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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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heraus. Ein Zupfen … Es störte das Ich, ein unregelmäßiges Aufrühren von Gefühlswellen. Aleytys versuchte, sich von der zunehmenden Dringlichkeit der Unterbrechung ihrer Stille, ihres Friedens, ihrer Ruhe loszulösen, aber gerade der Kampf ruhig zu bleiben, ohne zu denken und zu wissen, festigte ihr Empfinden für ihr Ich, erweckte sie unwiderruflich in die Härte der physischen Welt, in die kalte, dunkle Nacht. Aamunkoitta schüttelte sie, zerrte mit aller Kraft, die in ihrem kleinen, drahtigen Körper steckte, an ihrem Arm.
    Aleytys versuchte, den Kopf zu wenden. Ihr Mund wurde von einer sauren, von Angst hervorgerufenen Flüssigkeit überflutet, als sich ein festes, gummiartiges Netz um ihre Muskeln schloß, sie starr hielt. Sie strengte sich heftiger an, kämpfte gegen das Netz, drehte den Kopf, sah die Hiiri an.
    Das Netz preßte ihren Mund zusammen. Unter Schmerzen zwang sie die Lippen, einen heiseren, entsetzlichen Laut zu formen, den sie in die Nähe normalen Redens trieb, eine Annäherung, nahe genug, daß die Hiiri verstehen konnte. „Wa …
    waiiiiaaaiii?”
    „Kunniakas.” Aamunkoitta stammelte es; Tränen strömten aus ihren großen, braunen Augen. Ihr Gesicht war schmäler, älter, eine schmale, graue Strähne lief durch ihr Haar.
    Aleytys kämpfte gegen das Netz an, das ihre Bewegungen zu kontrollieren suchte, stieß sich hoch und schwang die Beine unbeholfen über die Bettkante. Sie knetete die Arme, öffnete und schloß die Hände, bis das steife Netz, das kreuz und quer unter ihrer Haut verlief, zu ermüden und sich zurückzuziehen schien.
    Vorübergehend. Sie war sich schaudernd der vorübergehenden Natur ihres Sieges bewußt. Ihr ganzer Körper schmerzte, sie fühlte sich krank, schlaff, müde, als erhole sie sich von einer langen und schweren Krankheit. Es war ein übler, saurer Geruch auf ihrer Haut.
    Sie leckte sich über die Lippen, spuckte dann vor Abscheu über die schaumige, krümelige Ablagerung aus, die sie darauf spürte; harte Krümel blätterten von den Mundwinkeln ab. Sie versuchte, wieder zu sprechen, „ie … wie … lange?”
    Aamunkoitta kaute auf der Unterlippe. „Sechs Monate”, murmelte sie. Sie bewegte sich unruhig. „Kunniakas …”
    „Sechs Monate.” Aleytys rieb mit den Händen über ihren Körper, fühlte sich durch den Gestank der Schmutzschichten auf ihrer Haut krank und elend. „Sie haben mich unter Droge gehalten.”
    „Ja.”
    Sie bewegte die Hände über den schaumüberzogenen, öligen Körper, hielt in plötzlichem Schock inne. „Madar!”
    „Du erwartest ein Kind, Kunniakas?”
    „Nein. Nein.” Sie fühlte sich krank, bleiern, tastete nach der Wölbung an der rechten Seite ihres Leibes. Aleytys schloß die Augen, zitterte, weinte, Tränen des Entsetzens, des Abscheus perlten über ihr viel zu schmales Gesicht und schnitten wellige Spuren durch den Dreck. Sie wußte, was in ihrem Mutterleib lebte. Sie wußte, woher das Netz kam, das versuchte, ihre Bewegungen, ihr Sprechen zu kontrollieren. Sie wußte es … und dieses Wissen entsetzte sie. Und da gab es noch etwas, woran sie sich nicht erinnern konnte … Etwas … etwas, das helfen konnte … Sie gab die vergebliche, schmerzhafte Suche auf und blickte sich um.
    In der Nähe des Durchgangs mit seinem blaugrünen Gobelin lag eine Nayid-Gestalt zusammengebrochen auf dem Boden, regungslos und steif, ein schwarzer Finger ragte aus ihrem Hals … ein Dolch … in ihrer Kehle. Aleytys wandte sich steif wieder der Hiiri zu. „Wie?”
    Aamunkoitta zuckte mit den Schultern. „Leute vergessen, werden sorglos. Besonders Hyonteinens. Sie denken, wir sind zu dumm, zu planen und zu warten. Sie kam, um dich wieder zu betäuben. Ich dachte, wenn du aufwachen könntest, dann könntest du mit deinen Geistern reden, etwas tun, die Kipu für den Tod deines Geliebten bezahlen lassen, dieses verdammte Weibsstück umbringen. Verstand oder Körper, wie du den Verstand dieser Hyonteinen-Wächterin getötet hast.”
    „Verstand?” Aleytys bemühte sich, sich zu erinnern. „Sukall.”
    „Ihr Körper lebte, bis die Kipu müde wurde, sie versorgen zu lassen, und sie erwürgt hat. Aber ihr Verstand war weggebrannt.”
    „Ah.” Aleytys schüttelte sich, als der plötzliche Kummer brennend zurückkehrte. Einen heftigen Schmerz des Verlustes mit sich brachte. Für einen kurzen Atemzug hatte nichts anderes Bedeutung für sie, die Welt entschwand, wurde grau, aber das Wissen, daß das alles sechs Monate zurücklag,

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