Isabelle
einer verstopften Regenrinne und zerspritzten mit zu friedenem plinkplonk auf einem Betonabsatz unterhalb ihres Fensters.
12
»Der Termin steht«, sagte CyberNel, als sie sich zu Max an das Büfett gesellte, wo sie sich mit Brötchen, Croissants und diversen Sorten Brotbelag versorgte.
»Möchtest du Orangensaft?« Er hielt die Karaffe hoch.
»Und Kaffee.« Sie nahm sich einen Teller und ging zu den Platten mit gebratenem Speck, Wurst und Eiern. »Ich habe Hunger.«
Er füllte Gläser mit Orangensaft und suchte mit dem Tablett in der Hand einen Tisch zwischen den Vertretern und Dutzenden von älteren Damen, die sich alle zu kennen schienen und die wahrscheinlich zusammen in einem Bus unterwegs waren.
Er schnitt ein Brötchen auf, als Nel zu ihm kam, ihr Tablett auf den Tisch stellte und ihn auf die Wange küsste, freundschaftlich wie immer, bevor sie sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte.
»Vielleicht war es keine so gute Idee«, sagte er.
»Du solltest nicht so viel darüber nachdenken.« Sie nahm eine zusammengerollte Scheibe knusprigen Speck zwischen Daumen und Zeigefinger und biss hinein. Sie leckte sich die Finger ab, griff nach einer Papierserviette und bestellte Kaffee.
»Ich überlege, was besser ist – eine Ausrede zu erfin den, damit du gar nicht erst hingehen musst, oder ihm eine Geschichte aufzutischen, die wir niemals wasserdicht hinkriegen. Es ist zu gefährlich, der Mann weiß Be scheid.«
Sie starrte ihn an. »Ach, das meinst du?« Sie versuchte spöttisch zu klingen, aber es gelang ihr nicht so recht.
Max wollte Nel nicht mit einem Kater beleidigen, den er gar nicht hatte. »Was glaubst du denn, was ich gemeint habe?«
Sie schwieg einen Moment. Er sah, dass sie nervös war. Ganz logisch, er selbst war auch nervös. »Was glaubst du denn, was ich dachte, was du meinst?«, fragte sie.
Die Angestellte brachte Kaffee. Er wartete, bis sie wie der gegangen war. »Ich bin verrückt nach dir«, sagte er. »Ich würde mir niemals vergeben, wenn ich dich verlieren würde. Ich kann nicht ohne dich sein, und das nicht nur, weil ich dich brauche.«
Sie entspannte sich ein bisschen. »Du verlierst mich nicht«, sagte sie leise. »Du bist mein Freund. Ich fühle mich sehr glücklich. Du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet.« Erleichtert warf sie einen Blick auf den Kaffee und fing sofort an, mit den Armen zu fuchteln. »Juffrouw? Hallo! Miss Belgien! Juffrouw?«
Die Serviererin blickte auf, genau wie das ganze übrige Restaurant. Sie kam so schnell an ihren Tisch, als wolle sie einen Aufstand verhindern. Nel zeigte auf den Kaffee: »Wir wollten Tee haben. Meneer trinkt ausschließlich Tee zum Frühstück.«
Die Serviererin verschwand mit einem der beiden Kaffeekännchen.
Max sah ihr in die Augen, die fröhlich dreinschauten. »Tee«, sagte sie. »Genau wie beim ersten Mal.«
»Soweit ich weiß, ist das das erste Mal.« Max legte seine Hand offen auf den Tisch, und sie legte ihre ohne zu zögern hinein. Die Selbstverständlichkeit ihrer Geste gab ihm ein warmes Gefühl. Er schloss seine Finger fest um ihre Hand und schaute zum Fenster hinaus ins graue Morgenlicht von Antwerpen, das nicht im Geringsten zu romantisch wehmütigen Gefühlslagen passte.
»Ich habe es mir gewünscht«, sagte er. »Schon sehr lan ge. Es war mehr als nur Neugier.«
»Ich war aber schon neugierig«, bekannte CyberNel. »Möchtest du etwas über meinen früheren Ehemann wissen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.« Nel kicherte. »Und du brauchst dir wirklich über nichts Sorgen zu machen.«
Sie zog ihre Hand weg, als die Serviererin zurückkam, und nahm der Frau die Teekanne ab. Sie schenkte sein Teeglas voll und sagte: »Vielleicht sollten wir überhaupt nicht darüber reden. Es ist einfach geschehen, und aus. Es ändert nichts zwischen uns. Nein, das ist auch Unsinn, es hat sich etwas verändert, aber ich finde das nicht schlimm. Wieder falsch, ich finde es schön. Ach, ich rede dummes Zeug, aber ich will nicht, dass sich mehr verändert als unbedingt nötig. Das mit unserem Sexwochenende machen wir trotzdem, wenn ich den Stierkämpfer heirate.« Sie seufzte und fragte ihn ohne Umschweife: »Machst du dir Gedanken wegen Marga?«
Vielleicht dachte Marga genauso über Nel wie er über den unbekannten Hendrik. »Marga hat mir aufgetragen, lieb zu dir zu sein.« Er lächelte, ein bisschen bitter, weil er sich wie ein Verräter fühlte.
Nel runzelte die Stirn. »Willst du es ihr sagen?«
Er zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher