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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Kunniakas.“ Sie wollte sich abwenden, unterdrückte den Impuls jedoch. „Wie schlimm war es letzte Nacht?“
    Aleytys stellte den Becher mit einem zu lauten Klirren ab, ihre Hände zitterten. „Er wäre fast gestorben … Und ich … Ich entging dem Tod gerade noch einmal, um Haaresbreite. Eine Menge von diesem Blut ist meines.“
    „Seid auf der Hut, Kunniakas, Asshrud ist eine Viper, mit Giftdrüsen so groß wie Melonen.“ Die Hiiri hockte sich dicht neben Aleytys nieder. „Schlägt auch ohne Warnung zu.“ Sie starrte nachdenklich in Aleytys’ Gesicht.
    „Warnung. Das erinnert mich an etwas. Schau in den Garten hinaus, ja?“
    Aamunkoitta hob die Augenbrauen, sprang jedoch auf die Füße und tappte über den Boden, die Strohsandalen scharrten leise auf dem Stein.
    „Siehst du sie?“
    „Sie? Ah. Die Wächterinnen auf der Mauer. Ich sehe sie.“ „Benachrichtige unseren Freund, hörst du? Die Wachen sind ab jetzt Tag und Nacht da.“
    „Ja.“ Aamunkoitta entfernte sich schweigend von der Glaswand und ging wieder in die Abstellkammer, um mit einem Mop und einem leeren Eimer wieder herauszukommen.
    Aleytys hob den Becher wieder und schlürfte die abgekühlte Flüssigkeit, nahm einen Schluck von dem Mastu, schluckte, nahm noch einen …
    Schmerz. Er zuckte durch ihren Körper und löschte alles andere aus. Schmerz. Brennend. Tierkrallen, die sie auseinanderrissen. Brennend. Ihr Gehirn brannte in einem Feuer, das an ihren Nerven fraß. Sie schrie. Stöhnte. Warf sich aus dem Stuhl, stieß dabei den Tisch um, so daß sich der Inhalt des Mastu-Topfes wie ein bösartiges Krebsgeschwür auf den Fliesen ausbreitete. Schmerz. Er eroberte ihre Welt, nichts anderes war mehr da, weiße, heiße Krallen rissen ihr Gehirn und ihren Körper Atom für Atom auseinander.
    Ihr Körper erbebte, spie die ätzende Substanz aus, die dabei war, sie umzubringen. Ihre Schließmuskeln lockerten sich, sie wälzte sich hilflos im Mischmasch ihrer Körpersäfte. Immer wieder würgte sie, nichts war mehr in ihrem Magen, das noch hätte herausgepumpt werden können, ein weiterer Schmerz, eine weitere Verkrampfung, ein reißender Schmerz, Muskeln verzerrt und verknotet durch trockene Wehen. Weit entfernt hörte sie Aamunkoitta aufschreien, fühlte kühle Hände ihr Gesicht berühren …
    Harskari erwachte in ihrem Schädel, und das bernsteingelbe Leuchten ihrer Gegenwart lohte so stark, daß es sogar die rasende Qual des Giftschmerzes beherrschte. „Heile dich, Aleytys.“
    Die Stimme tönte wie ein dumpfer Glockenklang. Immer wieder, der Ton durchdringend, fordernd, zwingend. Zwingend. Aus ihrer vom Schmerz gepeitschten Raserei gerissen, stürzte sich Aleytys in den Energiestrom und ließ das schwarze Wasser durch und durch ihren Körper fließen, brennen, reinigen, das ätzende Gift hinausspülen … Wieder sah sie die drei Schatten sie halten, sie beruhigen, sie stützen, und sie wurde warm und zufrieden in ihrer Obhut … Sie öffnete die Augen. Burash und Aamunkoitta beugten sich besorgt über sie. Unter Schwierigkeiten mühte sie sich auf die Füße und stand zitternd da, gegen Burash gelehnt, jetzt angewidert vom Gestank ihrer herausgewürgten Flüssigkeiten, das Erbrochene und der Kot und der Urin und das Gift, das ihr Körper in höchster Not abgestoßen hatte. „Ein Bad …“, flüsterte sie.
    Der Gobelin wurde ungeduldig zur Seite gerissen, die Kipu trat ein und blieb stehen, starrte auf die Szene, die sich ihren hervortretenden Augen bot. Hinter ihr winkte Sukall die Wache zurück, trat dann selbst ein und ließ den Gobelin hinter sich fallen.
    „Was ist hier vorgefallen?“ fragte die Kipu.
    Aleytys drehte sich zu ihr um. „Gift. Im Mastu.“
    „Wer hat ihn gebracht?“
    Aamunkoitta begann zu zittern. „Ich … ich war es“, sagte sie zögernd. Sie hatte keine Wahl. Jede Wächterin hätte dies der Kipu erzählen können.
    „Nehmt die Hiiri mit. Vernichtet sie.“ Die Stimme der Kipu war kühl und ohne jede Gefühlsregung. Sukall schritt an ihr vorbei und griff nach der schmalen Schulter der Hiiri.
    Aleytys stieß Burash von sich und stand wankend auf den eigenen Füßen, Zorn kalt und hart in sich. „Nein.“ Sie stieß Sukalls sehnigen, kräftigen Arm beiseite. „Rühr sie nicht an.“
    Sukall zögerte, sah über die Schulter zu der Kipu zurück.
    „Sie hat Gift gebracht.“ Die volltönende Stimme war kalt und unerbittlich.
    „Stell dich hinter mich, Kätzchen.“ Aleytys stellte sich vor die beiden

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