Irsud
bewegen. Gerade noch. Aber jeder schnelle Trick ist unmöglich.“
Aleytys zog die Nase kraus. „Noch etwas, das die Kipu gegen mich verwenden kann.“
„Oh, ich bezweifle, daß Isshi das den Nayids überläßt.“
„Warum?“ Aleytys verlagerte den Blick zu der Klippe hin, die von ihrem momentanen Standort aus kaum zu sehen war. „Er verkauft auch diese verdammten Pistolen.“
„Wofür er ziemlich angemessene Abwehrwaffen hat. Aber aus einem Fangnetz-Feld könnten die Techniker der Kipu ein wenig zuviel lernen.“
„Was – zuviel?“
„Zuviel über Überlichtflug.“
„Huh? Ich kann keinen Zusammenhang sehen. Verdammt! Sogar das Kätzchen sorgt dafür, daß ich mich wie ein Kind fühle.“ Sie sah zu, wie die gefangene Nayid unter Schmerzen zur Kipu hochstolperte. „Sieht so aus, als wäre es keine sonderlich gute Idee, sich auf den Weg zur Sternenstadt zu machen.“
„Kommt darauf an. Aber es sieht nicht so aus, als hätten wir sonderlich viel Auswahl. Diese Gesellschaftswelten!“ Die purpurnen Augen blinzelten hastig.
Sombala Isshi salutierte vor der Kipu und ging die Rampe hinauf. Die beiden Wachen folgten ihm. Unmittelbar bevor sie den Gleiter betraten, berührte einer von ihnen einen Knopf an seinem Gürtel. Die gefangene Nayid stolperte und schwang plötzlich befreite Arme. Sie bewegte vorsichtig den Kopf, straffte sich dann und starrte die Kipu an, den Mund zu einem starren Strich gefestigt. Wellen von Zorn und Angst wirbelten aus ihr heraus und sandten eine Spur von Übelkeit in Aleytys’ Magen, bevor sie die Empfindung abblocken konnte.
Unvermittelt sprang die Gefangene die Kipu an, sechsfingrige Hände schlossen sich um den dünnen Hals. Aber der Angriff war sinnlos. Zwei Nayids von der Ehrenwache sprangen vor, preßten einen Betäubungsstab gegen den Hals des knurrenden Flüchtlings. Sie brach zu einem Haufen über der Kipu zusammen, die Wächterinnen hoben sie hoch und schleiften sie an Aleytys vorbei in den Mahazh.
Die Kipu erhob sich und wischte sich ab. Mit präzise auf die Steine klackenden Stiefeln, geradem Rücken – sie badete buchstäblich in Selbstgefälligkeit – schritt sie die Stufen herauf und hielt vor Aleytys an, ein Lächeln krümmte die Enden der dünnen Lippen.
„Ja“, sagte Aleytys ruhig. „Du hast dein Ziel zweifellos erreicht, Rap’Kipu.“
19
Aleytys saß im Schatten unter dem Überhang des Bambusgestrüpps, tastete hierhin und dorthin in die Dunkelheit hinaus, um ihr neuentdecktes Talent des augenlosen Sehens zu üben; Burashs melancholische Gestalt allerdings mied sie sorgfältig.
Er wandte ihr den Rücken zu und sandte einen tiefen Kummer aus seinem Gemüt, einen hartnäckigen Schmerz, der sie zusammenzucken ließ, selbst dann noch, als sie die Grundlage dieses Schmerzes zurückwies.
Ungeduldig fuhr sie herum, funkelte seinen Rücken an. „Burash, es mußte sein. Es gab keinen anderen Ort, der sicher genug war, um als Treffpunkt zu dienen.“
Er zog den Kopf tiefer zwischen die Schultern.
„Du weißt, daß es keinen anderen Ort gibt.“
„Ich weiß.“ Er hob den Kopf und drehte sich so herum, daß er sie ansehen konnte, seine Fühler weit ausgebreitet, in einer flachen Kurve gebogen.
„Hör auf, dich wie ein verrücktes Weibchen zu benehmen.“
Er starrte sie verblüfft an. „Aber …“
„Verdammt. Ich vergesse es immer wieder.“ Sie klatschte mit einer Hand auf den Oberschenkel, zuckte dann unter der Lautstärke dieses Geräusches zusammen. „Sentimentalität, das ist alles. Falsch. Du weißt es.“
„Falsch?“ Er zuckte mit den Schultern, seine Fühler schnellten kurz nach oben, dann sanken sie wieder herunter. „Es zeigt jedenfalls eindeutig, was dir am meisten bedeutet.“
Sie sprang auf und ruckte die Hände hoch. „Hahunh! Du bringst mich soweit, daß ich mir die Haare raufen will! Ich mache das Beste aus dieser verflixten Situation, das ist alles. Unser Platz. Pah. Dein Platz ist hier.“ Sie berührte ihre Stirn. „Und hier.“ Sie legte die Hand flach auf ihr Herz. „Wir werden ohnehin bald von hier weggehen.“
Er neigte den Kopf und schaute zu ihr hoch. „Du wirst auch mich bald verlassen, hast du daran gedacht?“
Sie kniete sich vor ihn und berührte sein Gesicht mit den Fingerspitzen. „Burash?“
Er seufzte. „Leyta, Leyta, du begreifst nicht.“ Er nahm ihre Hand zwischen die seinen und hielt sie fest.
„Nein.“ Sie seufzte. „Nein.“
„Leyta …“
Sie machte ihre Hand frei und legte
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