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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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waren. Aleytys legte den Kopf in den Nacken und starrte zu der dichten Barriere von Blättern hinauf, die den Himmel verbarg. Wieder fröstelte sie. Die Besorgnis war wieder da, stärker als zuvor. Etwas aus dem Himmel
    … Es kam … Etwas Böses …
    Ihre Nervosität nahm zu, steckte ihr Reittier an und machte den Wallach schwer zu lenken, da er sein Unbehagen in Kopfzuk-ken umwandelte, scheue seitliche Sprünge, erfolglose Versuche, durchzugehen, die sie rasch vereitelte. Die Packtiere, die ihr am nächsten waren, nahmen dieses Verhalten auf und scheuten vor sich bewegenden Schatten, bis die Treiber nervös schimpften und wachsame Blicke auf der Suche nach der Ursache für die Nervosität in die Runde schickten.
    Aleytys spornte ihr Reittier zu einer schnelleren Gangart an und ritt zur Spitze des Trecks, um Nakivas einzuholen. Während sie neben ihm herritt, blickte sie sich nervös um. „Ich bin unruhig wie ein einmonatiges Fohlen, Nakivas. Das bringt den Treck durcheinander, gefährdet eure Sicherheit.”
    „Was ist los?” Er blickte sich wachsam um, spähte zu den Bäumen hin, dann zu den vereinzelt durch das dichte Blätterdach sichtbaren Fragmenten des Himmels. „Droht uns Gefahr?”
    „Nein …” Sie ließ das Wort verhallen. „Nicht hier. Nicht jetzt.
    Etwas mit Burash. Ich habe große Angst, Nakivas. Und die Siedlung. Ich weiß nicht. Es ist, weil ich hier derartige Probleme mache.” Sie deutete auf die Packpferde hinter ihnen. „Gib mir einen Führer und laß mich zur Siedlung vorausreiten.” Ihr Pferd bockte plötzlich, als ein Blatt in der Nähe seines Ohres raschelte.
    Sie zügelte das Tier und wartete auf Nakivas’ Antwort.
    „Niemand wird ihn anrühren.” Nakivas runzelte die Stirn, verärgert, sein Wort in Zweifel gezogen zu finden. „Wir sind keine ehrlosen Waldratten.”
    „Das weiß ich.” Sie preßte unglücklich die Lippen zusammen, während sie ihre Blicke über den schweren Baldachin von Zweig und Blatt gleiten ließ. „Vom Himmel, Gefahr vom Himmel. Bitte …”
    „Pastaa! Komm her.”
    Hinter der Biegung des Pfades war das leise Stampfen von Hufen zu hören, die ihnen nacheilten, ein schnelles Hämmern, scharf abgehoben gegen das Schlurf-Schlurf der langsamen, gelassen dahintrottenden Packtiere. Als der Hiiri sie erreichte, war auch Nakivas’ Reittier von der Nervosität angesteckt, scheute immer wieder, warf den Schädel hin und her, zerrte an der Trense.
    Nakivas nickte forsch zu Aleytys hinüber. „Die Kunniakas hier hat ein schlechtes Gefühl wegen der Siedlung.”
    „Und?” Hellbraune Augen blickten neugierig zu ihr her.
    „Bring sie hin. Schnell.”
    „Über die Hügelketten?”
    „Vorsichtig.” Nakivas ließ seine Blicke den Treck entlangwandern. „Hab jederzeit Unterschlupf bereit. Du weißt.”
    „Ja. Gut.”
    Aleytys unterbrach: „Wenn wir in die Nähe der Siedlung sind, gehe ich allein hinein. Wenn es Ärger gibt, kann euch Pastaa Nachricht bringen.”
    „In Ordnung.” Er machte eine Geste zu dem Weg hin. „Geht.”
    Der Kammweg lag hoch, und es war heiß, aber Aleytys merkte es kaum. Sie zitterte unablässig, von einer Besorgnis vorangetrieben, die ihre Sonne mit Schwarz verhüllte. Auf dem gewundenen, gefährlichen Pfad, der in den steilwandigen Canyon hinunterführte, der die Siedlung verbarg, scheute ihr Pferd zweimal bedrohlich nahe am Rande des Abgrunds, stolperte in zunehmender Furcht, bis sie es nur mit Mühe und Not zügeln und auf den Läufen halten konnte. Unter dem Zwang, sich auf die unmittelbare Gefahr zu konzentrieren, wich ihre Sorge leicht zurück, aber als sie die Sohle des Canyons erreichten, kehrte sie mit wilder Gewalt zurück.
    Der Boden unter den Bäumen war weich und naß, dämpfte den Klang der Pferdehufe, bis nur mehr das leise Knarren des Leders und das gelegentliche Klingeln der Zaumzeugringe - ein Geräusch, das entstand, wenn die Pferde die Köpfe schüttelten durch das schwere Schweigen brachen. Der Hiiri streckte seine Hand aus.
    „Was ist?” Aleytys fühlte eine Enge in ihrer Brust, die ihr Herz in einem schmerzhaften Krampf zusammendrückte.
    „Die Siedlung liegt dort hinten.” Er fächerte eine Hand in einer kurzen, sparsamen Geste zu einer gekrümmten Wand hin, „Du gehst zuerst. Ich folge.”
    Aleytys’ Hände krampften sich um die ledernen Zügel zusammen, bis sie schmerzten. Sie schloß die Augen. „Ja. In Ordnung.”
    Noch immer empfand sie schwarze Depression; sie trieb das Pferd in einen langsamen

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