Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
beziehen. Während meine Leute geduscht und gestärkt auf den Bazar zogen, musste ich zusammen mit Haroon dringend Ersatz für Jussuf finden. Der legendäre «Afghane» kam schließlich nicht weit von hier und war entsprechend preiswert. Jussuf konnte sich jetzt in aller Ruhe eindecken, als Fahrer war er für uns nicht mehr zu gebrauchen.
Danach wollte ich noch einen privaten Abstecher machen und meinen alten Freund Raja Jan Alam in Shirqulah treffen, einem kleinen Dorf auf dem Weg zum Shandur-Pass. Er hatte mir bei einer früheren Tour gestattet, mit meiner Reisegruppe einen ganzen Tag lang an einem paradiesischen Gebirgssee, der auf seinem Grund und Boden lag, zu rasten. Mit dem Jeep waren Haroon und ich in einer Stunde bei ihm. Noch in den siebziger Jahren gab es in dieser Region verschiedene kleine, autonome Königreiche, die dann der pakistanischen Republik einverleibt wurden. Mein Freund war der Letzte, der den offiziellen Titel eines Raja, also eines Fürsten oder Königs von Punial, führen durfte. Er lebte in einem bescheidenen Palast, umgeben von einem riesigen Apfel- und Traubengarten. Er war auch im hohen Alter noch eine imposante Erscheinung, immer traditionell gekleidet, sein ganzer Stolz war ein gewaltiger Schnurrbart. Auf seiner Visitenkarte stand: «Where heaven and earth meet» – «Wo Himmel und Erde sich treffen».
Reisetipps
Das ultimative und unbedingt zielführende Verhalten beim Besteigen von kleinen Bergen, von großen Bergen und von sehr großen Bergen
Wann ist ein Berg klein, groß oder sogar sehr groß? Schwierige Frage! Für einen Bauern aus Niebüll kann ein Berg groß sein, der für einen Bauern aus Kitzbühel klein oder überhaupt kein Berg ist. Und für denselben Bauern aus Kitzbühel kann ein Berg groß sein, der für einen Waldarbeiter aus Kanada immer noch klein ist. Aber für diesen Waldarbeiter kann ein Berg sehr groß sein, der für einen Bergführer aus Nepal nur groß oder sogar noch klein ist.
Jeder Mensch hat also seine subjektive Sichtweise auf Berge. Und diese verändert sich auch noch ständig. Ein Berg wird zum Beispiel für ein und denselben Menschen größer oder kleiner, wenn er etwa müde ist oder angetrunken oder wenn er angeben oder Mitleid erwecken will. Was aber letztlich nur bedeutet, dass wir auf diese Weise mit der Einordnung von kleinen, großen und sehr großen Bergen nicht weiterkommen. Besser ist es, nach der objektiven Höhe zu gehen. Daher schlage ich vor: Berge bis 500 Meter Höhe sind kleine Berge, bis 5000 Meter Höhe große Berge und bis 8846 Meter Höhe sehr große Berge. Danach ist der Drachenfels eindeutig ein kleiner Berg. Er ist 321 Meter hoch, und wenn man die Höhe von Königswinter, der Stadt, die zu seinen Füßen liegt, abzieht, bleiben bescheidene 221 Meter übrig. Der Drachenfels wäre sicher noch ein bisschen höher, hätte man aus seinem Gestein nicht den Kölner Dom erbaut.
Der Drachenfels ist auch der meistbestiegene Berg Europas. Gipfelstürmer sollten jedoch vorher in sich gehen und sich die folgenden Fragen stellen: «Traue ich mir die Route auch bei widrigen Witterungsverhältnissen zu? Habe ich die richtige Ausrüstung dabei? Bin ich dem Berg körperlich gewachsen?» Wer unsicher ist, sollte Reinhold Messner anrufen und fachmännischen Rat einholen. Allerdings kann ich nicht spontan sagen, ob er den Drachenfels je erfolgreich – ohne Sauerstoff – bestiegen hat.
Wenn man grundsätzlich bereit ist für den Berg, dann gilt es die Route und das Zeitfenster festzulegen. Auf den Drachenfels führen nämlich drei Wege. Route I ist die Route der Zahnradbahn. Für neun Euro (Stand: 2011) kann man mit ihr hoch- und wieder herunterfahren und so gefährlichem Steinschlag und Nassschneelawinen entkommen. Route II ist die Route der Esel. Diese Strecke ist allerdings nur sehr jungen Bergsteigern vorbehalten, da die Tiere nicht überladen werden dürfen. Ein Hochritt kostet zehn Euro. Die Route ist landschaftlich reizvoll und verläuft nah an der Direttissima. Route III ist die Route der Fußgänger. Sie führt entlang der Nibelungenhalle bergan und ist im oberen Teil sehr exponiert. Auf ihr erreicht der Bergfreund nach dreißig Minuten stetigem Steigen das Gipfelplateau.
Haben Sie Ihre Route festgelegt, geht’s darum, den idealen Monat für die Besteigung festzulegen. Generell ist der Drachenfels ein Ganzjahresgipfel. Er kann theoretisch an jedem Tag im Jahr bestiegen werden. Aber: Im Winter drohen schwere Vereisungen im
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