Irsud
anonyme Dinge, die nach Fingern schrien, sie zu berühren.
Nakivas zügelte sein Pferd, als dessen Vorderläufe das Handelstuch berührten. „Hyvaa Huomenta, Salaku.”
„Aspash, Trax.” Die mittlere Gestalt der drei sprach, seine Stimme ein heller Tenor.
Aleytys saß da, die Hände auf dem Sattelhorn gekreuzt, sah zu, wartete auf das Signal, abzusteigen, und brachte die Wartezeit damit zu, die drei Fremden zu mustern.
Sie saßen gleichmütig mit einer würdigen Förmlichkeit neben ihren Waren. Der mittlere, offenbar der Anführer, hatte glattes, schwarzes Haar mit einem breiten Lederband aus seinem Gesicht gehalten, ein schmales, knochiges Gesicht, das ein sardonisches, zynisches Vergnügen an den Absurditäten des Lebens ausstrahlte, Vergnügen selbst an den eigenen, persönlichen Dummheiten. Ein Mann, der wenig Dinge ernst nahm. Zu seiner Rechten saß ein blasser Mann. Der Anblick seines silberhellen Haarschopfes, seiner farblosen, durchscheinenden Haut, seiner wäßrigen, blauen Augen, seines sehr, sehr dünnen, drahtigen Körpers - all dies jagte einen Schwall von Erregung durch sie. Er sah Miks Stavver so ähnlich, daß er der Bruder des Diebs hätte sein können. Aber das Gesicht unterschied sich genügend von dem Stavvers, wirkte irgendwie verwundbarer. Er war auf gewisse Art weniger ein Mann, eine blassere Kopie, die Emotionen, Wünsche, Bedürfnisse - alles war gedämpft. Aleytys schaute weg, wandte sich dem dritten Mann zu.
Er saß zur Linken des Anführers, oder vielmehr: Er hockte, eine kleine, dunkle Katze von Mann, schnell, spitze Ohren, die sich in dem zottigen Gestrüpp groben, dunklen Haars unruhig bewegten.
Er starrte sie kurz an, dann glitten seine Blicke von ihr weg, schweiften über die Hiiri und huschten wieder zu ihr zurück.
Nakivas knurrte. „Handels-Waffenstillstand, Salakul.” Er zog das Messer aus dem Gürtel, beugte sich über die gekreuzten Beine vor und schob den Griff in Richtung der drei Männer. Die Augen auf den Anführer gerichtet, setzte er sich aufrecht und wartete.
Der Mund des Anführers war zu einem respektlosen Lächeln verzogen, als er sein Messer zog und es Griff an Griff zu dem seines Gegenübers legte; ein sanftes, aber hörbares Klacken entstand hierdurch. Er richtete sich auf, winkte dem blassen Mann.
„Paoengkush.” Er hob zwei Finger, und der blasse Mann nickte.
Er kam mit einem silbernen Tablett zurück, ein silberner Topf stand darauf, der in der frischen Morgenluft dampfte, daneben zwei Kristallbecher. Mit einem gemurmelten Dankeswort nahm der Anführer der Schmuggler das Tablett und stellte es zwischen sich und den Hiiri. Er goß die dampfende Flüssigkeit, goldbraun, durchsichtig, mit einem zarten Kräuterduft, in die Becher. Dann wartete er, mit gespreizten Fingern, daß Nakivas seine Wahl traf.
Nakivas lächelte angespannt, hob den rechts stehenden Becher und wartete nun seinerseits. Der Schmuggler nahm grinsend den anderen, schlürfte kurz. Daraufhin schlürfte Nakivas aus dem Becher, hielt ihn, während er Aleytys winkte.
Sie glitt von ihrem Pferd, stellte fest, daß die anderen Hiiri ihrem Beispiel folgten und sich in einem stummen Kreis zwischen den Pferden und der Handelsfläche niederließen. Nakivas berührte die Erde neben sich. „Der Handel beginnt jetzt, Kunniakas. Nimm einen Schluck hiervon, ja? Ich habe mich oft gefragt, was es ist.”
Aleytys nahm den Becher, den er ihr reichte, und kostete die noch heiße Flüssigkeit. „Gut”, murmelte sie. „Ich erkenne es. Tee.
Nichts untergemischt hier. Einfach ein erfrischendes Kräutergetränk. Übrigens, falls es dich interessiert, ich verstehe, was er sagt, ich spreche seine Sprache.”
„Ah.” Nakivas blickte sie gerissen an. „Wenn du irgend etwas zu meinen Gunsten hörst …”
„Natürlich. Dann willst du nicht, daß ich sie wissen lassen, daß ich verstehe, was sie sagen?”
Er lachte, blinzelte vor guter Laune. „Kunniakas. Gib nie etwas fort, ohne etwas dafür zu bekommen. Nie.”
„Nicht einmal um der besseren Verständigung willen?”
„Wir verständigen uns gut genug, Kunniakas. Du paßt auf und sagst mir, was ihn reizt, und ich werde die Geschäfte machen. Wir fangen an. Jetzt.” Er schnippte mit den Fingern, und die schweigenden Hiiri machten sich daran, die Bündel abzuladen, stellten sie neben dem Anführer ab. Nakivas nahm einen Pelz heraus, ließ die Finger über das blasse, bernsteingelbe Fell spielen, um den kräftigen Glanz und die dichte Struktur
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