Irsud
weiblichen Nayids, jetzt mit brennenden Augen, kalten Händen und verklumptem Magen, eine Körperschwäche, die ihren Geist erschöpfte, ließ sie zittern. „Nein!“ wiederholte sie.
Sukall legte die Hände auf ihre Schultern, um sie aus dem Weg zu schieben, schrie dann, als eine schwarze Furcht, Entsetzen, Schwäche, Schmerz, Beklemmung sie durchfluteten.
Mit kalter, ärgerlicher Präzision zog Aleytys die Schnüre der Schwächen der Wächterin, übersteigerte sie ungeheuer, bis sie als jammernder Haufen zu Füßen der Kipu kauerte.
Aleytys wandte ihren finsteren Blick der Kipu zu. „Nein“, hauchte sie und projizierte die Last der Ablehnung auf die Kipu, verausgabte ihre emotionelle Kraft gewaltig, akzeptierte keine Grenzen in ihrer Attacke.
Die Kipu wich zurück, bis ihre Schultern den Gobelin berührten.
„Wenn du schon jemanden bestrafen mußt“, flüsterte Aleytys, da ihre Kraft versickerte, „dann bestrafe den Schuldigen, keinen bequemen Sündenbock. Asshrud hat mich vergiftet. Du weißt es. Die Hiiri ist unschuldig. Sie gehört mir. Faß’ an, was mir gehört, und ich kämpfe gegen dich.“
Die Kipu erholte sich einigermaßen, nickte, sagte dann trocken: „Du hast deine Schauspielerei also aufgegeben.“
Aleytys lachte. „Komisch. Die Alte ist wirklich in mir erwacht. Egal. Ich bin meinen Freunden gegenüber loyal. Du verstehst das nicht, habe ich recht? Sie auch nicht, die Alte. Nur versprechen und strafen, den Dienst erkaufen. Du wirst ihr gute Dienste erweisen, nicht wahr, Kipu?“ Sie lachte wieder, ihre Stimme kreischte diesmal bis an die Peripherie der Hysterie.
Die Kipu nickte. „Wahrlich, ich diene meiner Königin.“ Sie lächelte, eine kleine, knappe Bewegung der dünnen Lippen. „Sehr gut, die Hiiri bleibt. Sukall!“
Die zitternde Nayid zwang ihren schlaksigen Körper auf die Füße, stolperte unbeholfen, noch unsicher in den schlecht koordinierten Bewegungen. Sie starrte kurz zu Aleytys hin, strahlte unzusammenhängende Restempfindungen aus, alle von einem bitteren Haß überlagert. Langsam richtete sie sich auf. „Im, Rab’Kipu?“
„Kehrt zu Euren Pflichten zurück. Sagt niemandem etwas von dem, was hier vorgefallen ist.“
Sukall salutierte zackig und schritt aus dem Raum, die Stiefelsohlen hämmerten in übermilitärischer Betonung gegen den Boden.
„Eine weitere Feindin.“ Die Kipu klang belustigt.
„Ja, Rab’Kipu.“ Aleytys fühlte, wie sich ihr Zorn auflöste. Sie fühlte sich, als müsse sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Nur die Anwesenheit der Kipu hielt sie auf den Füßen.
„Der Händler von der Ffynch-Gesellschaft kommt nach dem Mittagsmahl.“
Aleytys lachte nervös. „An eine Mahlzeit zu denken übersteigt meine Kräfte momentan um einiges.“
„Die Alte wird die Oberhand gewinnen.“
„Ah.“
„Die Damiktana wird die rote Robe tragen.“
„Ein Zugeständnis für das andere. Ich werde die rote Robe tragen.“
„Deine Mahlzeiten werden ab jetzt von meinen Sabutim überwacht werden.“
„Das ist ein beruhigender Gedanke.“
„Ich bin sicher, daß dir das recht ist. Obwohl Gift irgendwie wirkungslos zu sein scheint.“
„Man kann nie wissen. Vielleicht war der Giftmischer unfähig, vielleicht hat er zu wenig verwendet.“
„Vielleicht.“ Die Kipu runzelte ihr Gesicht in eine angewiderte Grimasse. „Laß den Migru für dich vorkosten.“
„Nein.“ Aleytys schüttelte sich. „Nein.“
„Närrin. Die Alte wäre nicht so zimperlich.“
„Keine von euch beiden versteht etwas von Loyalität. Jedenfalls denke ich, du weißt jetzt, daß ich nicht die Alte bin.“
„Ich wußte es immer.“
„Aber es war angenehm, so zu tun.“
„Sorge dafür, daß es angenehm bleibt.“
„Das werde ich tun. Willst du sonst noch etwas?“
Die Kipu blickte sie einen Moment lang an. „Du bist doch intelligent.“
„Bin ich.“ Aleytys machte einen Schritt in Richtung Badezimmer. „Ich kenne meine Grenzen. Du auch?“
„Ich kenne mein Ziel. Bleib mir aus dem Weg.“
„Ich werde daran denken.“ Gefolgt von einem schweigenden, besorgten Burash und einer zitternden Aamunkoitta ging sie zum Badezimmer und wartete darauf, daß die Hiiri für sie den Gobelin beiseite zog. Sie sah über die Schulter zurück und sagte: „Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?“
Die Kipu schüttelte den Kopf und ging ohne ein weiteres Wort.
18
Aleytys saß starr aufrecht, unbehaglich in der flammendroten Robe. Der Mimosenbaum, der sich über
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