Irsud
Hiiri haben eine gute Zeit für einen Überfall gewählt, die Kipu ist hier beschäftigt.“
„Was?“ Sie spähte zu dem Rauch hinunter, konnte ferne Hinweise auf Aufruhr erkennen, leuchtende Blitze, die durch die purpurgrauen Knäuel brachen. Eine zuckende Bewegung erreichte ihre Augenwinkel, riß ihre Aufmerksamkeit auf den Mahazh. Drei Gleiter stiegen vom Dach auf und schossen nach Osten davon. „Werden sie die Hiiri fangen?“
„Sie haben es noch nie geschafft. Inzwischen sind die Angreifer verstreut, in Sicherheit, lachen über die Vergeblichkeit der Bemühungen der Nayadimi.“
„Sie müssen einige von ihnen fangen. Wo sonst haben sie diese dort her?“ Ihre Hand machte eine leichte Bewegung zu den Hiiri hin, die hinter ihnen brannten. „Oder die anderen, die noch dort unten sind?“
„Die Hiiri verkaufen die ihren.“ Er lächelte zynisch. „Ein Stamm bekämpft den anderen. Sie haben nur deshalb angefangen, Gefangene zu machen, weil damit angefangen wurde, ihnen einen Preis dafür zu bezahlen. Davor …“ Er zuckte mit den Schultern. „Rituelle Marter. Mein Feind ist nur dann nicht mehr mein Feind, wenn er tot ist und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder mit ihm.“
Aleytys schüttelte sich. „Ich frage mich manchmal, warum Menschen mit Intelligenz verflucht sind, wenn sie sie für solche Zwecke benutzen.“
„Fragen Sie mich nicht. Ich brauche genug Zeit, um meine eigene Existenz zu rechtfertigen.“
Hinter ihnen wurde der Gestank von verbranntem Fleisch erdrückend, während der Singsang erneut begann und weiter und weiter und weiter und weiter ging, bis sie ihn nicht mehr hörte. Gemeinsam standen sie da und ließen die Zeit in einer Art geteilten Abscheus über sich fließen. Nach einer Weile betrachtete sie sein Gesicht, traf auf einen humorvollen, forschenden Blick, der die treibende Neugierde aufscheuchte, die sie wieder verriet, als der Dämpfer lostobte und den Gedankenstoß blockierte, den sie auf ihn gezielt hatte, nicht bewußt, sondern aus der Gewohnheit heraus, die sie so viele Male hatte stolpern lassen, daß sie die genaue Zahl gar nicht mehr wußte. Sie wankte und stürzte beinahe über den Klippenrand.
Durch den Wirbel, der alles bis auf die bruchstückhaften Bilder in ihrem Verstand auslöschte, spürte sie vage einen festen Griff an ihrem Arm. Sie kämpfte gegen das Chaos an, zwang ihren Geist zur Ordnung. Leicht keuchend, richtete sie sich wieder auf. „Danke“, murmelte sie dumpf. Als ihr Blick klar wurde, lächelte sie ihm nervös zu.
„Rab’Sombala Isshi.“ Die Worte waren fast in einem Flüstern gesprochen, damit der Gesang nicht gestört wurde. Er blickte über die Schulter. Sukall stand maskengesichtig und starr aufrecht hinter ihm und wartete in vollkommener Disziplin auf seine Antwort.
Er drehte sich sofort um, verbeugte sich mit vorsichtigem Respekt. „Ja?“
„Die Kipu wünscht, daß Ihr Euch wieder Eurer Gruppe anschließt.“ Da sie ihre Botschaft überbracht hatte und nicht bezweifelte, daß er ihr augenblicklich Folge leistete, wandte sie sich an Aleytys. „Parakhuzerim, Euer Auftritt in diesem Zeremoniell ist nahe. Die Kipu wünscht, daß Ihr kommt und Euch vorbereitet.“
Aleytys blickte schnell zum Bestattungsfeuer hinüber, wo die Flammen noch immer hoch loderten. Zu ihrer großen Erleichterung waren die Hiiri still. Sie hoffte, daß das Einatmen von Rauch sie getötet hatte, bevor sie Zeit hatten, den Schmerz des lebendig Verbranntwerdens zu spüren. Sie verjagte die Erinnerung an die Schreie aus ihrem Verstand, entfernte sich vom Klippenrand, und ihr Magen verklumpte und entklumpte sich in einem ekelerregenden Rhythmus.
7
Schatten dehnten sich in langen, dünnen Streifen über kurzes, federndes Gras, das noch feucht war vom Tau des Morgens. Aleytys schlug das zerknitterte Laken auseinander, faltete es doppelt und breitete es auf dem Gras aus, dann ließ sie sich mit gekreuzten Beinen in der Mitte des fahlgelben Rechtecks nieder. Sie fröstelte und rieb sich die Knie, die leichte Kühle in der frühen Morgenluft verstärkt von der Aufregung, die ihr Blut aufwühlte. Sie bewegte sich unruhig, zupfte an den Schulterträgern des rosa Chiffon-Gewandes, das in weichen, achtlosen Wellen um ihre Beine spielte. Als ein Blatt raschelte und ein sechsflügeliges Insekt an ihrem Ohr vorbeisirrte, lief ein Ruck durch ihren Körper; sie schauderte. Ein zielstrebiges Knistern riß ihren Kopf herum. Burash arbeitete sich durch den Kreis
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