Isabellas Unterwerfung
sie hatte den Master in Simon erkannt. Die beiden schienen sich ohne Worte zu verständigen.
Der normale Simon zwinkerte Isabella zu und wandte sich zum Gehen. Offensichtlich hatte er erwartet, dass Cassy ihm folgen würde, denn als er sich nach ihr umdrehte, sprühten Master Simons Augen Funken.
Cassy sprang so schnell auf die Füße, dass ihr Stuhl nach hinten kippte. Es interessierte sie nicht. Sie schnappte ihre Tasche und war verschwunden, bevor Isabella überhaupt verstand, was da ablief.
Keiner am Tisch sagte etwas, alle starrten zur Tür, durch die die beiden verschwunden waren.
„Hast du das gewusst?“, fragte Isabella Jesse.
Es war Damian, der antwortete. „Ich hatte das Gefühl, sie wäre auf allen vieren hinter ihm hergekrochen, wenn er es verlangt hätte.“
Diesmal widersprach Isabella nicht, auch wenn ihr die Vorstellung einer solchen Unterwerfung zuwider war.
Kapitel 26
Isabella lebte seit drei Monaten mit Lucian zusammen. Sie hatte sich nie in ihrem Leben wohler gefühlt.
Nachdem Cassy die Stelle in der Kanzlei bekommen hatte, mietete sie das Penthouse von Isabella und richtete sich häuslich ein. Die Entscheidung war Isabella nicht schwergefallen. Nach Clarences Tod war das Haus nicht mehr ihr Zuhause gewesen. Cassy hatte sich über Isabellas Angebot gefreut, und zu ihrer Überraschung hatte Cassy nicht viel verändert. Sie arbeitete wie eine Besessene auf eine Partnerschaft hin. Sehr zu Jesses Enttäuschung sahen sie Cassy fast nie. Eigentlich sahen sie sich nur im Club, da Cassy eine feste Spielbeziehung mit Simon eingegangen war. Als Isabella ihr das erste Mal im Club begegnete, standen sich die beiden ungleichen Frauen schweigend gegenüber. Irgendwann grinste Cassy sie an. „Ich wusste doch, dass mehr in dir steckt.“ Dann hatte sie Lucian angegrinst. „Du hast eine gute Wahl getroffen. Ich gratuliere dir.“ Überschwänglich hatte Cassy sie in den Arm genommen, und Isabella hatte zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass sie es ehrlich meinte. Sie würden nie Freundinnen, aber die Spannung zwischen ihnen war sehr viel kleiner geworden.
Und dann war Simon zu ihnen getreten und hatte Isabella und Lucian begrüßt. Cassy ignorierte er völlig. Er hatte ein paar Worte mit Lucian gewechselt und dann die Wandlung zu Master Simon vollzogen. „Folge mir!“, hatte er gesagt, und Cassy ging einen halben Meter hinter ihm, mit gesenktem Kopf. Isabella hatte fasziniert hinter den beiden hergesehen. Lucian hatte einen Arm um ihre Taille gelegt und ihr ins Ohr geflüstert: „Möchtest du zusehen?“
Tatsächlich hatte Isabella einen Augenblick überlegt, doch dann hatte sie sich an Ann und Simon erinnert und daran, wie er Ann gewürgt hatte. Wollte sie Cassy so sehen? Isabella hatte den Kopf geschüttelt. „Nein, das möchte ich nicht. Ich frage mich allerdings, ob das Zimmer frei ist, in dem dieser wundervolle Tisch steht, mit den Pfosten und den Ringen …“
Lucian hatte gelächelt, ihr sachte in den Hals gebissen und sie an der Hand nach oben geführt.
Es war Donnerstagabend, Lucian und Isabella standen gemeinsam in der Küche. Das war zu einem Ritual geworden. Sie plauderten über den Tag, kochten etwas Schönes und ließen den Abend in aller Ruhe ausklingen.
„Du wirst es nicht glauben, aber als Jesse auch noch mit weißen Schwänen ankam, hat Damian nur noch den Kopf geschüttelt.“
Lucian lachte schallend. „Er muss aber auch jedes Klischee bedienen. Wenn das so weitergeht, glaube ich nicht, dass diese Hochzeit überhaupt zustande kommt.“
„Das habe ich auch schon gedacht, aber dann sehen die beiden sich an und ihre Augen funkeln.“ Isabella ließ das Messer sinken. „Ich hätte nie gedacht, dass die beiden glücklich werden.“
Lucian lächelte Isabella an und war für einen Moment abgelenkt. Er war dabei, eine Dorade zu filetieren, als er sich mit dem Messer in den Daumen schnitt.
Die Zeit schien stillzustehen. Isabella konnte nur noch auf das Blut starren. Es quoll aus seinem Daumen, lief über die Haut und ergoss sich über das Schneidebrett.
Sie konnte nicht atmen, und ihr Körper fühlte sich taub an. Ihre Welt reduzierte sich auf diesen einen Punkt. Isabella schluckte krampfhaft den Kloß in ihrer Kehle hinunter.
Lucian fluchte leise, sah überrascht in Isabellas weit aufgerissene Augen. Ihr Körper war verspannt, einzig auf sein Blut fixiert. Mit langsamen Schritten ging er um den Arbeitstisch auf sie zu. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, als er
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