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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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beschlagene Windschutzscheibe zu trocknen.
    Eigentlich hätte der Empfänger unten im Keller angebracht werden müssen, mit einem Recorder, der sich automatisch einschaltete, sobald Didiers Telefon benutzt wurde, aber Nel hatte mit dem, was ihr zur Verfügung stand, rasch improvisieren müssen, und das Ergebnis war auf jeden Fall besser, als er zu hoffen gewagt hatte.
    Das Motorengeräusch und der Lärm des Gebläses übertönten die Wähltöne des Telefons, die aus dem Emp fänger kamen, und er hatte schon in den ersten Gang geschaltet, als er mit einem Schrecken das Telefonsignal wahrnahm. Hastig drückte er auf die Aufnahmetasten, bevor er den Motor abschaltete. »Allô?«
    »Didier Lafont. Geben Sie mir Monsieur Millessandri.«
    »Er schläft.«
    »Ist mir scheißegal.«
    »Er wird nicht begeistert sein.«
    Ein Klicken. Marseille!, dachte Max aufgeregt. Milles sandri! Er spitzte die Ohren, um der Unterhaltung, die auf Französisch geführt wurde, folgen zu können, und war froh, dass alles auf Band aufgenommen wurde, dann konnte man es später in aller Ruhe übersetzen. Es dauerte einen Moment, bevor ein gereizter Millessandri an den Apparat kam.
    »Was ist los?«
    »Excuse-moi, Hector. Ich bin in Antwerpen. Mein Mann hier hat eine Anfrage bekommen. Er soll einer französi schen Dame, die ein kleines Problem hat, jemanden ver mitteln. Er wurde ihr von jemandem aus Marseille emp fohlen. In deiner Umgebung wird anscheinend über meine Erbschaftssache geredet, und zwar in allen Einzelheiten.«
    »Ich weiß nichts von einer Dame, das kommt nicht von uns. Kennst du ihren Namen?«
    »Nein. Ich frage mich nur, wie die darauf kommen, wo du doch der Einzige bist, der davon weiß, außer dem Mann, den du zu De Canter geschickt hast.«
    Millessandri ließ ein ungutes Schweigen entstehen. »Ich kann Unterstellungen nicht leiden, und das hier sollten wir nicht gerade am Telefon bereden.«
    »Mein Notar hat Besuch von Leuten aus dem Ausland bekommen.«
    »Das ist doch nicht mein Problem, n’est-çe pas?« Die mürrische Stimme hörte sich allmählich gefährlich an.
    »Ich rufe deswegen um diese Zeit an, weil mein Mann morgen deinen Mann zu einer Verabredung schickt, und da ich nicht weiß, wer es ist, kann ich ihn nicht erreichen. Kannst du dich auf diesen Mann verlassen?«
    »Natürlich. Er redet mit niemandem. Er ist in Paris. Er kommt nächste Woche zurück.«
    »Kannst du ihn anrufen und ihn informieren? Die Sache geht De Canter nichts an. Ich hoffe, dass du etwas unternehmen kannst. Es ist auch dein Problem. Ich denke an unsere gemeinsamen Interessen.«
    »Das wird kompliziert. Ich werde sehen.« Kurzes Schweigen. »Wann bist du wieder zurück in Saint Georges?«
    »Nächste Woche. Warum?«
    »Wir müssen uns in dieser Sache beraten.«
    Nel lag mit einem T-Shirt bekleidet im Bett, als er Zimmer Nummer 212 betrat.
    Im Zimmer war es kalt, vielleicht hatte sie die Heizung heruntergedreht und das Fenster ganz weit aufgerissen. Max hörte den Regen hinter den Gardinen. Er stellte den Empfänger auf das Nachtschränkchen neben ihrer Seite des Doppelbetts und wühlte ihr durch das blonde Haar, bevor er ins Badezimmer ging, um sich warm zu duschen.
    Nel lag unter der Decke, als er im Schlafanzug zurückkam. Nur das Lämpchen über ihrer Hälfte des Bettes brannte. Beide Hälften des Doppelbettes waren getrennt bezogen.
    »Ich rufe De Canter morgen früh an und vereinbare einen Termin. Es ging ziemlich glatt«, sagte Nel. »Das mit den zwölfhundert Dollar war eine gute Idee. Wenn die Leute Geld sehen, verlieren sie immer ein bisschen von ihrem Argwohn …«
    Max zog das unter die Matratze gestopfte Laken zwischen ihnen beiden heraus und zerrte an den dünnen Decken. Es entstand ein Chaos aus zerknüllter Bettwäsche, und ein kalter Luftzug kroch vom Fußboden her durch die entstandene Besuchsritze.
    Nel lag auf der Seite, schaute ihn an und wühlte langsam einen Fuß durch das Durcheinander hinüber zu seiner Hälfte. »Mir wird kalt«, flüsterte sie.
    »Augenblick«, sagte Max, setzte sich aufrecht hin, zog die Bettwäsche aus der Ritze, stützte sich mit dem rechten Fuß auf dem Boden ab und schob seine Betthälfte mit einem Knall gegen ihre. »Immer dasselbe Theater«, sagte er.
    »Die Kassette ist ein wichtiger Beweis«, murmelte Nel. »Schade, dass der Apparat nicht eingeschaltet war, als er die Nummer in Marseille gewählt hat.«
    Max drapierte wie eine fleißige Hausfrau die schmalen Bettlaken übereinander, bis sie

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