Irsud
zu betonen.
Becher um Becher schlürften sie die bernstein-braune Flüssigkeit, einfühlsam kämpften sie: Meister, die sie waren, langsam arbeiteten sie sich durch die komplizierten Transaktionen, bis die Übertragung von Gütern auf dem schwarzen Handelstuch nur die Dinge übrigließ, die weder der eine noch der andere haben wollten.
Aleytys streckte sich verstohlen und sah zum Himmel hinauf.
Die gelbe Sonne stand gerade im Zenit, und ihr Magen lärmte nach dem Mittagsmahl. Sie konnte fühlen, wie sich die Freude an seiner Macht langsam durch Nakivas hindurchgärte, konnte die Verwunderung in den Schmugglern spüren, ihr Interesse an ihr. Sie blickte zum Schiff hinüber, ihrerseits durch den eigenartigen Mangel an konkretem Umriß verwundert. Selbst im vollen Licht der Mittagssonne waren die Konturen verschwommen und undeutlich, da sich die seltsam gefleckte Bemalung so wirksam mit der Klippenwand im Hintergrund mischte, daß das Schiff Teil des Felsens zu sein schien. So nah sie auch war, es war immer noch sehr schwer zu unterscheiden, was Schiff und was Fels war. Sie schloß die Augen.
„Shadith.”
„Leyta?”
„Ist es nur die Farbe, die das Schiff so …” Sie suchte hastig nach den richtigen Worten, gab es dann aber auf. ,,Du weißt …”
Mit zwinkernden Augen betrachtete Shadith das Schiff. „Wahrscheinlich nicht. Ich kann es nicht sagen, nicht, ohne einen Blick aus der Nähe darauf geworfen zu haben oder ihm ein paar Fragen gestellt zu haben. Warum?”
„Bin nur neugierig. Und gelangweilt. Ich habe dieses Sitzen verdammt satt.” Sie verlagerte ihr Körpergewicht leicht und rümpfte über Nakivas und den Schmugglerkapitän die Nase, während diese das Ritual hinter sich brachten, das den Handel abschloß.
Nakivas stand auf. Aleytys kam dankbar auf die Füße und stand hinter ihm; sie war gut eine doppelte Handbreit größer als er. Der Hiiri breitete die Hände aus, zeigte dann zum Schiff hin
über.
Der Schmuggler stand ebenfalls auf, seine beiden Begleiter erhoben sich gleichzeitig. In einer geschmeidigen Bewegung bückte er sich und berührte den Boden. Dann richtete er sich auf, zeigte zur Sonne, seine Hand beschrieb einige große Kreise, zählte dann sechs Finger an seiner fünffingrigen Hand ab, indem er den Zeigefinger zweimal berührte. „Kateleusomai en Mesis Hexis.”
Aleytys lehnte sich zu Nakivas hinüber. „Er sagt, er wird in sechs Monaten zurück sein.”
Nakivas machte eine kleine, warnende Geste. „Ich weiß, Kunniakas. In sechs Monaten.” Er lächelte dem Schmuggler gelassen zu, zeigte zur Sonne, knickte die Daumen zur Handfläche hin und streckte die beiden dreifingrigen Hände aus.
Der Schmuggler nickte. Hinter ihm räumten die beiden anderen die restlichen Waren in Behälter und falteten das Handelstuch zusammen. Er streckte die Hände mit der Innenseite nach oben vor.
Förmlich, schnell, legte Nakivas seine kleineren Hände darauf, verbeugte sich dann leicht. Als er die Hände wieder an seine Hüften gelegt hatte, rief er über die Schulter zurück: „Packt es auf.
Kunniakas.”
„Ja?”
„Auf dein Pferd, Frau. Wir brechen auf.” Er schnippte mit Daumen und Zeigefinger, marschierte zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. Ein letztes Mal drehte er sich zu dem Schmuggler um, sah ihn kurz an, grüßte und sagte: „In sechs Monaten. Wir werden hier sein.”
Aleytys lachte und stieg auf. Die Karawane durchquerte den Bach und verschwand in dem Gewirr von Felsbrocken; Nakivas bildete die Nachhut.
Auf dem Weg die Bergflanke hinauf schaute Aleytys über das Tal hinaus zurück. Der Langhaarige, jetzt winzig wie ein Knirps, starrte ihr nach, die Hände in die Hüften gestemmt, der Körper ein lebendiges Fragezeichen. Die anderen beiden marschierten zum Schiff und verstauten die Packkisten.
Das kalte Frösteln fuhr wieder über ihren Körper. Sie schüttelte sich; als sie in den Schatten unter den Bäumen ritten und die Rückreise zur Siedlung ihren Lauf nahm, fühlte sie sich jedoch vage deprimiert, zunehmend beunruhigt. Sie hätte Erleichterung fühlen müssen … Warum tue ich das nicht, dachte sie … Warum
… Statt dessen ertrug sie eine unkonzentrierte, freischwebende Besorgnis, die eher zu einer tobenden Wahnsinnigen gepaßt hätte.
Auch das verging, und sie setzte sich im Sattel bequem zurecht, wappnete sich für den langen Heimritt.
25
Die Karawane war langsam. Viel langsamer auf dem Rückweg als auf dem Herweg, weil die Ladungen schwerer
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