Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Gipfelbereich. Im Frühjahr kann der Rhein Hochwasser führen, sodass die Besteigung nicht offiziell anerkannt werden kann, weil ja nicht die gesamte Höhendifferenz durchklettert wird. Im Sommer ist es den Eseln oft zu heiß, und im Herbst können die gefürchteten Rheinnebel – in Kombination mit heftigen Schneeregenschauern – das lebensgefährliche Whiteout zur Folge haben. Sie wissen dann nicht mehr, wo oben, unten, rechts oder links ist, und laufen so lange im Kreis, bis Sie im schlimmsten Fall an Erschöpfung sterben.
Viele nehmen den Drachenfels auf die leichte Schulter. Mit fatalen Folgen. Ich rate dazu, auch hinsichtlich der Ausrüstung auf der sicheren Seite zu bleiben. Ein Seil – zur Not für die Esel –, ein Pickel, ein Biwaksack sowie Notproviant für drei Tage (für den Fall eines Schlechtwettereinbruchs) gehören in jeden Wanderrucksack. Dafür belohnt der Berg mit einer überragenden Aussicht auf den Rhein, die Voreifel und den Kölner Dom.
Wer den Drachenfels dreimal erfolgreich – möglichst auf Route III – bestiegen hat, kann sich an einen großen Berg heranwagen. Zum Beispiel an den Ben Lomond in Neuseeland. Dieser mächtige Bergklotz steht oberhalb von Queenstown, und Queenstown wiederum liegt auf der Südinsel von Neuseeland, am Rand der Neuseeländischen Alpen.
Königswinter ist miefig, spießig und kleinkariert. Queenstown ist lässig, trendy und abgedreht. Dort gibt es die besten Hotelbetten, die verrücktesten Adrenalinkicks und die am coolsten aussehenden Outdoor-Freaks der Welt. In ihr werden fast täglich neue Extremattraktionen oder Fun-Sportarten erfunden, mit denen man Touristen aus aller Welt das Geld sehr sportlich aus der Tasche ziehen kann. Ich nenne nur Zorbing, Caving, Jet Boating, Skysurfen oder Fly by Wire. In Queenstown ist Bungeespringen mittlerweile nur noch ein Programmpunkt bei lokalen Seniorenausflügen. Und Bergwandern ist keine sportliche Betätigung, sondern eine Freizeitgestaltung bar jeder Phantasie, mit der außerdem kein Geld zu verdienen ist.
Und genau aus diesem Grund macht Wandern in Neuseeland Sinn! Das Land ist leer, einsam, wild und schön. Und während in Queenstown Tausende von Touristen von morgens bis abends durch die Luft geschleudert, geflogen oder geworfen werden, herrscht oben am Ben Lomond paradiesische Ruhe. Der Berg hat eine ordentliche Höhe, genau gesagt: 1748 Meter. Wenn man die von Queenstown abzieht, bleiben immer noch 1418 Meter, die es zu überwinden gilt, wenn man den Gipfel erreichen will. Und der Ben Lomond hat es in sich. Wenn Sie ihn im Juli oder August besteigen wollen, also im neuseeländischen Winter, können Sie oben einschneien und erfrieren, verhungern und verdursten. Besser ist es, den Gipfelsturm zu wagen, wenn bei uns Winter ist. Aber auch dann gilt: warme Kleider und ausreichend Verpflegung mitnehmen. Das ist ernst gemeint! Der Weg zieht sich, und ab dem Sattel, unterhalb der eigentlichen Gipfelpyramide, wird es oft kalt und windig.
Ganz wichtig sind ordentliche Wanderschuhe. Mit Badelatschen an den Füßen wird aus dem Ben Lomond ganz schnell ein sehr hoher Berg. Allerdings: Das Bergwandern mit Badelatschen hat einen großen Vorteil, es gibt keine Blasen an den Fersen! Sie brauchen keine Angst zu haben, sich am Ben Lomond zu verlaufen. Das ist unmöglich. Die Wege sind gut markiert, auch für Menschen, die auf der Südhalbkugel Orientierungsschwierigkeiten haben. Vom Gipfel sieht man zwar nicht bis zum Kölner Dom, aber immerhin auf den schönen Wakatipu-See und auf den über 3000 Meter hohen Mount Aspiring.
Wenn Sie oben am Berg überraschenderweise doch einen Wandersmann oder eine Wandersfrau treffen, sagen Sie nicht «Grüß Gott», sondern «Hello» oder «Hi». Wenn Sie als Insider erkannt werden wollen, geben Sie ein «Gidday» von sich, und das meint «Good day» . Wenn Sie mit «How are you?» oder «What’s up?» begrüßt werden, antworten Sie bitte nicht ehrlich, also dass es Ihnen dreckig geht, Sie der Berg ankotzt und Sie ihn verfluchen, sondern sagen Sie: «Pretty good.» Der Neuseeländer ist stets positiv gestimmt, er mag kein Jammern. Also passen Sie sich an, auch wenn’s schwerfällt.
Kalkulieren Sie für den Aufstieg etwa drei Stunden ein, hinunter geht’s schneller. Ignorieren Sie aber die Berggondel, denn Sie wollen ja noch höher hinauf, auf einen sehr großen Berg. Sir Edmund Hillary, der neuseeländische Bergsteiger, ist auch nicht während der Trainingsvorbereitungen für den
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