. Keine Antwort. Sie war eine Fassade, eine phantomhafte Gestalt, von Pseudoleben erfüllt …
    Eine massive, wuchtig geformte Bronzetür. Zögernd hielt sie davor an und starrte ausdruckslos auf ein kompliziertes Schloß, das wie ein Nest von Würmern über deren Mitte kroch. Nach einer langen, leeren Zeit hob sie eine Hand und drückte sie gegen die Tür, die Finger als blasser Seestern gegen das dunkle, rauhe Metall gepreßt, das sich auf der Haut kalt und beständig anfühlte, während die Vorderseite der Tür durchsichtig wurde, wie Glas, auf ihren Willen reagierte, wie es die Blasen getan hatten. Sie sah walzenförmige Riegel, gedrungene Trolle, in ihren engen Nischen sitzen.
    Eine Ewigkeit verging.
    Sie stand steif und unbeweglich, den Arm ausgestreckt, die Hand gegen das Metall gepreßt, bis in ihrem trägen Geist endlich angsam eine Idee erwachte. Sie wünschte, die Riegel möchten zurückweichen … einer nach dem anderen … wie die Blasenpferde
    … Einer nach dem anderen bewegten sie sich; sie konnte das schwere Rums-Bums durch und durch die Knochen spüren, dann drückte sie gegen die Tür. Langsam, gewichtig, glitt sie auf, und sie schwebte zögernd hinein, hineingelockt, ohne zu wissen, warum.
    Sie glitt an steifen, schweigenden Nayidwächterinnen vorbei, stumm wie Statuen waren sie, kein Schlagen der achtknotigen Herzen, kein Heben und Senken des Brustkorbs, kein zischelndes Einund Ausfahren von Atem. Sie trieb dahin, der schwere, unbeholfene Körper vorangetrieben, seltsam schwebend. Sie blickte nach unten.
    Die Füße hingen als Rauchfetzen eine Handspanne über dem Boden, schlaff, aber in der zähen, sirupartigen Bewegung ihres Denkens registrierte sie dies kühl, desinteressiert, die ganze Erfahrung seltsam fern … alles so fremd, daß Fremdheit Normalität wurde.
    Waffen säumten die Wände des geheimnisvollen Raumes. Sie sah ruhig zu, wie sich ihre Hand ausstreckte und eine kleine Waffe vom Haken zog. Sie fühlte sich unglaublich schwer in den überanstrengten Händen an, kalt und …
    Sie konnte es nicht ertragen, noch länger an diesem Ort zu bleiben. Der Gestank des Todes zerfraß ihre Seele, und sie floh dorthin zurück, woher sie gekommen war.
    Sie stand in dem Korridor, die Waffe gegen die Brust gepreßt, die Füße fest, kalt auf den glatten, grünen Fliesen. Sie streckte die Hand aus und zog die Tür zu. Als die Finger über das rauhe Metall glitten, wurde es durchsichtig, und ohne wirklich zu wissen, warum, von einer tief begrabenen, wilden Furcht dazu gedrängt, schob sie die Walzenriegel in ihre Verschlußnischen zurück, floh dann den Korridor entlang, wobei die nackten Füße über die Fliesen klatschten, die Waffe hielt sie gegen das hämmernde Herz gepreßt …
    Die Fliesen wurden blaugrün. Der Sabutim-Wachtrupp, steif und wachsam in den blaugrünen Jacken, stand ihr vor dem durch einen schweren, blaugrünen Gobelin verschlossenen Türbogen im Weg. Mit wild pochendem Herzen, bis ihr Körper unter diesem Schmerz wehtat, schlich sie sich an sie heran, dann atmete sie weiter, als - warum auch immer - ihre Augen durch sie hindurchstarrten.
    Nachdem sie sich vorsichtig zwischen ihnen hindurchgewunden hatte, zögerte sie vor dem Gobelin, glitt dann durch die schmalste Öffnung, durch die sie sich zwängen konnte, und zog den Gobelin nervös wieder glatt. Von einer wachsenden Besorgnis getrieben, einem Dringlichkeitsgefühl, das abwechselnd heiß und kalt durch sie hindurch jagte, floh sie zum Bett.
    In dem schwachen

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