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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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Probleme, aber an der nächsten Haarnadelkurve standen wir plötzlich vor einer gewaltigen Schlammlawine, die die Piste an einigen Stellen komplett weggerissen hatte. Mitten im Geröll entdeckten wir einen Armeejeep. Der Fahrer hatte sich mit einem Sprung gerettet und saß jetzt dreckig und blutend auf einem Felsklotz.
    «Was ist passiert?», fragte Haroon entsetzt.
    «Oben am Berg muss es stark geregnet haben, dadurch rutschte wohl alles hinunter», stammelte er. Unsere Jeeps hatte er angeblich weiter unten überholt und dann nicht mehr gesehen.
    Mit dem Willys konnten wir nicht weiterfahren, wir mussten uns zu Fuß durch den Dreck kämpfen. Hinter jeder Kurve hofften wir, unsere Leute zu finden. Drei weitere Felsstürze mussten wir passieren, dann sahen wir sie. Zuerst sagte niemand etwas, dann sprudelte es plötzlich aus Arjun heraus: «Wir waren gar nicht weit hinter euch, höchstens zehn Minuten. Doch dann mussten wir halten, weil die Ladung auf Husseins Jeep verrutscht war. Als alles wieder festgemacht war, konnten wir aber nicht los, weil Jussuf, der Letzte in der Kolonne, fehlte. Erst eine halbe Stunde später tauchte er auf.»
    «Was sollte das, war dein Jeep kaputt, oder was?» Haroon wandte sich an Jussuf.
    «Nein, der Jeep war okay», sagte der. «Ich musste noch was besorgen.»
    «Was denn besorgen?»
    Jussuf antwortete nicht auf die Frage, aber Arjun: «Er hat angehalten, um in einigen Hütten um Hasch zu feilschen.»
    Wären die anderen nicht dabei gewesen, Altaf hätte sich Jussuf von Mann zu Mann vorgeknöpft. Er konnte seine Wut kaum bremsen. «Du weißt, dass du uns mit deinen Extratouren gefährdest. Sobald die Reise beendet ist, kannst du sofort verschwinden.» Haroon hatte dem nichts mehr hinzuzufügen. Er hatte auch kein Problem damit, dass Altaf manchmal die Initiative an sich riss. Haroon war der Denker, Altaf der Macher.
    Die Gruppe war völlig verängstigt. Otto, Lehrer aus Viersen, traute sich aber trotzdem, eine Frage zu stellen. «Wie geht es weiter? Könnte man uns vielleicht aufklären?» Otto war der Typ Gartenzwerg mit Bürstenschnitt, drahtig und sehnig und als Lehrer vermutlich unbarmherzig und konsequent.
    «Wir müssen die Jeeps zurücklassen und zu Fuß den Berg hochgehen, jeder trägt seine Ausrüstung», sagte ich. «Die Fahrer bleiben bei den Wagen. Zelte und Küchenausrüstung haben wir ja im Küchenjeep.»
    Kurz vor Dunkelheit erreichten wir verdreckt und durstig die Stelle, wo wir unsere Mittagsrast geplant hatten. Tee tat jetzt gut, Wasser zum Waschen gab es jedoch nicht. Der steile Weg zum Fluss hinunter war nur mit dem Teekessel möglich, und das auch nur einmal. Ein schwerer Eimer wäre viel zu mühsam gewesen. Die Suppe fiel auch aus, es gab nur Dosenware.
    Da der Platz für die Zelte nicht ausreichte, lagen wir nebeneinander auf unseren Isomatten. Die Stimmung war im Keller. Otto, der Sprachführer, brachte es auf den Punkt: «Ich hatte eine Jeep-Expedition gebucht, aber nicht so einen Horrortrip. Kein Wasser, keine Zelte, kein vernünftiges Essen, davon hat niemand was gesagt.»
    Ich erwiderte: «Da hast du recht, aber eine Expedition läuft leider nicht immer gradlinig ab, manchmal hat man Pech.»
    «Mit Pech hat das nichts zu tun, eher mit eurem Unvermögen», konterte Otto.
    Ich hielt den Mund, das schien besser zu sein.
    Am nächsten Morgen fuhr Salim mit dem Küchenjeep fünfmal nach Astor hoch, durchs staubige Kaff hindurch, dann weiter auf die Rama-Wiese, die über 3000 Meter hoch gelegen ist. Nachmittags war die ganze Gruppe wieder zusammen. Die Rama-Wiese musste sich hinter keiner Schweizer Alm verstecken. Heidiland in Pakiland. Blumenwiesen, auf denen wohlgenährte Pferde weideten, ein kristallklarer Bach mit kleinen Forellen. Irgendwie fehlten da nur noch zweiundsiebzig Jungfrauen.
    Anstatt jetzt aber glücklich und zufrieden zu sein, weil wir einen perfekten Zeltplatz mit Wasseranschluss hatten und das Elend der Astor-Piste vergessen war, musste Wut abgeladen werden. Otto war wieder der Erste. «Wir machen das jetzt nicht mehr mit. Immer nur Fisch und Käse aus der Dose und Kekse aus der Packung. Das ist eine Mangelernährung. Ihr habt beim Einkauf anscheinend nur auf den Preis geschaut. Diese Tour kostet mich drei Monatsgehälter, und dafür soll ich hungern und im Dreck herumliegen. Ich beschwere mich!» Die anderen nickten zur Unterstützung bedrohlich.
    Haroon ließ mir bei der Antwort den Vortritt. «Sag mal, welche Nahrungsmittel hätten wir deiner

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