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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Strahlenglanz der Morgensonne leuchtete, Tautropfen funkelten und lösten sich in der warmen Luft auf. „Verdammt.“
    Sie fuhr herum und preßte den Rücken gegen das Glas. „Warum bin ich noch hier, Burash, sag’s mir! Ich könnte entkommen, das weißt du. Ich könnte schon heute nacht von hier verschwunden sein.“
    „Und wohin gehen?“
    Sie rieb die Hände an dem kühlen Glas auf und ab. „Ich weiß nicht. Die Sternenstadt?“
    „Was würdest du tun, wenn du sie erreichen würdest?“ Burash schüttelte den Kopf und durchquerte den Raum, er lehnte sich neben ihr gegen das Glas. „Und wie würdest du dorthin kommen?“
    „Einen Gleiter stehlen, eines dieser Boote draußen, auf dem Fluß, ein Pferd … Ich weiß es nicht.“
    Burash drückte das milchige Quadrat, die Tür glitt hoch und die frische, kühle Luft strömte herein. „Das ist alles Schaumschlägerei, genauso viel wert wie diese Tautropfen, die sich unter der Berührung der Sonnenstrahlen auflösen.“ Er drehte sie herum und ließ sie in den Garten hinausschauen. „Nun?“
    Ihre Schultern bewegten sich ungeduldig unter seinem Arm. Stumm starrte sie über das Grün hinweg auf die massiven Granitblöcke der Mauer, die den Garten trotz seiner Schönheit zu einem Gefängnis machten. Nach einer Weile seufzte sie. „So. Zurück zum ermüdenden, hinterhältigen Taktieren.“
    „Belit Damiktana.“ Das nervöse Kreischen der Wache klang durch den Gobelin.
    „Pah.“ Aleytys trat zurück und stieß gegen Burashs festen Brustkorb. Als er seinen Arm bewegte und sich abwandte, schritt sie an ihm vorbei und kletterte in den Stuhl am Fußende des Bettes. „In Ordnung, Naram. Auf deinen Kopf. Schick dieses Zitterbein herein.“
    Burash hielt den Gobelin zur Seite, die Wächterin schlich zögernd herein. Sie stoppte vor dem Stuhl, eine doppelte Nayid-Armeslänge zwischen sich und Aleytys, ein blaugrünes Gewand steif über dem Arm gefaltet. „Belit Damiktana“, sagte sie heiser, unterbrach sich dann, um sich so unaufdringlich wie nur möglich zu räuspern. „Die Kipu dankt Euch. Sie bittet Euch, diese Robe zu begutachten.“
    Mit ungeschickten Handgriffen faltete sie das Gewand auseinander und hielt es hoch, so daß es von den Stellen, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger festhielt – die anderen Finger waren steif gegen die Handfläche gepreßt –, in anmutigen Falten zu Boden fiel.
    Die Basisfarbe der Robe war das Blaugrün der Königin, mehrere Schattierungen dunkler. Feuerzungen waren entlang des Saumes gestickt, in einem strahlenden Rot, das an der linken Seite bis fast zur Schulter hochzüngelte.
    Beim Anblick dieses hübschen Gewandes unterdrückte Aleytys einen Freudensprung; mit einer trägen Hand winkte sie zu der Wächterin hin. „Gib es dem Migru.“
    Sie hielt sich von Aleytys fern, so weit sie konnte, reichte Burash die Robe und wich zurück.
    „Gib der Kipu zur Kenntnis, daß diese Robe akzeptabel ist.“ Aleytys klopfte mit den Zeigefingern leicht auf das Holz der Stuhllehne. „Sie soll in dreißig Minuten zu mir kommen.“ Sie starrte die Wächterin arrogant an. „Nun, muß ich dich höchstpersönlich zu ihr eskortieren?“
    „Verzeihung, Damiktana.“ Die Wächterin schluckte. Hastig ging sie rückwärts hinaus, die Fühler signalisierten ihre Erregung, ihr Geist strahlte eine kaum kontrollierte Mischung aus Haß und Furcht aus.
    Aleytys sprang aus dem Stuhl und rannte zu Burash, gurrte über die erlesene Robe. Mit seiner Hilfe zog sie sie über den Kopf und befestigte die Trägerbänder. Sie schaute an sich hinunter und lächelte vor Freude. „Es hat sich fast gelohnt.“
    Sie lachte und tanzte im Zimmer umher, der weite Rock bauschte sich auf.
    Im Badezimmer bürstete sie ihr Haar glatt und posierte vor dem Spiegel, drehte sich hierhin und dorthin, ungeheuer zufrieden mit sich selbst. Im Moment hatte sie den Zweck der Sache, die sie so begeisterte, völlig vergessen. Burash schob den Gobelin beiseite und lachte, als er sie sah.
    „Höhenflug“, sagte er. „Wieder auf und ab. Leyta, Leyta.“
    Sie schenkte ihm ein Lächeln, aber die gehobene Stimmung floß schnell aus ihr heraus. Seufzend ließ sie die Rockschöße fallen, glättete das Haar aus dem Gesicht zurück und ging wieder – Burash auf den Fersen – in das Schlafzimmer hinüber.
    Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder, um auf die Kipu zu warten. „Noch einen Monat“, sagte sie, blickte dann zu Burash. „Etwas kommt mir komisch vor. Diese Wächterin. Sie

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