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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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kann es nicht tun.“
    „Was für ein Weibsstück!“ Shadiths purpurne Augen blitzten vor Zorn.
    „Was soll ich tun, Sängerin?“ Aleytys spreizte die Finger; sie zitterten bleich im durchbrochenen Mondlicht.
    Harskaris goldene Augen öffneten sich mit kristalliner, knisternder Kälte. „Du hast zwei Füße, Aleytys. Steh darauf.“
    „Harskari …“
    „Ja?“
    „Ihr … ihr alle … habt früher geholfen, wenn ich euch gebraucht habe. Auf Lamarchos. Ihr habt den Hordenmeister beseitigt, als ich euch darum gebeten habe.“ Sie ließ den Kopf auf die Lehne zurückfallen und schloß die Augen. „Ich kann es allein nicht tun. Ich kann meine Hände einfach niemanden töten lassen.“
    „Was willst du von uns?“
    „Helft mir!“
    „Wobei? Was willst du von uns?“
    „He, laß dir Zeit, hörst du, Prinzessin?“ Swardhelds rauhe Stimme enthielt eine Spur von Vorwurf. „Sie ist doch nur ein Kind. Das ist schwerer Tobak.“
    „Zuckerwatte wird sie ein Baby bleiben lassen. Ist es das, was du willst?“
    „Nun, du hast ein prächtiges Mädchen aufgegabelt, du solltest nicht dickköpfig sein.“ Shadith schniefte. „Komm schon, Tanarno, ich gebe dem alten Knurrer hier recht. Laß von dem armen Kind ab.“
    „Sei freundlich. Das ist leicht, nicht wahr? Sorgt dafür, daß man sich gut fühlt – wie eine warmherzige und liebevolle Person. Vergiß, was es ihr antut.“ Die ausdrucksvolle Stimme fauchte mit Messerschärfe. „Ihrer Schwäche Vorschub leisten. Willst du das?“
    „Hört auf damit!“ Aleytys grub die Fingernägel in ihre Handflächen und preßte die Augen zu, bis sie schmerzten. „Ich kenne die Situation. Verdammt. Ich kenne die Wahl, die ich zu treffen habe, die einzige Wahl, die ich treffen kann. Ich kann Kätzchen nicht sterben lassen. Und ich bin auch nicht die Kipu. Ich bin mir meiner Verantwortung bewußt, wenn ich euch bitte, das Töten für mich zu übernehmen. Ich bin … Ich kann es nicht … ich kann es nicht tun. Ich wüßte nicht, wie. Und ich glaube nicht, daß es für euch, meine Freunde, für irgend einen von euch, selbst für dich, Swardheld, ein leichter Job ist. Du bist ein Kämpfer, Swardheld, aber das hier ist ein Schlachten. Verdammte, widerliche Hinrichtung. Ich sage nur dies. Helft mir, wenn ihr könnt. Ich brauche eure Hilfe. Bitte.“ Sie zwang die Augen auf und legte die Hände flach auf die Oberschenkel. „Meine Hände.“ Sie schaute darauf hinunter, rieb sie hin und her, beobachtete, wie sich der dünne, seidige Stoff ihres Nachthemdes zusammenzog und wieder dehnte. „Nayid! Tiere!“
    „Burash.“ Harskaris ruhige Stimme ließ das einzelne Wort in das angespannte Schweigen fallen.
    „Ah. Ich kann nicht glauben, daß er überhaupt derselben Spezies angehört.“ Sie lächelte unfreiwillig.
    „Männlich-weibliche Unterschiede, eine fremde Art … Man nennt es Kulturschock, meine Liebe.“ Harskari kicherte. „Besser, als wenn du dich daran gewöhnst. Mein Impiadjawa … Vorhersehen … sagt mir, daß wir noch etliche stark differierende Artengemeinschaften und Kulturen kennenlernen werden.“
    „Werdet ihr es für mich tun?“
    „Überlaß das mir“, knurrte Swardheld. „Meine Hände kennen ihre Arbeit.“ Die schwarzen Augen zwinkerten. „Nichts, um darauf stolz zu sein, Freyka. Ich bin froh, daß du dieses spezielle Handwerk nie zu lernen brauchtest.“
    „Ich danke dir“, hauchte sie. „Mein Freund, mein Freund.“
    „Vaelkomm, Freyka.“
    Shadith blinzelte ungeduldig. „Warum herumsitzen und über diese Sache nachgrübeln? Erledigen wir es jetzt.“
    „Gut. Besorgst du die Zeitverschiebung, Harskari?“
    „Natürlich. Aleytys?“
    „Ja?“
    „Willst du zusehen, oder ziehst du es vor zu schlafen?“
    „Machst du mich jetzt zum Baby, Harskari?“ Aleytys lachte nervös. „Nein. Ich werde deinen Rat befolgen. Mich den Konsequenzen meiner Entscheidungen stellen. Ich mag nur ein Begleiter sein, aber ich halte meine Augen offen.“
    „Gut.“
    Swardheld schüttelte sich in ihrem Körper. Er stand auf, stampfte mit den Füßen auf, als würde er hohe Stiefel anziehen, dann schritt er zielstrebig über das Gras. Anfangs fühlte sich Aleytys ein wenig unbehaglich, die Peripherien ihrer Sinne, ihres Ichs flatterten wie ein zerfetztes Seidentuch in einem starken Wind. Aber Shadith half ihr, die Fetzen zu bergen, und als sie den Türbogen auf der gegenüber liegenden Seite ihres Schlafzimmers erreichten, kuschelte sie sich behaglich zusammen und sah

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