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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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diesen Umständen: nein. Der beste Kompromiß zwischen Zeitgrenzen und Notwendigkeit …“
    „Warte. Zeitgrenzen. Du hast schon früher einmal darauf hingewiesen. Wie lange kannst du diese Nichtzeit-Sache aufrecht erhalten?“
    „Etwa eine Minute Realzeit. Die halbe Phase ist leichter; das kann ich etwa fünf Minuten Realzeit aufrecht erhalten.“
    Aleytys runzelte die Stirn. „Wie …“
    „Später, Kind. Wenn wir Zeit haben.“ Die Altstimme klang kühl und belustigt. „Wie nahe ist Aamunkoitta?“
    „Fünf Zellen weiter.“
    „Nakivas?“
    „Sie haben ihn gerade im Verhör, zum Teufel mit diesem Weibsstück.“ Sie nagte auf der Lippe, sprang dann auf und ab, bis die dünne Schicht groben Staubes auf dem Stein protestierend umherwirbelte. „Normalerweise ist er noch fünf weitere entfernt.“ Sie schüttelte sich, als sie plötzlich an die zuckende, schmerzgepeinigte Gestalt des Hiiri denken mußte. „Warum, verdammt, bei alldem, was hier geschieht …“
    „Ja, ich weiß.“ Sie seufzte und öffnete die Augen, stellte fest, daß Burash sie neugierig musterte.
    Sie lächelte ihn an. „Frag nicht.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich bin ohnehin schon verwirrt genug.“
    Sie streckte einen Moment lang die schmerzenden Beine aus, zog sie dann zurück. „Tja.“
    „Was jetzt?“
    „Beeil dich und warte.“
    „Auf was?“
    „Nakivas wird in diesem Augenblick verhört. Wir müssen warten, bis sie ihn zurückbringen.“
    „Was ist, wenn die Kipu nach dir sehen läßt?“
    „Ich habe eine Attrappe in meinem Bett zurückgelassen. Außerdem ist sie im Augenblick viel zu beschäftigt, um mehr zu tun als einen Blick zu vergeuden und zu sehen, ob ich noch dort bin, wo ich zu sein habe.“
    „Was ist mit dieser Zelle?“
    „Hier gibt es keine Augen.“
    „Wie … ach, egal.“ Er legte die Hand auf ihren Kopf, streichelte sanft über ihr Haar, schob seine Finger durch die glänzenden Strähnen.
    Aleytys schnurrte wie eine Katze unter seiner streichelnden Hand. „Ich habe dich schrecklich vermißt“, murmelte sie.
    „Leyta. Narami …“
    Die Zeit verging langsam, während sie schweigend dasaßen, Worte waren unnötig, sogar störend. Draußen ließ das hektische Hin- und Hereilen der Nayids ein wenig nach, auch wenn es nie ganz aufhörte, bis schließlich die harte, stampfende Arroganz der Stiefel der Verhörführerinnen den sanften Traum in der feuchtkalten Zelle zerstörte. Aleytys zog die Beine an und duckte sich tiefer. „Sie bringen ihn“, flüsterte sie.
    Als die dichtgedrängte Gruppe vorbeischritt, warf sie einen raschen Blick an Burashs Knien vorbei. Eine aus der Gruppe trug einen schlaffen Körper achtlos über eine stämmige Schulter geworfen. Nakivas. Kaum mehr lebendig. Sie fühlte den Schmerz, den absoluten, kalten, tiefvergrabenen, fressenden Haß, den hartnäckigen Willen, darauf versteift, am Leben zu bleiben, darauf versteift, die Kipu zu enttäuschen.
    Sie schleuderten den Körper in die Zelle und kamen zurückgestampft. Zu Aleytys’ Entsetzen ließ die Kuulu-Resh den Trupp mit einem Knurren vor Aamunkoittas Zelle anhalten. Sie schloß die Augen und dehnte ihre Sicht aus.
    Die Kuulu-Resh ließ einen Lichtstrahl in die Zelle hineinblitzen, ließ ihn direkt auf Aamunkoittas Gesicht verweilen. Die Hiiri öffnete die Augen, keuchte, kroch an die Wand zurück, zitterte, verfiel in eine augenblickliche blinde Panik. Die Nayid hielt sie dort einen langen Augenblick mit dem Lichtstrahl fest, kicherte wie ein rostiges Rad. Dann knipste sie das Licht aus, setzte den grinsenden Trupp von Nayids mit einem weiteren Knurren wieder in Bewegung. Ahai, Madar! dachte Aleytys. Wenn sie das hier auch macht …
    „Ruhig, Aleytys. Tiere wie die da riechen Angst.“ Die bernsteingelben Augen blinzelten langsam. „Denk nach. Bring sie dazu, daß sie nicht hier hereinsehen wollen. Gebrauche deine Gabe. Sollte ich dich wieder erinnern müssen?“
    „Panik …“ Aleytys lehnte sich zurück und konzentrierte sich, sammelte Negation, dann projizierte sie sie in tosenden Wogen.
    „Mäßigung, Aleytys“, fuhr Harskari hastig dazwischen. „Laß sie sich vage unbehaglich fühlen, ihre Gemüter werden den Rest für dich erledigen.“
    „Also keine Dampfwalze.“ Fieberhaft schnell mäßigte sie ihre Emotionsprojektion, Draußen unterbrachen die stampfenden Schritte kurz ihren Rhythmus, dann beschleunigten sie zu doppeltem Tempo. Sie riskierte einen Blick an Burash vorbei und sah schwarze Gestalten

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