Irsud
mit leicht unwohlem Interesse zu.
„Schlag zu, Prinzessin.“
„Mach es, so schnell du kannst, Swardheld. Ich werde in halber Phase durch den Korridor sein, volle Verschiebung in Asshruds Schlafgemach, in einer halben wieder im Korridor. Du verstehst. Ich kann es nicht den ganzen Weg durchhalten.“
„Also gut. Alles in Ordnung mit dir, Freyka?“
„Ja. Legt los.“
Das Diadem flackerte, ließ kurz seine Töne zu einem nur halb hörbaren Summen hinunterrieseln. Swardheld zog den steifen Gobelin zur Seite und huschte schnell den Korridor entlang, fegte an den Wachen vorbei, die sich Augenblicke später verwirrt nach der halbgesehenen Schattengestalt umsahen. Am Eingang zu Asshruds Gemächern erklang das Diadem erneut, die Töne verlagerten sich auf den Unterschallbereich, der ein Jucken durch Aleytys Knochen schickte, ein Jucken, das sie – isoliert, wie sie in ihrer Nische war – nur fern spürte.
Dieses Mal mußte Swardheld den Körper gegen den Gobelin werfen, um den Stoff beiseite zu schieben. Er schwamm gegen die gelatineartige Luft an und glitt in den kleinen Seitenraum, in dem Asshrud schlief.
Aleytys sah traurig zu, Mitleid zerstörte beinahe den Willen, den Mord zu begehen, die riesige, plumpe Gestalt in ihrer einsamen Kammer flehte sie heftig um Verständnis und Mitleid an.
„Nun, Leyta, vergiß nicht …“ Shadiths Stimme wisperte in ihrem Ohr. „Du rettest ein Leben. Außer deinem eigenen. Kätzchen. Erinnerst du dich? Und sie wird immer wieder versuchen, dich zu töten.“
„Ich weiß.“ Sie riß ihren Geistblick von Asshruds Gesicht los. „Es hilft nicht viel.“ Sie ließ ein kleines Schnauben hören. „Wenn das jetzt die Kipu wäre …“
„Igazati.“ Das helle Lachen fühlte sich warm und freundlich an.
Aleytys hörte das dumpfe Knacken. Während Shadith sie abgelenkt hatte, hatte Swardheld der schlafenden Asshrud den Hals gebrochen. Er richtete sich auf, stürzte durch die schwere, widerstrebende Luft zurück. Als er sich wieder an dem Gobelin vorbeischob, fuhr das Diadem zu seinem Baß-Läuten hinauf. Wieder schlängelte sich Swardheld durch die aufmerksam gewordenen Wächterinnen. Sie starrten immer noch umher, bewegten sich mit übertrieben langsamer Bewegung, suchten vergeblich nach dem flüchtigen Schatten, der ein zweites Mal an ihnen vorbeihuschte. Er glitt am Gobelin vorbei und raste durch das Zimmer zum Bett.
Die Diademtöne erklangen wie Feuerfunken, schwebten durch die Luft, die Steifheit glitt von Aleytys’ Körper. „Geschafft, Freyka. Tauch in die Kissen und tu so, als würdest du schlafen.“ Die schwarzen Augen schlossen sich, plötzlich war sie ganz allein.
Nervös zitternd, glitt Aleytys aus der Robe und hantierte an den Decken. Draußen, im Korridor, konnte sie zunehmendes Stimmengemurmel hören, die Wachen reagierten auf die vor wenigen Sekundenbruchteilen erlebten mysteriösen Geschehnisse. „Beeil dich …“ Ein Klangfaden … sie konnte nicht einmal sagen, von wem er kam … erschreckte sie, als wäre ein heißer Draht über ihre Kehrseite gezogen worden, und sie warf sich ins Bett. Das leere Bett.
Einen Augenblick lang überwältigte sie Kummer, vertrieb alles andere; unter Tränen griff sie nach dem Kissen neben sich, vergrub das Gesicht darin und schluchzte schmerzhaft.
Die Wächterinnen kamen in das Zimmer geströmt. Drei stürmten durch den Garten, die Saydi-Resh trottete vorsichtig zum Bett. „Damiktana?“
„Was?“ Aleytys setzte sich auf und wischte sich über die Augen, froh über die zusätzliche Intimsphäre, die ihr der Vorhang bot. „Warum bist du hier?“ Sie schärfte ihre Stimme an den Ohren der Wächterin.
„Etwas …“ Die Stimme der Nayid brach, sie hielt inne, ärgerlich und ängstlich. Aleytys konnte spüren, wie sie ihren Rücken versteifte. „Etwas ist an uns vorbeigerast und in Eurem Zimmer verschwunden. Habt Ihr etwas gesehen, Damiktana?“
„Ich habe geschlafen. Du meinst, ein weiterer Überfall auf mich?“
„Ich weiß nicht.“
„Du weißt nicht viel. Etwas. Ein nebelhaftes Ding. Kam hier durch. Warum habt ihr es nicht aufgehalten, was immer es auch war? Dafür seid ihr doch da.“
„Es bewegte sich zu schnell, Damiktana, und es war schwer zu sehen.“
„Und nun?“
„Die Sabutim durchsuchen den Garten.“
„Wenn ihr dieses Ding im gut beleuchteten Korridor nicht sehen konntet, wie könnt ihr dann erwarten, es dort draußen zu finden?“ Sie deutete zum Garten hin, vergaß dabei, daß die
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