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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verlierst.“
    Durch Harskaris Hohn zum Handeln angestachelt, kletterte Aleytys aus dem Baum und marschierte über das Gras zum Mahazh hinüber. Am Eingang zögerte sie, nur eine Sekunde lang, da es ihr widerstrebte, überwältigend widerstrebte, hineinzugehen.
    Die bernsteingelben Augen öffneten sich weit in kühlem Spott.
    Aleytys stürmte hinein, weiter, ins Badezimmer. Sie drehte das heiße Wasser auf, hielt ihre Hand darunter, riß sie zurück, schrie vor Schmerz auf: Das kochendheiße Wasser hatte ihre Haut zu hellroten Striemen verbrüht. Trotzig heilte sie die Wunde und mäßigte die Hitze. Mit ungeduldigen, ruckartigen Bewegungen schleuderte sie die schlammige Robe von sich und glitt in die in den Boden eingelassene Wanne und wartete darauf, daß das Wasser hoch genug stieg, um ihren zitternden Körper zu bedecken.
    Harskari gluckste. „Paß auf, Leyta; ich bezweifle, ob selbst du die gewöhnliche Erkältung heilen kannst.“
    Aleytys sah plötzlich sich selbst … Ein schmollendes, verdrießliches Kind, schlechter Laune, weil ihr auf die Hand geschlagen wurde … Sie brach in Lachen aus. „Ahai, Harskari, selbst als ich vier Jahre alt war …“
    „Nun, es war ein Schock.“
    Aleytys seufzte und lehnte sich gegen die Schräge der Wanne zurück. „Warum hast du mich nicht daran erinnert, daß ich sie ohne die Kipu finden könnte, sie sogar ohne die Kipu herausholen könnte?“
    „Kannst du das?“
    Überrascht starrte Aleytys auf das Wasser, das über ihre Zehen sprudelte. „Ich …“
    „Kannst du es?“
    „Ich könnte die Schlösser öffnen.“
    „Ja.“
    „Ich könnte herausfinden, wo sie sind.“
    „Ja.“
    „Mit eurer Hilfe könnte ich zu ihnen gelangen und sie herausholen.“
    „Ja.“
    „Dann …“
    „Nun?“
    Nach einer langen Pause griff Aleytys abwesend nach der flüssigen Seife und verteilte sie über Arme und Schultern. „Ich weiß nicht.“ Sie hielt einen Augenblick mit Reiben inne. „Ich weiß nicht, was ich als nächstes tun soll.“
    Als sich ihr Körper wieder erwärmte, fühlte sie ihren Verstand ebenso klar. „Es war also nicht umsonst … nicht völlig.“
    „Nein.“
    „Ich glaube, das war es, was mich am meisten getroffen hat.“ Sie schwelgte in dem warmen, besänftigenden, seifenparfümierten Wasser, fühlte sich ruhig, nach der eindringlichen Depression des Morgens sogar glücklich.
    „Allerdings.“ Harskaris Stimme durchschnitt den Aufwärtsschwung, wie sie es bei dem Sturz nach unten getan hatte. „Ich denke, wir schaffen uns alle noch innerhalb dieser Woche hier heraus. Bevor die Kipu vollends alle Vorteile, die sie bekommen kann, aus dir herausquetscht und sich entschließt, ihre Kosten zu kürzen.“

 
21
     
    „Verdammt.“ Aleytys kauerte sich in das einzige Stückchen Schatten, das die Zelle mit der offenen Front bot, das Hinterteil steif und kalt auf dem schmutzigen Stein hinter dem Kopfende der Pritsche. In dem hallenden Korridor draußen passierten immer wieder kleine Gruppen Sabutim, in beiden Richtungen, mit grimmigen Gesichtern, und auf eine Reihe von Aufträgen bedacht, die sie wie geschäftige Ameisen hin und her laufen ließen.
    Burash saß auf der Pritsche, diente ihr teilweise als Deckung; er sah auf sie herunter. „So war es die ganze Nacht.“
    „Glaubst du, ich weiß das nicht?“ Sie kicherte leise. „Ich habe Rheuma am Hintern – vom vielen Sitzen auf kalten Steinen, während ich darauf gewartet habe, daß dieses Rudel Ameisen lange genug Pause macht, um mich hierher kommen zu lassen. Wie spät ist es überhaupt?“
    „Etwa eine Stunde nach Mitternacht.“
    „Gehen sie nie zu Bett?“
    „Es muß etwas passiert sein. Ein Alarm.“
    „Ahai, Madar. Ich hätte es wissen müssen.“ Sie fröstelte. „Mein Fehler. Ich werde es dir später erzählen. Es ist nicht schön.“ Sie legte eine zitternde Hand auf seinen Oberschenkel, berührte ihn, um sich selbst zu beruhigen. Er bedeckte sie mit einer seiner Hände. „Laß mich einen Augenblick überlegen“, murmelte sie.
    Sie schloß die Augen. „Harskari.“
    „Ja?“
    „Kannst du uns hier herausbringen?“
    „Zeitverschiebung?“
    „Ja, oder …“ Mit einem stummen Kichern fügte sie hinzu: „Gibt es einen einfacheren Weg, dies zu schaffen? Weißt du, ihr habt es geschafft, mir ein wenig beizubringen.“
    Harskari kicherte. „Ich weiß nicht“, sagte Harskari nachdenklich. Ihre bernsteingelben Augen wurden schmal, starrten. Nach einer Weile seufzte Harsakari. „Unter

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