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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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tun wird. Aleytys blickte auf die unreife Nayid und erschauerte wieder.
    Gapp schlenderte um ihr Tischende herum, ein unverschämtes Lächeln auf den derben Zügen. Sie blieb neben Aleytys stehen, besah sie sich von oben bis unten, wie ein Pferdehändler, der die Ware beurteilt, legte dann ihren Arm um Aleytys und drückte sie an ihren harten Körper. „Werdet Ihr mich die hier haben lassen? Gefallen um Gefallen?“
    Mit einem erbosten Seufzer lehnte sich die Kipu vor und betrachtete die unordentliche, schlampige Gestalt.
    Während sich Aleytys unaufdringlich bemühte, sich loszumachen, fand sie Zeit zu bemerken, daß der feine Antagonismus, der zwischen der Kipu und Asshrud schwelte, hier nicht vorhanden war. Die Kipu zeigte sogar eine Art nachsichtiger Vernarrtheit, wie man sie einem verdorbenen, aber begünstigten Kind zuwenden mochte.
    „Belit Gapp, als Letztgeborene habt Ihr eine Aufgabe.“
    „Jawohl.“ Sie drehte Aleytys mit achtloser Kraft herum, wobei ihre Blicke über ihren Körper huschten. Gapp ließ eine Hand achtlos von Aleytys’ Hals zu ihrer Hüfte hinuntersinken, ohne sich um die stillen Versuche, sich zu befreien, zu kümmern.
    „Gapp!“ Das Wort hieb plötzlich durch die Beschäftigung der Jungen, ließ sie herumfahren, so daß sie die Kipu ansah. „Laßt die Parakhuzerim los.“
    „Oh … kommt schon. Laßt sie mich haben.“
    „Gapp!“
    Aleytys schüttelte sich, da die Berührung von Gapps Händen Übelkeit sauer in die Kehle hochbrachte. Geistesabwesend rieb sie sich die Arme. Wenn ich wieder in meinen Räumen bin, dachte sie, nehme ich ein Bad. Ich werde zweimal baden.
    „Nehmt die Parakhuzerim und weist sie in ihre Rolle ein, damit sie morgen ihren Platz bei den Feierlichkeiten einnehmen kann.“
    „Im, Kipu.“ Gapp grinste Aleytys zu. Aleytys wich ein paar weitere Schritte zurück und sah sich rasch um.
    „Muß sie?“ fragte sie scharf.
    Die Kipu beachtete sie nicht. „Gapp“, sagte sie schwer. „Hört mir zu.“
    „Im?“
    „Beherrscht Eure … Eure kleinen Vorlieben.“ Wieder zeigte das Gesicht der Kipu Abscheu. „Wenn Ihr sie vor den Zeremonien berührt, werde ich Sukall schicken, um Euch zu disziplinieren. Ist das klar?“
    Gapp zog trotzig eine Schnute. „Warum? Sie hat mit diesem Migru geschlafen, wenigstens behauptet sie das.“ Sie nahm die Haut und den Muskel von Aleytys’ Arm zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte fest zu. „Vielleicht hat sie Spaß daran, mit mir zu spielen. Warum nicht?“
    „Weil ich dies sage. Ich will nicht, daß sie gezeichnet ist, Gapp, oder so verwirrt, daß sie nicht tun kann, was nötig ist. Ich kenne die Spiele, die Ihr treibt. Nun?“
    Gapp zappelte herum. „Hinterher?“ fragte sie hoffnungsvoll.
    Die Kipu zuckte mit den Schultern.
    „Ihr habt es versprochen. Ich werde jetzt die Finger von ihr lassen, aber denkt daran, Ihr habt sie mir versprochen.“ Sie lächelte Aleytys blöde an. „Warte nur, Weiche, wir werden ein paar schöne Stunden miteinander haben.“
    „Du. Parakhuzerim.“
    Weil der Dämpfer ihren Geist wieder durcheinanderwarf, verstand und antwortete Aleytys nur langsam. Schließlich nickte sie unbeholfen.
    „Ich will dich nicht noch einmal sehen. Nicht hier. Verstanden?“
    „Wenn ich etwas brauche?“
    Die Kipu zuckte mit den Schultern. „Sag es der Wache.“
    „Ja, Kipu.“ Aleytys sprach mit einwandfreier Unterwürfigkeit. Aber hinter ihrem Rücken schlossen sich die Hände so fest zu Fäusten, daß die Nägel kleine Sicheln in die Handflächen schnitten.
    „Hhm.“ Die Kipu rieb ihren langen, biegsamen Daumen über ihr Kinn. „Nimm einen kleinen Rat an, Parakhuzerim. Du kannst ein sehr angenehmes Leben führen, wenn du es nur willst. Diene uns ein Jahr, dann werde ich dir deine Freiheit geben.“
    „Ja, Kipu.“ Aleytys würgte ein plötzliches Aufflammen von Wut hinunter. Frei, dachte sie. Lügnerin!
    „Obgleich ich es lieber nicht tun würde … aus verschiedenen Gründen … ich werde dich betäuben, wenn ich muß. Wenn du mir zuviel Ärger machst, werde ich es tun. Verstanden?“
    „Ja, Kipu.“

 
6
     
    Aleytys zupfte an dem engen Schnitt des steifen, goldenen Trikots; Schweiß sickerte an ihrem Hals herunter, der schwere, kunstvoll verzierte Helm drückte auf ihren Schädel, bis dieser in dumpfem Pochen schmerzte. Der monotone Gesang ging weiter und weiter, während die Priesterin Harran, in Wolken schweren Räucherwerks gehüllt, mehrfache Kreise um den Scheiterhaufen herum

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