Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
verkrampfte Hand und zeigte auf den Boden, ließ die Hand in kleinen, unterbrochenen Linien umherzucken, die ohne Worte das Ausmaß ihrer Bestürzung ausdrückten. „Was ist passiert?”
    „Überfall”, sagte Aleytys knapp. „Über die Mauer.”
    „Aber die Wachen. Im Korridor?”
    „Wir wurden betäubt. Burash. Ich. Um es leichter zu machen, nehme ich an.”
    „Asshrud.” Aamunkoitta tippte mit der Sandalenspitze gegen den Rand eines der Blutflecke. „Die Kipu weiß davon?”
    „Was glaubst du?”
    Die Hiiri nickte. Sie hob den Tisch auf und richtete die Beine gerade. „Muß Asshrud gewesen sein. Gapp hat Gift in sich, jedoch keinen Verstand. Asshrud.”
    Während Aamunkoitta die Frühstücksteller auf den Tisch stellte, lehnte sich Aleytys in dem Stuhl zurück und gähnte. „Nun, das dürfte eines meiner Probleme erledigen.”
    Aamunkoitta stellte den schweren Steingutkrug auf den Tisch und nahm den Deckel ab, um das heiße, würzige Aroma des Mastu in die frische Morgenluft herauswogen zu lassen. Sie goß ihn in einen dickwandigen Becher ohne Henkel und schaute auf, nachdem sie den Krug wieder hingestellt hatte; ihr Gesicht zeigte Unruhe. „Ihr versteht nicht, Kunniakas.”
    „Das weiß ich.” Aleytys nahm den Becher auf und schmiegte ihn in ihre Hand, genoß das Gefühl der Wärme an ihrer Handfläche. „Was ist mir diesmal entgangen?”
    „Die Kipu wird Asshrud nichts antun.”
    „Warum?” Aleytys starrte sie verblüfft an. „Es ist die perfekte Chance, sie mit noch klebrigen Fingern zu erwischen.” Sie hob den Becher und schnüffelte daran. „Mmmm. Ich bin hungrig.”
    Aamunkoitta schüttelte den Kopf. „Ihr versteht nicht. Zuallererst gibt es keinen echten Beweis. Die Nachtkriecher, die noch am Leben sind, werden wohl nichts Wichtiges wissen. Wichtiger jedoch: Asshrud unterhält intensive Beziehungen zu drei Stadtköniginnen, eine der stärksten Cliquen gegen die Kipu.”
    „Was hat das mit Asshruds Immunität zu tun?”
    „Wenn die Kipu Hand an Asshrud legt, so ist dies genau die Sache, die alle Stadtköniginnen gegen sie aufbringen würde. Alle Königinnen. Damit kann nicht einmal die Kipu fertigwerden.
    Gemeinsam würden sie sie wie einen nassen Fleck auf dem Boden wegwischen. - Da wir vom Boden sprechen: Besser, ich hole einen Mop und wische diesen Dreck weg.” Sie zuckte mit den Schultern. „Doch würde ich mich nicht zu sehr darauf verlassen, wenn ich Asshrud wäre. Die Kipu wird früher oder später eine Möglichkeit finden, sie zu beseitigen. Sie ist ein schlaues Weibsstück. Paßt Ihr auch auf, Kunniakas.” Sie wollte sich abwenden, unterdrückte den Impuls jedoch. „Wie schlimm war es letzte Nacht?”
    Aleytys stellte den Becher mit einem zu lauten Klirren ab, ihre Hände zitterten. „Er wäre fast gestorben … Und ich … Ich entging dem Tod gerade noch einmal, um Haaresbreite. Eine Menge von diesem Blut ist meines.”
    „Seid auf der Hut, Kunniakas, Asshrud ist eine Viper, mit Giftdrüsen so groß wie Melonen.” Die Hiiri hockte sich dicht neben Aleytys nieder. „Schlägt auch ohne Warnung zu.” Sie starrte nachdenklich in Aleytys’ Gesicht.
    „Warnung. Das erinnert mich an etwas. Schau in den Garten hinaus, ja?”
    Aamunkoitta hob die Augenbrauen, sprang jedoch auf die Füße und tappte über den Boden, die Strohsandalen scharrten leise auf dem Stein.
    „Siehst du sie?”
    „Sie? Ah. Die Wächterinnen auf der Mauer. Ich sehe sie.”
    „Benachrichtige unseren Freund, hörst du? Die Wachen sind ab jetzt Tag und Nacht da.”
    „Ja.” Aamunkoitta entfernte sich schweigend von der Glaswand und ging wieder in die Abstellkammer, um mit einem Mop und einem leeren Eimer wieder herauszukommen.
    Aleytys hob den Becher wieder und schlürfte die abgekühlte Flüssigkeit, nahm einen Schluck von dem Mastu, schluckte, nahm noch einen …
    Schmerz. Er zuckte durch ihren Körper und löschte alles andere aus. Schmerz. Brennend. Tierkrallen, die sie auseinanderrissen. Brennend. Ihr Gehirn brannte in einem Feuer, das an ihren Nerven fraß. Sie schrie. Stöhnte. Warf sich aus dem Stuhl, stieß dabei den Tisch um, so daß sich der Inhalt des Mastu-Topfes wie ein bösartiges Krebsgeschwür auf den Fliesen ausbreitete.
    Schmerz. Er eroberte ihre Welt, nichts anderes war mehr da, weiße, heiße Krallen rissen ihr Gehirn und ihren Körper Atom für Atom auseinander.
    Ihr Körper erbebte, spie die ätzende Substanz aus, die dabei war, sie umzubringen. Ihre Schließmuskeln lockerten

Weitere Kostenlose Bücher