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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Schultern. »Ich glaube, sie wird es uns sowieso ansehen, wenn nicht mir, dann dir. Sie hat den sechsten Sinn.«
    »Ich habe nicht vor, Marga zu meiden.«
    Sie sah hübsch aus mit dieser nervös gerunzelten Stirn.
    »Du hast Recht«, sagte Max. »Wir brauchen nicht darüber zu reden, wir müssen auch keine Abmachungen treffen, das alles klingt nur falsch oder widersprüchlich. Das einzig Wichtige ist, dass ich keine Spur von Reue empfinde.«
    »Ich auch nicht.« Ihr Stirnrunzeln verschwand und sie lächelte wieder, sonnig und optimistisch. »Okay.«
    Am runden Ende der Bar, das zur Tür hin lag, ließ sich Max von drei Hafenarbeitern bereitwillig in eine Diskussion über die Chancen von Antwerpen gegen Ajax Amsterdam verwickeln. Er bestellte eine Runde Pils, um die Stimmung aufrechtzuerhalten. Das war besser, als sich hinter einer Zeitung zu verschanzen. »Trink doch auch einen mit«, sagte er zu Tilly. »Schlecht für den Sex, aber gut gegen Erkältung.« Die Hafenarbeiter grinsten.

Der Mann kam eine Viertelstunde nach ihm herein. Er schaute sich um und ging an der schwatzenden Männerrunde vorbei ans andere Ende der Bar. Er bewegte sich geschmeidig und entspannt, Muskeln spielten unter seinem dunkelbraunen Anzug, und er trug einen nachtblauen Regenmantel unter dem Arm. Er setzte sich auf einen Barhocker, legte den Mantel zusammengefaltet auf den Hocker neben sich und bestellte ein Tonic. Er war ein großer, breitschultriger tiefschwarzer Mann mit Kraushaar, dunklen Augen und breitem Gesicht. Ein Afrikaner, riet Max, vielleicht aus der ehemaligen Kolonie Belgisch-Kongo oder einer der zahllosen französischen Exkolonien. Sein Alter war schwer zu schätzen, er war in hervorragender Kondition und hätte ebenso gut dreißig wie fünfzig Jahre alt sein können. Der Mann saß in sich gekehrt dort und wartete, mit dem Gesicht zur Tür. Er wirkte entspannt und wachsam zugleich, auf die schläfrige und erfahrene Art von Menschen, die daran gewöhnt sind, an der Front oder bei Einsätzen im Dschungel jeden Moment der Ruhe auszunutzen. Möglicherweise war er ein ehemaliger Söldner.
    »Muss mal kurz für kleine Jungs«, murmelte Max den Hafenarbeitern zu und rutschte von seinem Barhocker. »Trinkt doch noch einen auf mich.« Er gab Tilly das Zeichen für eine weitere Runde und ging an dem Afrikaner vorbei, der seine Bewegungen ausdruckslos verfolgte. Max öffnete eine Tür, an der ein Emailschild mit einem Manneken-Pis festgeschraubt war. Dahinter befand sich ein schlecht beleuchteter Flur, von dem aus kleine Salontüren zu einem Klo mit stinkender Pissrinne, einer Sitztoilette, einem Kondomautomaten und einer Telefonnische führten. Max griff nach dem Hörer, warf Münzen ein und rief in seinem Auto an.
    »Ja«, meldete sich CyberNel.
    »Ich glaube, dass er hier ist.«
    »Du meinst den Schwarzen?«
    »Ich bin mir so gut wie sicher.«
    »Ich habe ihn schon auf einem Foto mit drauf. Ich mache noch ein paar bessere, wenn er rauskommt. Er ist zu Fuß unterwegs.«
    »Ruf jetzt De Canter an. Aber sei vorsichtig!«
    Max legte auf und zog demonstrativ an seinem Gürtel, als er an die Bar zurückkehrte. Er nickte dem Afrikaner im Vorbeigehen zu und gesellte sich wieder zu den Hafenarbeitern, die jetzt über die Arbeitsverhältnisse im Antwerpener Hafen sprachen.
    Zehn Minuten später klingelte das Telefon hinter der Bar. Tilly ging dran und hielt dann dem Afrikaner den Hörer hin. »Meneer, äh … Ich glaube, das ist für Sie.«
    Der Afrikaner ging auf sie zu und nahm ihr den Hörer ab, murmelte etwas und warf einen kurzen Blick auf Tilly, während er zuhörte. Nach zehn Sekunden legte er den Hörer ohne Kommentar wieder auf die Gabel. Er zog ein Portemonnaie heraus, legte zwei Münzen auf den Tresen und ging weg, ohne ein Wort zu sagen.
    »Vielen Dank auch«, sagte Tilly. Sie fegte die Münzen von der Theke und rollte die Augen viel sagend zur De cke.
    Einer der Hafenarbeiter lachte. Max sagte, er müsse jetzt los, und winkte Tilly, um die Runden zu bezahlen. »Der eine so, der andere so«, sagte er. »Hast du dir zufäl lig seinen Namen gemerkt?«
    »Die heißen anders als wir. Telerama oder so.«
    Max gab ihr ein dickes Trinkgeld. »Kommt er öfter hierher?«
    »Nein, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Vielleicht von einem Frachtschiff.«
    »Halt die Ohren steif«, sagte Max. Er winkte den Ha fenarbeitern zu und verließ die Kneipe. Sein Auto war weg. Der Afrikaner war nirgends zu sehen. Max spazierte zum Treffpunkt auf dem

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