Irsud
sich, sie wälzte sich hilflos im Mischmasch ihrer Körpersäfte. Immer wieder würgte sie, nichts war mehr in ihrem Magen, das noch hätte herausgepumpt werden können, ein weiterer Schmerz, eine weitere Verkrampfung, ein reißender Schmerz, Muskeln verzerrt und verknotet durch trockene Wehen. Weit entfernt hörte sie Aamunkoitta aufschreien, fühlte kühle Hände ihr Gesicht berühren …
Harskari erwachte in ihrem Schädel, und das bernsteingelbe Leuchten ihrer Gegenwart lohte so stark, daß es sogar die rasende Qual des Giftschmerzes beherrschte. „Heile dich, Aleytys.”
Die Stimme tönte wie ein dumpfer Glockenklang. Immer wieder, der Ton durchdringend, fordernd, zwingend. Zwingend. Aus ihrer vom Schmerz gepeitschten Raserei gerissen, stürzte sich Aleytys in den Energiestrom und ließ das schwarze Wasser durch und durch ihren Körper fließen, brennen, reinigen, das ätzende Gift hinausspülen … Wieder sah sie die drei Schatten sie halten, sie beruhigen, sie stützen, und sie wurde warm und zufrieden in ihrer Obhut … Sie öffnete die Augen. Burash und Aamunkoitta beugten sich besorgt über sie. Unter Schwierigkeiten mühte sie sich auf die Füße und stand zitternd da, gegen Burash gelehnt, jetzt angewidert vom Gestank ihrer herausgewürgten Flüssigkeiten, das Erbrochene und der Kot und der Urin und das Gift, das ihr Körper in höchster Not abgestoßen hatte.
„Ein Bad …”, flüsterte sie.
Der Gobelin wurde ungeduldig zur Seite gerissen, die Kipu trat ein und blieb stehen, starrte auf die Szene, die sich ihren hervortretenden Augen bot. Hinter ihr winkte Sukall die Wache zurück, trat dann selbst ein und ließ den Gobelin hinter sich fallen.
„Was ist hier vorgefallen?” fragte die Kipu.
Aleytys drehte sich zu ihr um. „Gift. Im Mastu.”
„Wer hat ihn gebracht?”
Aamunkoitta begann zu zittern. „Ich … ich war es”, sagte sie zögernd. Sie hatte keine Wahl. Jede Wächterin hätte dies der Kipu erzählen können.
„Nehmt die Hiiri mit. Vernichtet sie.” Die Stimme der Kipu war kühl und ohne jede Gefühlsregung. Sukall schritt an ihr vorbei und griff nach der schmalen Schulter der Hiiri.
Aleytys stieß Burash von sich und stand wankend auf den eigenen Füßen, Zorn kalt und hart in sich. „Nein.” Sie stieß Sukalls sehnigen, kräftigen Arm beiseite. „Rühr sie nicht an.”
Sukall zögerte, sah über die Schulter zu der Kipu zurück.
„Sie hat Gift gebracht.” Die volltönende Stimme war kalt und unerbittlich.
„Stell dich hinter mich, Kätzchen.” Aleytys stellte sich vor die beiden weiblichen Nayids, jetzt mit brennenden Augen, kalten Händen und verklumptem Magen, eine Körperschwäche, die ihren Geist erschöpfte, ließ sie zittern. „Nein!” wiederholte sie.
Sukall legte die Hände auf ihre Schultern, um sie aus dem Weg zu schieben, schrie dann, als eine schwarze Furcht, Entsetzen, Schwäche, Schmerz, Beklemmung sie durchfluteten.
Mit kalter, ärgerlicher Präzision zog Aleytys die Schnüre der Schwächen der Wächterin, übersteigerte sie ungeheuer, bis sie als jammernder Haufen zu Füßen der Kipu kauerte.
Aleytys wandte ihren finsteren Blick der Kipu zu. „Nein”, hauchte sie und projizierte die Last der Ablehnung auf die Kipu, verausgabte ihre emotioneile Kraft gewaltig, akzeptierte keine Grenzen in ihrer Attacke.
Die Kipu wich zurück, bis ihre Schultern den Gobelin berührten.
„Wenn du schon jemanden bestrafen mußt”, flüsterte Aleytys, da ihre Kraft versickerte, „dann bestrafe den Schuldigen, keinen bequemen Sündenbock. Asshrud hat mich vergiftet. Du weißt es.
Die Hiiri ist unschuldig. Sie gehört mir. Faß’ an, was mir gehört, und ich kämpfe gegen dich.”
Die Kipu erholte sich einigermaßen, nickte, sagte dann trokken: „Du hast deine Schauspielerei also aufgegeben.”
Aleytys lachte. „Komisch. Die Alte ist wirklich in mir erwacht.
Egal. Ich bin meinen Freunden gegenüber loyal. Du verstehst das nicht, habe ich recht? Sie auch nicht, die Alte. Nur versprechen und strafen, den Dienst erkaufen. Du wirst ihr gute Dienste erweisen, nicht wahr, Kipu?” Sie lachte wieder, ihre Stimme kreischte diesmal bis an die Peripherie der Hysterie.
Die Kipu nickte. „Wahrlich, ich diene meiner Königin.” Sie lächelte, eine kleine, knappe Bewegung der dünnen Lippen. „Sehr gut, die Hiiri bleibt. Sukall!”
Die zitternde Nayid zwang ihren schlaksigen Körper auf die Füße, stolperte unbeholfen, noch unsicher in den schlecht
Weitere Kostenlose Bücher